Heddesheim. Rund 9600 Wahlberechtigte sind am Sonntag aufgerufen, einen neuen Bürgermeister für Heddesheim zu wählen. Rund 27 Prozent von ihnen hatten bis Freitagvormittag bereits Briefwahl beantragt. Bei der Wahl vor acht Jahren waren es zu diesem Zeitpunkt erst 14 Prozent. Trotzdem lässt sich aus dem hohen Briefwahlanteil nicht zwangsläufig auf eine insgesamt höhere Wahlbeteiligung schließen, denn seit Beginn der Corona-Pandemie gibt es einen verstärkten Trend zur Briefwahl.
Als vor acht Jahren der jetzt ausscheidende Amtsinhaber Michael Kessler von Grünen-Gemeinderat Günther Heinisch herausgefordert wurde, gaben 58,5 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Mit 63,3 Prozent siegte Kessler damals klar, Heinisch erhielt 34,9 Prozent. Diesmal wird das Rennen sehr viel spannender. Zum einen, weil der amtierende Verwaltungschef nach 24 Jahren nicht mehr antritt, zum anderen, weil das Bewerberfeld ausgesprochen groß ist. Dass einer der sechs Kandidaten auf dem Stimmzettel auf Anhieb die absolute Mehrheit holt, gilt als unwahrscheinlich.
Mit Daniel Gerstner (SPD) und Tobias Köber (FDP) treten gleich zwei Gemeinderäte und Ur-Heddesheimer an. Jens Römer (Grüne) wohnt bereits seit ein paar Jahren in der Gemeinde. Achim Weitz fühlt sich wegen seiner jahrelangen Tätigkeit im Ordnungsamt wie ein Heddesheimer. Er ist wie der Weinheimer Norbert Hölscher parteilos. Ohne Plakate, Homepage und Programm bewirbt sich Peter Seitz um das höchste Amt in seiner Gemeinde.
Auf dem Stimmzettel ist die letzte Zeile leer. Hier können Namen von Kandidaten ergänzt werden, sofern sie wählbar sind. So kommt es bei Bürgermeisterwahlen regelmäßig vor, dass auch scheidende Amtsinhaber gewählt werden, die gar nicht mehr antreten. Bei der Umfrage beim Wahlforum des „MM“ Anfang März tauchte zweimal der Name Martin Kemmet als Favorit auf. Der frühere CDU-Fraktionsvorsitzende hatte zwar sein Interesse an einer Kandidatur angemeldet, wurde aber von seiner Partei nicht nominiert und kehrte ihr daraufhin den Rücken. Gemeinderat ist er aber geblieben.
Während sich Gerstner, Köber, Römer und Seitz am Sonntag selbst wählen können, bleibt den „Auswärtigen“ Weitz und Hölscher diese Möglichkeit versagt. Wir haben die Bewerber gefragt, wie sie den Wahltag verbringen. Gerstner will vormittags im Wahllokal wählen und danach zum Mittagessen gehen. „Anschließend werde ich mit meinen Kindern etwas unternehmen, so bin ich abgelenkt, und die Anspannung rückt etwas in den Hintergrund“, verrät er. Sein Ratskollege Köber peilt den Gang zur Urne gegen 12 Uhr an, um danach den Wahltag „entspannt zuhause zu verbringen“. Römer will mit der Familie in die Karl-Drais-Schule zum Wählen gehen und danach um den Badesee spazieren.
Ein Sonntag wie jeder andere könnte es bei Weitz werden: „Nach einem gemütlichen Frühstück geht es am Morgen noch zu einer Trainingseinheit ins Sportstudio“, erklärt er. Dann will er sich schon bald auf den Weg ins Carl-Benz-Stadion machen, um sich um 14 Uhr das Spiel SV Waldhof Mannheim gegen den TSV 1860 München anzusehen. Hölscher verbringt den Wahltag in der Familie - wie jeden Sonntag. „Gerade in der Wahlkampfzeit war der Sonntag der einzige Tag der Ruhe mit der Familie“, schreibt er. Danach geht es zu Freunden nach Muckensturm, um langsam den mit Spannung erwarteten Wahlabend einzuleiten.
Präsentation im Bürgerhaus
Treffen werden sie sich am Abend vermutlich alle im Bürgerhaus. Dort werden ab 18 Uhr die Ergebnisse der Wahl Stimmbezirk für Stimmbezirk auf einer großen Leinwand eingeblendet. Die Auszählung selbst erfolgt in den einzelnen Wahllokalen, die sich unter anderem in den beiden Schulen befinden. Wie die Wahlhandlung ist auch die Auszählung der Stimmen öffentlich. Offene Türen wird es im Bürgerhaus ebenfalls geben, nicht zuletzt wegen der Frischluftzufuhr in Corona-Zeiten. Außerdem gilt nach Angaben von Hauptamtsleiter Julien Christof eine Maskenpflicht.
Und wie steht es am Abend mit Feiern? „Falls es - wider Erwarten - im ersten Wahlgang klappen sollte, werden wir eine Spontanfeier mit allen Bürgern feiern“, lässt Hölscher wissen, aber: „Geplant ist tatsächlich noch nichts.“ Definitiv keine Wahlparty plant Gerstner. „Diese werden wir, genau wie das Helferfest, auf einen späteren Zeitpunkt verlegen - auch aufgrund der aktuellen Coronasituation“, schreibt er.
Römer und sein Team wollen den Wahlabend in der Dorfschenke (Da Lillo) verbringen.Ab 17.30 Uhr trifft sich das „Team Weitz“ im Bistro StAy in Heddesheim, um gemeinsam den Eingang der Ergebnisse zu verfolgen. Für Köber gibt es „je nach Ergebnis vielleicht noch ein Gläschen Sekt im engsten Familienkreis“. Eine Wahlparty plant er erst für den wahrscheinlichen Tag der Neuwahl am 10. April. Da steigt in der Bahnhofstraße ein fröhliches Fest mit Grillfleisch und Fassbier - unabhängig vom Ergebnis: „Dazu ist jeder herzlich willkommen, der mir wohlgesonnen ist.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heddesheim_artikel,-heddesheim-mehr-als-9600-heddesheimer-sind-zur-wahl-aufgerufen-_arid,1927092.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heddesheim.html