Heddesheim

Tierischer Einsatz fürs Heddesheimer Ökosystem

Florian Pürzer und seine 13 Schafe sorgen für Landschaftsschutz auf der Streuobstwiese nördlich des Heddesheimer Badesees: Druch die Beweidung wird die Magerrasenfläche ordentlich gedüngt und belebt

Von 
Martin Tangl
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Florian Pürzer lässt derzeit seine 13 Schafe an der Streuobstwiese in Heddesheim grasen. © Martin Tangl

Heddesheim. Er ist wieder da! Der Odenwälder Florian Pürzer hat diesmal 13 Jungschafe mitgebracht, die jetzt für einige Wochen die schmackhaften Kräuter und Gräser auf der Heddesheimer Streuobstwiese abgrasen. „Aus Leidenschaft“ widmet sich der 29-Jährige seit zwölf Jahren seinen rund 150 Tieren, darunter auch zehn Ziegen. So sorgen die Vierbeiner auf den Weideflächen der Region auf natürliche Art und Weise für Landschaftsschutz und dienen so auch der Artenvielfalt.

Finanziert und unterstützt werden die Projekte von der LebensWelt der VR Bank Rhein-Neckar. Das Geldinstitut hat die Flächen in Heddesheim für das Projekt „alte Streuobstwiesen“ gepachtet.

Immense Vorteile

„Die Streuobstwiesenbeweidung birgt immense ökologische Vorteile bei der Erhaltung unserer Kulturlandschaften“, betont Florian Pürzer im Gespräch mit dieser Redaktion. Wir haben uns auf der neuen Weidefläche nördlich des Heddesheimer Badesees getroffen. Zufällig kommt auch Walter Gerwien vorbei, Streuobstwiesen-Pädagoge, Polizist und CDU-Gemeinderat in Heddesheim. Gleich fachsimpeln die beiden Männer, Gerwien will im kommenden Frühjahr die Schafe mit in sein pädagogisches Programm aufnehmen, „um so Kindern und Jugendlichen die Natur näherzubringen“.

„Schafe waren immer schon mein Traum“, schwärmt Florian Pürzer, als er 18 Jahre alt war, habe er mit drei, vier Tieren angefangen. Heute verteilen sich seine Schafe im Umkreis von 25 bis 50 Kilometern, um auf den Wiesen der Metropolregion zu weiden.

„Eine gemähte Wiese bringt nicht viel“, weiß der Experte. Aber wenn seine Schafe auf den Magerrasenflächen grasen, sorgen sie dafür, „dass es im Frühjahr hier richtig blüht“. Das kommt dann all dem Getier, den Insekten und Vögeln zugute. Außerdem verteilen die Schafe durch ihren Kot und im Fell Samen – „quasi als Naturtaxi“. Die Tritte der Tiere sorgen schließlich dafür, dass Wühlmäuse durch die Störungen im Boden lieber das Weite suchen. Das alles dient schließlich dem Erhalt der Artenvielfalt, dem Ökosystem und im Kleinen dem Klimaschutz.

Walter Gerwien ergänzt, dass die Gegend hier am Badesee mit Wasser, Hügeln, Büschen, Sträuchern, Wald und Feldern sowie den Streuobstwiesen für die Schafbeweidung nahezu ideal ist. So ist Pürzer, im Hauptberuf Angestellter im Agrarhandel, nach Heddesheim zurückgekehrt, nachdem seine Schafe im August schonmal hier Station gemacht haben. Täglich schaut er nach dem Rechten. „Obwohl ich das ein oder andere managen muss, versorgen sich die Tiere selbst“, berichtet er. Er füllt eine Wanne mit Wasser. „Aber daran nippen die Schafe meist nur, wenn sie genügend nasses Gras zu fressen haben“, sagt der Schäfer und berichtet: „Spitzwegerich mögen sie besonders gerne, Ampfer lassen sie dagegen weitgehend stehen.“

Immer „Leckerli“ dabei

Er hat aber auch immer ein paar Pellets dabei, „als Leckerli“. Kaum gesagt, haben ihn seine bepelzten Schützlinge schon erkannt und verlassen zügig den Schatten ihres kleinen Unterstands, um sich mit den Schmankerln verwöhnen zu lassen.

Je nach Futterangebot an Gräsern und Kräutern können die Schafe bis in die kalte Jahreszeit draußen bleiben. „Im Sommer schützt das Fell als dickes Vlies gegen die Hitze, im Winter gegen die Kälte“, erklärt Pürzer. So kann er seine Tiere – „je nach Futterangebot“ – bis in den Januar im Freien lassen, ehe sie dann in den Stall auf seinem Hof in Mörlenbach-Weiher kommen. Neben den Kreuzungsschafen züchtet der Odenwälder alte, vom Aussterben bedrohte Rassen wie das Coburger Fuchsschaf oder das Ungarische Zackelschaf. Manchmal helfen ihm bei der Betreuung der Tiere seine vier Hunde, zwei Kangals als Herdenschutzhunde sowie zwei Australian Working Kelpie als Hütehunde.

„Im Frühjahr werden die Schafe dann alle geschoren und kommen im März/April wieder raus“, sagt der Schäfer. Mit der Wolle jedoch sei mittlerweile kein Geschäft mehr zu machen, bedauert er. Ein wenig könne er als Kompost verkaufen, den Rest verschenke er. „Das Scheren kostet mehr Geld, als man kriegt“, seufzt Florian Pürzer. Hier und da vermarkte er auf Bestellung aber auch das Fleisch einjähriger Lämmer, die er von Landmetzgern „ohne Stress“ schlachten lasse. Auch hier sorgt er sich mit Leidenschaft um seine Schafe.

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