Heddesheim. Dass Michael Kessler es zu feiern versteht, hat er in 24 Jahren seiner Amtszeit immer wieder unter Beweis gestellt. Man denke nur an das von ihm initiierte „Dorffeschd“ oder das Sommerfest am See. Auch bei seinem Abschied als Bürgermeister der Gemeinde Heddesheim wollte er nichts dem Zufall überlassen. Und so war er maßgeblich am Ablauf jenes Tages beteiligt, an dem er unweigerlich im Mittelpunkt des Geschehens stehen musste.
Keine langen Reden, keine langweilige Bilanz, kein ausuferndes Programm, so lautete die Devise für die Feierstunde am späten Freitagnachmittag (wir berichteten). Auch der Landrat hielt sich brav an den Wunsch des scheidenden Bürgermeisters und sprach ein launiges Grußwort, gespickt mit Anekdoten, die auch ein wenig von dem preisgaben, was Kessler jenseits von Rathaus und Verwaltung als Mensch auszeichnet.
Kessler: "Abschied nehmen tut weh"
Dass Stefan Dallinger den Bürgermeister mit der Überreichung der Goldmedaille des Kreises dann doch noch überraschen konnte, nahm er als „Ritterschlag“. Die Freude darüber konnte auch nicht durch das Missgeschick getrübt werden, dass das edle Stück kurz zu Boden fiel.
Anders sollte er sein, der Abschied von Kessler, und dafür sorgte auch die gleichnamige Vokalband aus Freiburg, die 2013 bei einem Neujahrsempfang schon einmal zu Gast in Heddesheim war. „Ein Kommen uns Gehen“ sei das Leben, sangen die vier Jungs tiefsinnig, und das passte zu diesem Ereignis. Schon Bürgermeister-Stellvertreter Rainer Hege stockte während seiner Ansprache vor Ergriffenheit und Rührung kurzzeitig die Stimme.
Selbst der sonst so abgeklärte Michael Kessler konnte und wollte seine Gefühle in dieser Situation nicht vollkommen verbergen. „Abschied nehmen tut weh“, sagte er. „Tief in meinem Herzen spüre ich es“, hatte er in seinem Manuskript notiert, sichtlich bewegt formulierte er spontan und mit einem Wackeln in der Stimme stattdessen: „Das merke ich gerade besonders.“ Aber das sei gut so: „Ich bin überzeugt, dieser Schmerz des Abschiednehmens wird der neuen Freiheit bald weichen.“
Kessler wäre nicht Kessler, hätte er nicht auch in dieser, seiner letzten Rede im Amt, Grundsätzliches formuliert. Das Amt des Bürgermeisters habe in den vergangenen 24 Jahren einen deutlichen Wandel erfahren: „Die immer umfangreichere Bürokratie lähmt oft genug sinnvolle und pragmatische Lösungen und bereitet einem Bürgermeister, der gerne schnell und ergebnisorientiert entscheiden möchte, schon fast körperliche Schmerzen.“ Den beiden Landtagsabgeordneten Sebastian Cuny (SPD) und Fadime Tuncer (Grüne) gab er mit auf den Weg: „Wir Kommunen sind am Ende diejenigen, die das meiste, was Sie beschließen, konkret umsetzen und oft genug auch ausbaden müssen.“
Neben den amtierenden Bürger- und Oberbürgermeistern der Region waren auch die Ehemaligen stark vertreten, darunter Rainer Ziegler (Ladenburg), Roland Marsch (Edingen-Neckarhausen), Hans Lorenz (Dossenheim), Werner Oeldorf (Hirschberg) und nicht zuletzt Peter Riehl (Schriesheim). Für ihn, den frischgebackenen 80-Jährigen, fand Kessler sehr persönliche Worte: „50 Jahre hast du mich begleitet.“ Erst als er ein kleiner Junge war und Riehl bei Kesslers Vater auf dem Rathaus gearbeitet habe. Später sei Kessler dann Riehls Lehrling und schließlich sein Kollege gewesen: „Ich habe dir viel zu verdanken, denn du hast mich immer gefördert und unterstützt.“
Kessler spricht seiner Frau ein Kompliment aus
Überhaupt bestimmte Dankbarkeit die Ansprache von Kessler. Dank den Heddesheimern dafür, dass sie ihm dreimal das Vertrauen geschenkt und damit die Basis für ein Wirken geschaffen haben, dem Gemeinderat für die Zusammenarbeit, den Mitarbeitern im Rathaus, allen voran seinen beiden Sekretärinnen Renate Grosch und Martina Merx, den Wegbegleitern für Rat und Unterstützung, für Lob und Kritik und nicht zuletzt seiner Familie, den Kindern Melanie und Marcus, vor allem aber seiner Frau Heidi: „Die Frau eines Bürgermeisters ist – ob man will oder nicht – eine öffentliche Person: „Du, liebe Heidi, hast diese Rolle bravourös ausgefüllt.“
Die Geschenke zum Abschied türmten sich auf einem Tisch. Stellvertretend für die örtlichen Vereine überreichten Moderator Wolf-Günter Janko und IGSH-Geschäftsführer Florian Riegler ein Trikot mit der Nummer 1. Nach fast genau zwei Stunden war die Feierstunde zu Ende, das anschließende Bürgerfest mit Freibier dauerte bis nach Mitternacht.
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