Heddesheim

Knatsch um Kosten für warmes Duschen am Heddesheimer Badesee

Von 
Christine Brehm
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Das geduldige Warten zahlt sich aus: Werner Wölfel hat beim Badesee Heddesheim eins der begehrten Schließfächer ergattert. © Marcus Schwetasch

Heddesheim. Wärmer hätten die Eisheiligen kaum ausfallen können: Zahlreiche Badegäste lockte es in den vergangenen sommerlichen Tagen an den Badesee in Heddesheim, der sich auch in diesem Jahr wieder herausgeputzt hat. Neu ist, dass die warmen Duschen 50 Cent pro drei Minuten Nutzung kosten. Das gefällt nicht jedem.

„Gepflegt, sauber, einfach supertoll“, lobt Werner Wölfel. Seit über 20 Jahren, seit er in Heddesheim lebt, kommt er mit seiner Familie an den Badesee. Die Stammgäste schätzen das abwechslungsreiche Angebot – und nicht nur sie. „Der See ist eine richtige Institution, das erkennt man daran, wie sehr er in Anspruch genommen wird. Die Besucher kommen von überall her, Karlsruhe oder noch weiter, nicht nur aus Heddesheim“, weiß Wölfel, der so oft zum See geht wie möglich.

Schließfächer heiß begehrt

Damit er und seine Familie beim Tag am See bestens ausgestattet sind, hat sich seine Frau extra um kurz vor 5 Uhr am Eingang angestellt, um einen Spind ergattern zu können. „Wir haben zwei Schränke ergattert, einen für uns und einen für unseren elfjährigen Sohn“, erklärt Wölfel, der seine Frau nach seiner Nachtschicht beim Schlangestehen abgelöst hatte. Früher, also vor der Corona-Pandemie, habe man mindestens um 4 Uhr da sein müssen, um noch einen Spind zu kriegen, das sei nicht mehr so schlimm. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Schließfächer auch von 400 auf 600 erhöht worden. „Die Nachfrage ist trotzdem hoch und ich fände es gut, wenn es noch mehr vor allem größere Spinde gäbe“, betont der Gast, der in seinem großen Schließfach Stühle, einen Sonnenschirm und Badeutensilien sowie Spielsachen lagert. Trotzdem sei das Anstehen nicht schlimm. „Die Leute machen das Beste draus, quatschen, trinken ein Bierchen.“

Badesee Heddesheim

  • Der See hat eine Wasserfläche von rund 200 000 Quadratmetern, davon 50 000 Quadratmeter Schwimmbereich.
  • Hinzu kommen außerdem ein beheiztes Nichtschwimmerbecken und ein beheiztes Planschbecken.
  • Das Areal verfügt über weitere Freizeitmöglichkeiten wie ein Beachvolleyballfeld, Minigolf, Beachbar und Kiosk.
  • Geöffnet ist von Mitte Mai bis Mitte September.

Ohne Spind habe der Tag am See einem halben Umzug geglichen. „Bis wir alles im Auto hatten, das war immer viel. Jetzt können wir mit dem Rad ganz gemütlich fahren. Da freut sich auch die Umwelt“, meint Wölfel, der dieses Jahr seine Enkeltochter zum ersten Mal mit an den See nehmen und sie für den Badespaß begeistern möchte. „Das ist wie ein kleiner Urlaubsersatz. Man ist wie in einer anderen Welt“, freut sich der Heddesheimer. Meistens sitzen oder liegen er und seine Frau gemütlich am See, spielen mit Bekannten Kniffel, gehen zum Kiosk oder genehmigen sich auch mal eine Partie Minigolf. „Wir kennen hier so viele Leute, das ist einfach schön, wie heimkommen“, fügt der Familienvater hinzu.

50 Cent fürs Duschen - Meinungen darüber gehen auseinander

Für Badegast Werner Höfer aus Ladenburg hat die Badesaison mit einem Wermutstropfen begonnen. In einem Leserbrief ärgert er sich, dass die warmen Duschen am See nun 50 Cent für drei Minuten kosten. Das klinge wenig, sei aber viel. Stammgäste kritisierten das. In seinen Brief fragt er: „Wer kam auf die Idee für die warmen Duschen – nach zwei Jahren Corona-Zwangsschließung – nun Geld zu verlangen? Es sitzen Solarkollektoren auf dem Dach. Die Kosten dürften sich in Grenzen halten. Die meisten Nutzer duschen sich und gehen wieder raus. Dauerduscher selten“. Wer häufig zum See gehe, zahle hochgerechnet für die Dusche bald mehr als für den Eintritt. „Bitte überdenken Sie das noch einmal und überlegen sich Alternativen. Nach dem Bad im See tut eine lauwarme Dusche einfach gut statt abtrocknen, anziehen, nach Hause fahren und dort duschen.“ Lieber hätte der Eintritt um 50 Cent oder die Saisonkarten um ein paar Euro erhöht werden sollen, wenn das schon sein müsse, schlägt er vor.

Werner Wölfel sieht das entspannter. „Ich finde das gar nicht mal so schlecht. Duschen kostet nun mal Energie und der Eintritt ist ja schon günstig“, meint er. Außerdem verkürze es die Wartezeit vor den Duschen. Abends seien manche Gäste, seinem Eindruck nach, direkt nach der Arbeit zum Duschen gekommen und blockierten die Duschen manchmal über eine Viertelstunde lang. Auf Campingplätzen müsse man Duschen trotz Standgebühr ja auch meist bezahlen, ergänzt Wölfel, der jede Saison eine Familienkarte nutzt. Es sei dieses Jahr kein Problem gewesen, eine Karte zu bekommen, 2021 habe er noch viereinhalb Stunden dafür angestanden. „Endlich wieder mehr Normalität.“

Freie Autorin

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