Mundart

Lellebollem begeistern in Heddesheim mit Lokalposse

Die Laienschauspieler der Heddesheimer Lellebollem haben am Wochenende mit „Sommer, Sonne, Seitensprung“ im ausverkauften Bürgersaal begeistert.

Von 
Martin Tangl
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Die Urlaubsidylle trügt, bei „Sommer, Sonne, Seitensprung“ der Lellebollem in Heddesheim geht’s turbulent zu. © Martin Tangl

Heddesheim. Spontane Lachsalven, immer wieder Szenenapplaus, überraschte Begeisterungsrufe – und am Ende lange und laute Ovationen für die Lellebollem. Mit ihrem Mundart-Theater „Sommer, Sonne, Seitensprung“ hat die Heddesheimer Truppe im ausverkauften Bürgersaal beim begeisterten Publikum für allerbeste Unterhaltung gesorgt. „Das war der absolute Wahnsinn!“, kommentieren die Twens Tanja Schmitt und Matti Jaeger bei der Premiere am Freitag die turbulente Aufführung mit Herz, Witz und Leidenschaft sowie viel Hellessema Lokalkolorit. „Einfach super!“, freut sich auch Zuschauerin Ruth Huber über den gelungenen Theaterabend.

Carsten muss den durchgeknallten Cousin spielen, damit seine Affäre mit Bürgermeisterin Claudia nicht rauskommt. © Martin Tangl

Schon die Begrüßung im Mittelmeer-Club Robin & Sohn durch den Direktor Toni Sonnenschein (Christian Schmitt) vermittelt gute Laune. Das reizvolle Bühnenbild erzeugt auch im Saal die passenden Urlaubsgefühle. Es kann also losgehen. Die Geschichte in drei Akten von Winnie Abel ist ebenso einfach wie eingängig für solche Komödien. Bürgermeisterin Claudia Hemmel (Natalie Kleissner) will mit ihrem Liebhaber Carsten (Heinz Fleck) einen unbeschwerten Urlaub an der Adria verbringen, bevor sie sich in den Wahlkampf um das Heddesheimer Bürgermeisteramt stürzt.

Als dann ihre Friseurin Danni (Claudia Schmitt) mit ihrem Macho-Partner Manni (Stefan Müller) zufällig ebenfalls Urlaub im Robin & Sohn macht, dabei auch noch ein Handy-Foto der sich innig küssenden Liebenden schießt, droht die Affäre zu platzen und in der Heimat bekannt zu werden. Denn schließlich ist Danni als Klatschmaul in ihrem Heddesheimer Friseursalon bekannt.

Carsten haut den Hajo im Affekt schonmal um beim Theater der Lellebollem in Heddesheim. © Martin Tangl

Unerwartet taucht auch noch Claudias Softie-Ehemann Hajo Hemmel-Klauswitz (Christian Weinmann) auf, weil seine Söhne, 20 und 22 Jahre alt, mit ihm jetzt doch nicht zum Zelten an einer Grillhütte in Viernheim möchten. Wen wundert‘s? Wird jetzt der Seitensprung der Kandidatin vier Monate vor der Heddesheimer Kommunalwahl öffentlich? „Das wäre der Supergau, ich kann einpacken – und der Achim wird sich freuen!“, orakelt die amtierende Bürgermeisterin – und spielt damit auf ihren realen Kollegen Achim Weitz an. Es ist das Lokalkolorit, das die Aufführungen der Lellebollem so reizvoll macht. Immer wieder kommt „Heddese“ in vertrauter Mundart in Spiel.

Softie Hajo muss den ein oder anderen Streit schlichten. Theaterstück 2025 der Lellebollem in Heddesheim. © Martin Tangl

Auf der anderen Seite sind es die schauspielerischen Leistungen der Laien-Truppe, die witzigen Dialoge und die immer wieder eingestreuten Gags der Akteure, die im Publikum für Begeisterung sorgen. Da ist aber auch ein Aufstöhnen zu hören, wenn Manni wieder mal einen frauenfeindlichen Spruch raushaut und seine Danni runtermacht: „Der Unterschied zwischen Frauen und Hundefuttert? Im Hundefutter ist Hirn drin!“ Aber Direktor Toni hatte ja schon bei seiner Begrüßung gewarnt: „Beim Urlaub im Club Robin & Sohn geht’s nicht immer politisch korrekt zu!“

Manchmal helfen Entspannungsübungen: Macho-Manni (l.) und Hajo. © Martin Tangl

Und schließlich muss Claudias „weichgespülter Mann“ hinters Licht geführt werden. Um einen Skandal zu vermeiden, wird Carsten dem nichts ahnenden Gatten als durchgeknallter Cousin vorgestellt, der von Claudia betreut werden muss. Dumm nur, dass sich Hajo als „ganzheitlicher Deeskalationstrainer“ jetzt des vermeintlich gestörten Verwandten zweiten Grades annimmt und beispielsweise Rollenspiele am Strand vorschlägt und ihn mit bunten Tüchern bewirft.

Das gefällt dem verhinderten Lover natürlich gar nicht, er rastet aus – doch was bleibt ihm am Ende anderes übrig, als die Charade mitzuspielen? Auch den forschen Club-Animateur Enzo (Günther Kiefer) will Hajo therapieren. Viel Stoff für turbulente Szenen, auch weil die Anbändelungen des Pizza-Casanovas mit den Urlauberinnen Irina und Tina, beide in einer Doppelrolle erfrischend locker gespielt von Stella Mussin, zu den Highlights der Mundart-Komödie zählen.

Pizza-Casanova Enzo bändelt mit Tina an. © Martin Tangl

Alle Rollen sind perfekt auf die Darstellerinnen und Darsteller zugeschnitten. Christian Weinmann als Softie agiert überzeugend mit der Welt im Einklang. Natalie Kleissner als seine Frau und ausgebremste Liebhaberin sowie Heinz Fleck als ihr Begleiter und verheirateter Geschäftsmann in Heddesheim bestechen schauspielerisch gekonnt durch Mimik und Gestik. Und auch Claudia Schmitt als naive Friseurmeisterin Danni und Stefan Müller als ihr Macho-Manni gehen voll in ihrer Rolle auf.

Mit einem Aerobic-Tanz verabschieden sich die Lellebollem am Ende ihres Theaterstücks vom Publikum in Heddesheim. © Martin Tangl

Am Ende fahren sie alle wieder friedlich aus dem Urlaub heim nach Heddesheim. Nicht, ohne sich mit einem gemeinsamen Aerobic-Tanz von den Zuschauerinnen und Zuschauern im Bürgersaal zu verabschieden. „Sehr lustig und unterhaltsam, tolle Darstellerinnen und Darsteller, ganz super, was die Lellebollem da auf die Beine gestellt haben“, spricht Zuschauer Jens Linnebach im Gespräch mit dieser Redaktion dem Publikum aus dem Herzen.

Hinter den Kulissen



Souffleuse: Karin Gehrmann

Bühnenaufbau: Dieter Kreis

Maske: Marita Kreischmer.

Frisuren: Sigrid Himmler.

Ton: Armin Bauer

Licht: Dominik Schwamm.

Die Premiere sowie die zwei Aufführungen am Wochenende von „Sommer, Sonne, Seitensprung“ waren mit jeweils 324 Zuschauerinnen und Zuschauern im Bürgersaal ausverkauft. tan

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