Heddesheim - Bis Ende 2024 entstehen 72 Sozialwohnungen im Gebiet „Mitten im Feld 2“ / Kommunalversorgung investiert

Jede Menge Lob für grünes „Wohnquartett“ in Heddesheim

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
Lesedauer: 
Große Bäume im Innenhof, begrünte Dächer: So soll das Projekt „Wohnquartett“ in Heddesheim mit 72 Sozialwohnungen aussehen. © Architekten Schneider und Schumacher

Moderne Architektur, bezahlbare Mieten und ein Finanzierungsmodell, das Schule machen könnte: Mit dem Quartier im Neubaugebiet „Mitten im Feld 2“ schreibt die Gemeinde Heddesheim einmal mehr Geschichte. Selbst die sonst häufig kritischen Grünen schwärmen und sprechen von einem Glücksfall. Am Ende fiel die Entscheidung für das Projekt und für die Kommunalversorgung Baden-Württemberg als Eigentümer der Sozialwohnungen einstimmig.

„Ein tolles Projekt“, stellte der scheidende Bürgermeister Michael Kessler am Donnerstag im Gemeinderat fest. Es sei von zentraler Bedeutung, nicht nur für Heddesheim selbst. „Bezahlbarer Wohnraum fehlt, da sind sich Politik und Bürger einig“, sagte er. Deshalb habe man schon bei der Konzeption des Baugebiets das Ziel verfolgt, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Möglich sei das aber nur durch das Mitwirken vieler gewesen, unterstrich Kessler.

Alle Grundstückseigentümer hätten sich bereiterklärt, zehn Prozent ihrer Fläche zum Einwurfpreis an die Gemeinde zu verkaufen, also gewissermaßen wie Ackerland. Nur dadurch sei die Gemeinde in der Lage, das rund 5000 Quadratmeter große Grundstück zu einem günstigen Preis an den Investor zu verkaufen. Auch eine erhöhte Landesförderung helfe bei dem Projekt.

Bauherr ist die Immobilienentwicklungsgesellschaft bpd, die auch in der Region schon eine Reihe von Objekten realisiert hat oder noch plant, darunter die Martinshöfe in Ladenburg, „Vital“ in Schriesheim und jetzt „Bumerang“ und „Wohnen am Buga-Park“ in Mannheim. „Wir gehören zur genossenschaftlichen Rabo-Bank“, erklärte die Mannheimer Regionalbüroleiterin Verena Sommerfeld. Ein Baubeginn sei im vierten Quartal denkbar, die Fertigstellung bis Ende 2024.

„Schön und spannungsreich“

Den Entwurf der Architekten Schneider und Schumacher aus Wien erläuterte Hochbauamtschef Christian Pörsch: „Das Konzept hat uns absolut überzeugt. Es ist einfach, schlicht – aber nicht profan.“ Durch die vier dreigeschossigen Gebäude entstehe ein „schönes, spannungsreiches Bild“. Sie hätten jeweils in der Mitte einen Erschließungskern, durch den auch Sonnenlicht einfällt. Für die 72 Wohnungen unterschiedlicher Größe gebe es eine Tiefgarage mit 80 Plätzen. „Das war uns wichtig, dass ausreichend Parkplätze geschaffen werden“, betonte Pörsch. Zum Konzept gehören außerdem eine grüne Mitte, Platz für große Bäume und eine Dachbegrünung. Zudem sind alle Wohnungen per Aufzug und damit barrierefrei zu erreichen. „Eine Bereicherung für Heddesheim“, so der Baufachmann.

„Tolle Ideen und Pläne, aber man braucht auch jemanden, der so ein Objekt langfristig trägt“, leitete Kessler über zu Dietmar Bank, stellvertretender Direktor und Leiter des Geschäftsbereichs Kapitalanlagen bei der Kommunalversorgung Baden-Württemberg (KVBW), der Altersversorgung von Mitarbeitern im öffentlichen Dienst. „Ich bin dafür da, Geld zu verdienen“, formulierte der Gast offen. Das meiste Geld sitze bei der Zusatzversorgungskasse, und die sei hier auch der Investor.

Normalerweise strebe sie eine Rendite von drei bis vier Prozent an, in diesem Fall wäre einschließlich Fördermittel 2,5 Prozent zu erreichen. „Wenn wir uns da einkaufen, dann werden wir 30 Jahre das Gebäude betreiben“, versicherte er und fügte hinzu: „Wohnen machen wir gern.“ Die Lage in der Metropolregion sei sehr gut. Nach 30 Jahren sei eine freie Vermietung möglich: „Das hatten wir bisher noch gar nicht im Bestand.“ Trotzdem sei das „ein richtig tolles, gutes Projekt“. Es habe „viel Charme“, dass ein kommunaler Investor so etwas mache, betonte der Bürgermeister. So sei es möglich, die Mietbindung langfristig festzulegen, ohne einen Weiterverkauf befürchten zu müssen: „Das ist ein Glücksfall für uns!“

Auch aus den Fraktionen kam nur Lob für das Projekt. „Die Planung ist ganz toll, das wertet das Gebiet auf und wird ein Augenschmaus“, sagte Rainer Hege (CDU). Für die Grünen erinnerte Günther Heinisch daran, dass man schon 2020, bei der ersten Präsentation, Begeisterung zum Ausdruck gebracht habe. Dass das jetzt auch noch von einem kommunalen Investor verwirklicht werde, sei ein Glücksfall für die Gemeinde und ein Modell für die Zukunft.

„Alles richtig gemacht“

Bezahlbarer Wohnraum sei für die SPD ein Herzensanliegen, betonte Daniel Gerstner. Man habe gute und innovative Partner gewonnen, und das Konzept sei überzeugend und sehr gefällig. Tobias Köber (FDP) hob besonders hervor, dass die vier Häuser in nur zwei Jahren gebaut würden, sei „angenehm und hervorragend“.

Der parteilose Gemeinderat Martin Kemmet erklärte, angesichts eines drastischen Rückgangs von Sozialwohnungen könne man das gar nicht hoch genug bewerten. Das Projekt sei sozial ausgewogen, die architektonische Gestaltung hervorragend. Sein Fazit: „Wir haben alles richtig gemacht.“

Bauen und Wohnen

In Heddesheim entsteht ein "Wohnquartett"

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
5
Mehr erfahren

„Wohnquartett“ Heddesheim

Im zweiten Abschnitt des Neubaugebietes „Mitten im Feld“ in der Kurpfalzstraße und in der Badner Straße entstehen vier Wohnhäuser mit 72 Sozialwohnungen.

Wer eine preisreduzierte Wohnung mieten möchte, muss einen Wohnberechtigungsschein haben.

Ein Haushalt mit zwei Personen kann mit einem Einkommen von bis zu 51 000 Euro pro Jahr einen Wohnberechtigungsschein erhalten.

Eine Fertigstellung der Wohnungen ist bis Ende 2024 vorgesehen. hje

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen