Heddesheim. Wer wird Nachfolger von Bürgermeister Michael Kessler in Heddesheim? Über diese Frage dürfen am Sonntag, 10. April, endgültig die rund 9600 Wahlberechtigten entscheiden. Nachdem in der ersten Runde vor drei Wochen keiner der Bewerber die erforderliche Mehrheit erreicht hat, ist diesmal die relative genug: Wer am Sonntag die meisten Stimmen auf sich vereinigt, ist gewählt. Mit 28,5 Prozent ist der Anteil der Briefwähler noch etwas höher als vor drei Wochen.
Im ersten Anlauf sicherte sich der Schriesheimer Ordnungsamtsleiter Achim Weitz einen satten Vorsprung von rund 800 Stimmen, für einen Durchmarsch fehlten ihm damals aber weitere 400. Nun startet der parteilose Kandidat, der von der CDU unterstützt wird, auf der Pole-Position ins Rennen.
Doch die Konkurrenz ist groß. Denn auf dem zweiten Platz war am 20. März SPD-Gemeinderat Daniel Gerstner gelandet, mit immerhin 26,4 Prozent. Wenn er gewinnen will, muss er den Vorsprung von Weitz wettmachen, also – bei gleicher Wahlbeteiligung – mindestens 800 Stimmen mehr bekommen. Die 650 Stimmen seiner Mitbewerber Norbert Hölscher (parteilos) und Tobias Köber (FDP), die beide nicht mehr antreten und sich für Gerstner ausgesprochen haben, würden dafür alleine noch nicht ausreichen. Die Chancen für Gerstner wären ohne Zweifel deutlich besser, wenn Jens Römer (Grüne), der Drittplatzierte, nach der ersten Runde aufgegeben hätte. Doch Römer, der im März immerhin 17,5 Prozent erzielt hatte, macht weiter. Ihn trennten von Weitz 1300 Stimmen. Zusätzliche Spannung in die Wahl bringt Martin Kemmet. Der frühere CDU-Fraktionschef und jetzt parteilose Gemeinderat hatte seinen Hut noch am Wahlabend ganz neu in den Ring geworfen. Gut möglich, dass sein Stimmenanteil nun zu Lasten von Weitz geht.
Es kommt auf jede Stimme an
Die Eigenart des baden-württembergischen Wahlrechts für Bürgermeisterwahlen macht es jetzt theoretisch möglich, dass etwas mehr als 20 Prozent der abgegebenen Stimmen für einen Sieg reichen, denn Gewinner ist derjenige, der die meisten Stimmen erhält. Und neben den vier genannten Bewerbern steht mit Peter Seitz ein fünfter zur Wahl. Er hat kein inhaltliches Programm vorgelegt und kam in der ersten Runde auf etwa ein Prozent.
Mit dieser Ausgangssituation wird es also mehr als spannend am Sonntag. Es kommt buchstäblich auf jede Stimme an. Und in dem äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass zwei Bewerber an der Spitze exakt gleich viele Stimmen erhalten, müsste sogar das Los entscheiden. Künftig soll es diese Neuwahl in der zweiten Runde übrigens nicht mehr geben. Grüne und CDU haben sich in ihrem Koalitionsvertrag im Mai 2021 darauf geeinigt, dass das Wahlrecht reformiert wird und nötigenfalls eine Stichwahl entscheidet. Würde das bereits gelten, müssten sich die Heddesheimer am Sonntag zwischen Weitz und Gerstner entscheiden. So aber haben sie auch Römer, Kemmet und Seitz noch im Angebot.
Die geplante Reform des Wahlrechts geht dem Verein Mehr Demokratie Baden-Württemberg nicht weit genug. Um genau den Kandidaten herauszufiltern, mit dem der größte Anteil der Wähler am ehesten leben könnte, schlägt er die sogenannte integrierte Stichwahl vor. „In diesem System kann mit nur einem Wahlgang der Kandidat ermittelt werden, der auf den größten Rückhalt in der Bevölkerung verweisen kann“, heißt es dazu.
Doch jetzt wird in Heddesheim noch einmal nach dem alten Verfahren gewählt. Und ausgezählt. Das passiert in den Wahllokalen direkt ab 18 Uhr, und zwar öffentlich. Wer neuer Bürgermeister wird, steht voraussichtlich am Sonntag kurz vor 19 Uhr fest. Die Ergebnisse werden fortlaufend auf einer Leinwand im großen Saal im Bürgerhaus und online auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht.
Feuerwehr pflanzt Baum
Egal, auf wen am Ende die Wahl fällt – den ersten Termin hat der Neue schon. Denn am Dienstag, 12. April, will die örtliche Feuerwehr ihm zu Ehren schließlich einen Baum pflanzen. „Hierzu haben wir in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Bauhofs bereits einen Baum und eine passende Stelle am Rundweg um den Heddesheimer Badesee ausgesucht“, teilt Nico Schütz von der Feuerwehr mit. Dahinter steht eine alte Tradition, die die Feuerwehr unter ihrem neuen Kommandanten Daniel Schmidt nun neu interpretiert. Denn in der Vergangenheit wurde jeweils ein Baum gefällt und vorübergehend aufgestellt, jetzt soll eine Neupflanzung wachsen und gedeihen. Eine nachhaltige Lösung sozusagen.
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