Neckar-Bergstraße. Sie ist ein länderübergreifendes Infrastrukturprojekt, wie es Heddesheims Bürgermeister Michael Kessler jetzt im Gemeinderat formulierte: Die 250 Kilometer lange Gasleitung kommt von Lampertheim in Südhessen und führt bis nach Bayern. Weil sie auf dem Weg dorthin auch viele Städte und Gemeinden der Region tangiert, zieht Projektleiterin Maren Raubenheimer von Transnet derzeit durch die Gemeinderäte, um über die Pläne zu informieren.
Süddeutsche Erdgasleitung (SEL) nennt sich das Projekt, das von Terranets bw realisiert wird. Das Unternehmen sitzt in Stuttgart und hat eine Niederlassung in Sandhausen. „Wir bleiben vor Ort und betreiben die Leitung selbst“, versichert Raubenheimer. Momentan geht es noch um Erdgas, aber das Ziel ist, ab 2032 in den Rohren auch Wasserstoff zu transportieren, der überwiegend aus dem Norden kommt, aber im Süden gebraucht wird, wie die Projektleiterin erklärt.
Wie die Leitungen verlaufen sollen, ist bislang erst ganz grob festgelegt. „Wir haben dafür Korridore“, erläutert die Projektleiterin. Das Ganze sei also noch nicht grundstücksscharf. „Wir haben die SEL liebevoll ein Multitalent genannt“, sagt Raubenheimer. Das Ganze diene auch als Gasspeicher. Zudem werde parallel mit den Rohren Glasfaserkabel verlegt, das auch von Dritten genutzt werden könne.
63 Kilometer der Trasse führen durch den Bereich des Regierungspräsidiums Karlsruhe. Aktuell geht es für Terranets bw in diesem Abschnitt darum, innerhalb des behördlich festgelegten, 600 Meter breiten Korridors die Detailplanung zu erstellen und die Frage zu beantworten, wo genau die SEL verlaufen kann. Dazu dient das Planfeststellungsverfahren, das mit einem Beschluss des Regierungspräsidiums als der genehmigenden Behörde endet, also mit einer konkreten Bau- und Betriebsgenehmigung.
Breiter Arbeitsraum
Die Rohre, die verlegt werden, haben einen Durchmesser von 1,20 Meter. Eine landwirtschaftliche Nutzung sei weiter möglich, auch Sonderkulturen, versichern die Terranets-Experten. Warum trotz der vergleichsweise dünnen Rohre ein Arbeitsraum von 34 Metern erforderlich ist, zeigt Raubenheimer anhand einer Grafik. Der eigentliche Leitungsgraben ist an der Sohle etwa zwei Meter breit. Daneben befinden sich mehrere Streifen für die Lagerung des Aushubs aus verschiedenen Schichten. Das liegt auch am Bodenschutz, der bei dem Projekt großgeschrieben wird. Am Ende sei der Ertrag der landwirtschaftlichen Flächen so groß wie vorher. Deshalb wird der Oberboden separat abgelegt und erst am Schluss wieder eingearbeitet. In dem 34 Meter breiten Baustellenstreifen gibt es außerdem eine Arbeitsspur für Baumaschinen und eine Überholspur.
Bis Ende 2026 fertig
Die eigentlichen Rohre sind aus Stahl und wasserstofftauglich, ihren Verlauf markieren später gelbe Pfosten in der Landschaft. Über der Leitung gibt es mindestens 1,20 Meter Erdreich. Darauf sind auch Radwege möglich, wie Terranets betont. „Unser Plan ist sportlich“, räumt Raubenheimer ein. Wenn das Genehmigungsverfahren wie gedacht läuft, könnten Anfang 2025 erste Vorarbeiten beginnen und der Bau bis Ende 2026 abgeschlossen sein.
„Wir planen mit größter Sorgfalt und respektieren die Belange vor Ort“, versichert Terranets. Die Eingriffe in Natur und Landschaft sollten so gering wie möglich gehalten werden, Herzstück des Verfahrens sei eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Eine Ferngasleitung gibt es in dem Korridor bereits. „Wir werden versuchen, so parallel daran zu bauen, wie es geht“, kündigt die Projektleiterin an.
Neben dem Besuch der Sitzungen von Gemeinderäten in der betroffenen Region geht Terranets auch online in die Informationsoffensive. Auf einer eigenen Homepage werden nicht nur die geplanten Trassen und Korridore aufgezeigt, sondern auch viele Fragen beantwortet. „Die SEL ist eine kluge Investition in die Zukunft“, heißt es da. Sie werde die Region in den nächsten Jahren mit dringend benötigtem Erdgas versorgen und baue schon jetzt „eine sichere Brücke in eine neue Zeit“. Die SEL stehe bereit, grüne Gase und Wasserstoff zu transportieren, deren Bedarf spätestens ab 2030 stark steigen werde. Gleichzeitig unterstütze sie den Ausbau des High-Speed-Internets - in Form von parallel verlegten Glasfaserkabeln.
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