Bildung

Stifter aus Heddesheim wollen Integration fördern

Warum Hilary und Claus Herzog aus Heddesheim ihr Vermögen in eine gute Sache stecken, und wer ihnen dabei hilft.

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Hilary und Claus Herzog stellen die von ihnen gegründete Stiftung vor, die unter dem Dach der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Rhein-Neckar Nord steht. © Hans-Jürgen Emmerich

Heddesheim. Sie haben ein Herz für Heddesheim und vor allem ein Herz für Kinder. Schon zu Lebzeiten zeigen sie das immer wieder. Doch Hilary und Claus Herzog ist das nicht genug. Das kinderlose Paar will sein Vermögen dauerhaft in den Dienst einer guten Sache stellen. Deshalb haben sie jetzt die nach ihnen benannte Claus + Hilary Herzog Stiftung gegründet, und zwar unter dem Dach der Sparkasse Rhein Neckar Nord.

„Es war ein cleverer Schachzug, unter das Dach der Sparkasse zu schlüpfen“, kommentierte Heddesheims Bürgermeister Achim Weitz am Mittwoch bei der Vorstellung der neuen Stiftung im Rathaus. Denn die Gründung einer Stiftung sei sehr anspruchsvoll und ohne Unterstützung ausgesprochen schwierig umzusetzen. „Herzog und ich kennen uns schon Jahrzehnte“, plauderte Weitz aus dem Nähkästchen und erinnerte sich an die Zeit, als er Ordnungsamtsleiter war. Schon damals habe Herzog ehrenamtlich bei Wahlen geholfen, als „Diener der Demokratie“, wie der Bürgermeister formulierte. Wie lange die erste Begegnung beider zurückliegt, ergänzte Herzog augenzwinkernd: „Da warst Du noch Lehrling.“

Heddesheim, 16.9.2025: Thomas Kowalski vom Vorstand der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Rhein Neckar Nord mit Stifterin Hilary Herzog. © Hans-Jürgen Emmerich

Weitz charakterisierte den Stifter als „Mensch, der Dinge bewegen und sich für Gemeinschaft einbringen will“. Hilary und Claus Herzog hätten mit Fleiß und Leidenschaft das Leben gemeistert: „Sie haben das Herz am rechten Fleck.“ Genau das sei die Grundlage für die Stiftung. Mit den Schwerpunkten Integration und Bildung hätten sie die Zeichen der Zeit erkannt: „Darauf kommt es heute mehr denn je an.“

„Wenn wir Integration und Bildung besser hinbekommen, lösen sich viele Probleme auf vielen Ebenen ganz von allein“, sagte Weitz. Auch für die Demokratie sei Bildung ein wichtiger Schlüssel. „Es gibt keine einfachen Antworten, und wer einfache Lösungen propagiert, dem sollte man nicht vertrauen, das sind die Rattenfänger“, sagte der parteilose Bürgermeister, wohl auch unter Anspielung auf aktuelle Wahlerfolge einer Partei am rechten Rand, ohne sie namentlich zu nennen.

Seit 1976 sind die Eheleute Herzog in Heddesheim zu Hause

Formal gegründet wurde die Stiftung bereits am 20. Februar, in den Räumen der Sparkasse in Weinheim, wie Herzog berichtete. „Ein bedeutsamer Tag“, sagte der Bauingenieur, der sich selbst als Westfale mit bayrischen Wurzeln bezeichnet. In Mannheim hat er seine Frau Hilary kennengelernt, 1970 haben beide geheiratet. 1976 bauten sie ihn Heddesheim ihr Eigenheim, 1978 machte sich der Ingenieur hier selbstständig, gründete später das heutige Büro Herzog + Partner in Mannheim. Als Statiker war er an namhaften Projekten in Mannheim beteiligt, etwa am Ausbau des Rosengarten Congress Zentrums oder an der Neuerung des Schloss-Mittelbaus. In Heddesheim arbeitete er am Bürgerhaus mit, „eine äußerst anspruchsvolle Konstruktion“, wie er sagt. Auch in den Neubauten der Hans-Thoma-Schule steckt seine Expertise.

Das Büro entwickelte sich prächtig, stellenweise hatte es mehr als 30 Mitarbeiter. Bis heute besteht es fort, auch wenn sich Herzog selbst inzwischen zur Ruhe gesetzt hat. Auf die Idee einer Stiftung brachte ihn ein rotarischer Freund, Karl Heinz Lorenz: „Ohne Dich wären wir heute nicht hier.“ Von Lorenz angesprochen, nahm die Sache mit der eigenen Stiftung ihren Lauf, wenn auch nur langsam, wie Herzog einräumt: „Oftmals fehlte mir die Geduld.“

„Wir haben hautnah erlebt, was Integration bedeutet“

Als 2015 der Flüchtlingsstrom einsetzte, hatte er das Thema seiner späteren Stiftung bereits vor Augen: „Wir konnten hautnah in Heddesheim miterleben, was Integration bedeutet.“ Viele standen den Ankommenden helfend zur Seite, unternahmen Ausflüge, gründeten das Café Welcome. Der 2020 aus dem Arbeitskreis Flucht und Asyl entstandene Verein F.A.I.R. (Flucht, Asyl, Integration, Respekt) habe für ihn und seine Frau Vorbildcharakter.

So wundert es nicht, dass gleich das erste Projekt der Stiftung gerade Kindern und der Bildung gilt, mit und ohne Migrationshintergrund. Um ihnen einen guten Start ins Schulleben zu sichern, erhalten sie nicht nur einen Ranzen und eine Schultüte, sondern die komplette Erstausstattung, wie Melanie Brunner-Straub von F.A.I.R. dankbar erklärte. Ihre neuen Schultaschen präsentierten Tasmin, Dali und Jusuf mit leuchtenden Augen.

Drei Kinder freuen sich über die Erstausstattung für den Start in die Grundschule. © Hans-Jürgen Emmerich

Den finanziellen Grundstock haben die Eheleute Herzog mit dem Verkauf des Bürogebäudes finanziert. So steht ein Kapital von 400.000 Euro zur Verfügung, dessen Zinserträge in Projekte fließen. Außerdem sammelt die Stiftung Spenden von allen ein, die das Anliegen unterstützen wollen. Förderanträge können ausschließlich gemeinnützige Organisationen, Schulen, Kirchen, Kommunen und Initiativen in der Metropolregion Rhein-Neckar stellen. Im Vordergrund steht dabei laut Herzog eine Erkenntnis von Abraham Lincoln: „Ein ungebildetes Kind ist ein verlorenes Kind.“

Die Stiftung



Stifter: Hilary und Claus Herzog

Verwaltung: Stiftergemeinschaft der Sparkasse Rhein-Neckar Nord

Grundstock: 400.000 Euro

Projektziele: Bildungszugang schaffen, Integration durch Sprache, Sport, Kultur und Musik sowie Austausch und Völkerverständigung fördern

Förderbereiche: deutsche Sprache und schulische Fächer, Musik und kulturelle Angebote, Nachhilfeprojekte, interkulturelle Jugendbegegnungen

Förderanträge: Gemeinnützige Organisationen, Schulen, Kirchen, Kommunen und Initiativen in der Metropolregion Rhein-Neckar können Förderanträge stellen. Wichtig: Eine Förderung ist nur in Zusammenarbeit mit einer anerkannten Organisation möglich.

Homepage: ch-herzogstiftung.de

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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