Gemeinde

Heddesheim startet mit Segen und kritischen Worten ins Jahr

Bei seinem ersten Neujahrsempfang als Bürgermeister hat Achim Weitz die Menschen in Heddesheim auf schwierige Zeiten eingestimmt. Ihren Segen für 2023 brachten die Sternsinger

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
Lesedauer: 
Bürgermeister Achim Weitz am Sonntag bei seiner ersten Neujahrsansprache im voll besetzten Bürgerhaus. © Marcus Schwetasch

Heddesheim. Bei aller positiven Entwicklung der Gemeinde Heddesheim müssen auch hier die Menschen den Gürtel enger schnallen. Das hat Bürgermeister Achim Weitz am Sonntag bei seinem ersten Neujahrsempfang in diesem Amt erklärt. „Leider werden die Zeiten nicht einfacher, das muss man schon so sagen“, stellte er am Ende seiner rund 45-minütigen Rede vor mehreren hundert Zuhörern im Bürgerhaus fest.

Trotz dieser ernsten Botschaft überwog die Erleichterung darüber, dass nach zwei Jahren Corona-Zwangspause endlich das normale Leben wieder beginnen kann. Für einen gelungenen musikalischen Auftakt der Veranstaltung sorgten Manuel Jandl am Flügel und Noam Jandl auf der Trompete mit der „Conversation for Cornet“, das Duo Lina Weniger (Querflöte) und Luca Bastian (Klarinette) setzten das Begleitprogramm später fort.

Heddesheim

Neujahrsempfang 2023 mit vielen Facetten

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
10
Mehr erfahren

Ihren geballten Segen brachten die Sternsinger den Heddesheimern im Saal, wie sie es zuvor schon bei über 300 Haushalten getan hatten. Vom Stern über Bethlehem sangen die Jungen und Mädchen, wie seit vielen Jahren vorbereitet und begleitet von Ursula Fritz-Klumpp. Mehr als 70 Sternsinger hätten am Freitag 7500 Euro für Kinder in Not gesammelt, sagte sie unter dem Beifall der Bürger.

Zum Schutz der Kinder

Gut möglich, dass an diesem Vormittag die Grenze von 8000 Euro überschritten wurde, denn neben Bürgermeister Weitz steckten auch viele Bürger noch einmal ihre Gabe in die Sammelbüchse der Sternsinger. Kinder zu stärken und zu schützen, das sei der Schwerpunkt der Aktion in diesem Jahr, erläuterte Fritz Klumpp.

Traditionell ist ein Verein Gastgeber des Neujahrsempfang. In diesem Jahr waren es die Sportfischer, die ihr 50. Jubiläum feiern können. „50 Jahre SFV, das ist viel mehr als nur Angeln“, betonte der Vorsitzende Michael Stabe in seinem kurzen Grußwort. Es seien fünf Jahrzehnte „nachhaltige Bewirtschaftung durch die Entnahme von Nährstoffen durch bewusste Fischerei zum Erhalt der Wasserqualität“, erläuterte er. 900 Arbeitsstunden hätten die Mitglieder allein im vergangenen Jahr am Badesee geleistet, zur Erneuerung der Uferbefestigung, zur Pflege der Grünanlagen am Wasser und zur Neubepflanzung der Flachwasserzonen. Wegen des extrem schnell gefallenen Wasserstands und des Fraßdrucks der Nutria (Biberratte) hätten 340 Wasserpflanzensetzlinge neu eingebracht werden müssen.

Beifall für Umzug nach Heddesheim

In seiner Neujahrsansprache wiederholte Weitz vieles von dem, was er bereits im Jahresinterview mit dem „MM“ gesagt hatte. „Es macht mir sehr große Freude, Ihr Bürgermeister zu sein“, sagte er den Heddesheimern in Anwesenheit seines Vorgängers Michael Kessler. Beifall gab es auch für seine erneute Ankündigung, im Februar nach Heddesheim umzuziehen.

Weitz erinnerte an große Bauvorhaben wie das im Dezember in Betrieb gegangene Nahwärmenetz, die jetzt bespielbare „Heddesheim-Arena“ und den Bau des Sportkindergartens, der in diesem Jahr bezogen werden soll. Zugleich verwies der Bürgermeister auf die großen Anstrengungen der Gemeinde im Bereich Kinder, Jugend und Schulen. Seit 2012 hätten sich die laufenden Ausgaben auf 6.7 Millionen Euro erhöht und damit mehr als verdoppelt.

"Erhebliche Überregulierung"

Weitz nutzte seine Rede auch für Grundsätzliches. Die Gemeinden könnten nur dann ihre Leistungen weiter erbringen, wenn man sie von Seiten der EU, des Bundes und des Landes sowie der Rechtsprechung auch lasse und sie nicht ständig durch Vorgaben und Bürokratie weiter belaste: „Manchmal frage ich mich, ob wir es wirklich nicht schaffen, uns hier in Deutschland wenigstens etwas von unserer Regelungswut zu befreien.“ Er kritisierte eine „erhebliche Überregulierung durch Standards und Rechtsansprüche“ und stellte unter dem Beifall der Bürger fest: „Das Gelingen unseres Staates ist dadurch gefährdet, ein Umdenken dringend erforderlich.“

Es war der erste Neujahrsempfang seit Jahrzehnten, dessen Bühnenbild nicht mehr von Karl Boch (91) gestaltet wurde. Bereits 2010 wurde er von der Gemeinde mit der Bürgerurkunde und Anstecknadel gewürdigt, jetzt erhielt er zum Abschied noch einmal Blumen und ein Geschenk. „Olaf Schönborn and Friends“ ließen den Empfang schließlich so schwungvoll ausklingen, wie er begonnen hatte.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen