Das Votum im Gemeinderat quittierte Heddesheims Bürgermeister Michael Kessler am Donnerstagabend mit unverhohlenem Missfallen: „Freuen wir uns noch mal auf das letzte Feuerwerk in diesem Jahr.“ Jenes fürs Seefest sei nämlich längst gebucht, woran er festhalten werde. Mit 14:8 Stimmen hatte das Gremium zuvor künftigen Feuerwerken bei Festivitäten der Gemeinde eine Absage erteilt. Die Mehrheit folgte damit einem Antrag der SPD-Fraktion. Auf deren Seite stellten sich sowohl die Grünen als auch zwei von drei FDP-Gemeinderäten.
Der Vorschlag, generell auf Feuerwerke zu verzichten und stattdessen Alternativen zu prüfen, ziele nicht nur darauf ab, Emissionen zu vermeiden, führte SPD-Fraktionschef Jürgen Merx aus: Dass die Einsparung im konkreten Einzelfall gering sei, wisse man. „Es geht auch um die Vorbildfunktion der Gemeinde“, betonte er. So könne man zum Nachdenken über die Sinnhaftigkeit von Feuerwerken generell beitragen. Als Alternativen nannte Merx beispielsweise Drohnen-, Licht oder Lasershows. Er erinnerte ebenfalls an die Illumination rund ums Rathaus anlässlich des Ortsjubiläums 2017.
„Klimabilanz zu vernachlässigen“
Dass letzteres Lichtspektakel etwa das 20-fache eines Feuerwerks beim Seefest gekostet habe, hielt Bürgermeister Kessler entgegen. „Ich glaube, die Umweltauswirkungen eines Einzelfeuerwerks sind überschaubar“, sagte er weiter. Man müsse das unterscheiden von der Situation an Silvester. Mit ihren gut besuchten Veranstaltungen habe sich die Gemeinde dank des Einsatzes vieler Haupt- und Ehrenamtlicher ein Renommee erarbeitet. „Dies aufs Spiel zu setzen, hielte ich für falsch“, führte er aus: „Wir sind froh, dass Gäste von außerhalb kommen, das fördert Gesamtwahrnehmung einer Gemeinde.“ Die hohe Nachfrage nach Karten für das Sommerfest am See hänge auch mit dem Abschlussfeuerwerk zusammen. Ein grundsätzlicher Verzicht darauf sei angesichts der „vernachlässigbaren Klimabilanz“ nicht sachgerecht. Über bezahlbare Alternativen könne man sich aber informieren.
Dass bis dahin noch nicht von der Tierwelt die Rede war, brachte Alt-Gemeinderat und Vogelfreund Kurt Klemm im Zuschauerraum in Rage. Hörte er danach noch, dass die Mehrheit vermutlich in seinem Sinn argumentierte? „Der CO2-Eintrag durch ein oder zwei Feuerwerke pro Jahr ist sicher zu vernachlässigen, nicht aber die Folgen für die Natur da draußen am See“, fand etwa SPD-Gemeinderat Daniel Gerstner. Um Alternativen bezahlen zu können, schlug er vor, über ein Sponsoring nachzudenken.
Die Nähe zur Tierwelt am See – wo es laut Kessler kein ausgewiesenes Vogelschutzgebiet gibt– habe in seiner Fraktion zu kontroversen Diskussionen geführt, sagte CDU-Sprecher Martin Kemmet. Der Antrag sei zeitgemäß, für ein generelles Verbot von Feuerwerk wolle man sich jedoch nicht aussprechen. Am Dorfplatz etwa habe man damit schließlich kein Problem. Alternativen sollten aber geprüft werden.
Den Natur- und Vogelschutz betonte ebenfalls Grünen-Fraktionschef Günther Heinisch. Auch Haustierbesitzer wären „sicher nicht unfroh“, wenn die Knallerei wegfiele. Daher schließe man sich dem SPD-Antrag an. Das tat auch FDP-Rat Simon Jarke: Das Areal am Vogelpark habe den Charakter eines Naturschutzgebietes, auch wenn es offiziell keines sei. Vor diesem Hintergrund könne man Feuerwerk ablehnen, was aus seiner Fraktion mit ihm auch Peter Günther so sah.
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