Heddesheim

Heddesheim setzt auf Nahwärme und Solarstrom

Heddesheim hat seinen Etat für 2024 verabschiedet. Mehr als sieben Millionen Euro sollen investiert werden, darunter auch einiges für Umwelt und Klimashcutz.

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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An diese Biogasanlage ist das Nahwärmenetz der Gemeinde Heddesheim angeschlossen. Jetzt soll das Netz weiter ausgebaut werden. © Hans-Jürgen Emmerich

Heddesheim hat seinen Haushalt für 2024 unter Dach und Fach. Der Gemeinderat hat dem Zahlenwerk am Donnerstag einstimmig zugestimmt. Es sieht Investitionen von mehr als sieben Millionen Euro vor und kommt ohne Neuverschuldung aus. Eine finanzielle Situation, die auch bei den Stellungnahmen der Fraktionen keinen Anlass für Kritik gab.

„2024 ist ein Jahr, das leider geprägt sein wird von Krisen in der Welt“, stellte Bürgermeister Achim Weitz eingangs fest. Das habe auch Auswirkungen auf die Gemeinde, sagte er mit Hinweis auf Putins Angriffskrieg auf Ukraine und die damit verbundene Energiekrise. Angesichts von derart schwierigen Verhältnisse sei es „durchaus noch ein positiver Haushalt“, fuhr Weitz fort.

Eigener Strom spart

Apropos Energiekrise: Steigende Strom- und Gaspreise treffen auch die Gemeinde, allerdings weitaus weniger als andere Kommunen. Denn als der Ukraine-Krieg noch gar nicht absehbar war, investierte Heddesheim in ein Nahwärmenetz im Sportzentrum, das noch weiter ausgebaut werden soll. Fast eine halbe Million Euro fließt in die Anlage, die künftig auch die Vereinsgebäude beheizen kann. Zusätzlich gibt es drei neue Photovoltaik-Anlagen, die Strom von der Sonne liefern. Trotzdem steigen die Stromkosten in diesem Jahr um rund 210 000 Euro. Die Investitionen in den Klimaschutz könnten sich durchaus sehen lassen, betonte der Bürgermeister einmal mehr. Zugleich mahnte er erneut, die Rahmenbedingungen würden schwieriger. Mittelfristig müssten Investitionen „mit Augenmaß und Vorsicht“ geplant werden.

Für Achim Weitz ist es der zweite Haushalt als Bürgermeister, für den Kämmerer Martin Heinz bereits die 24. Auflage. Dann werde er 2025 das silberne Jubiläum feiern, das lasse hoffen, scherzte Weitz. Steigende Ausgaben erfordern perspektivisch höhere Einnahmen. Mit der Anhebung von Gebührensätzen hat Heddesheim dafür bereits erste Schritte getan. Eine mögliche Stellschraube wäre auch die Grundsteuer. Interne Probeberechnungen hätten ergeben, dass die Sätze gesenkt werden müssten, um die Steuer aufkommensneutral zu gestalten, wie der Bürgermeister erklärte. Für größere Grundstücke sei künftig mehr Steuer fällig, für kleine eher weniger. Weil sich Fragen häufen, richtete Weitz einen klaren Hinweis an die Bürger: „Bitte multiplizieren Sie nicht den jetzigen Hebesatz, das führt zu falschen Ergebnissen.“ Wie hoch der Hebesatz am Ende sein wird, das soll im Herbst Thema einer Klausurtagung mit dem neuen Gemeinderat sein.

CDU: Vorausschauend planen

Rainer Hege (CDU) verwies ebenfalls auf die schwierigen Rahmenbedingungen. Der Überfall Russlands auf die Ukraine habe zu einer schlagartigen Verknappung und Verteuerung von Ressourcen geführt. „Die verordnete Transformation der Wirtschaft fordert ihre Opfer“, analysierte er. Eine vorausschauende und maßvolle Weiterentwicklung der Gemeinde sei heute wichtiger denn je. „Es freut uns sehr, dass Haushaltsdisziplin im Gemeinderat kein Fremdwort ist“, lobte er ausdrücklich alle Fraktionen. Kluge Entscheidungen in der Vergangenheit und Rücklagen hätten dazu geführt, dass Investitionen heute finanziert werden könnten.

Grüne: Zu wenig fürs Klima

Im Vergleich zu 2023 sei die Lage schon nicht mehr ganz so rosig, stellte Günther Heinisch für die Grünen fest. Ein Überschuss von 150 000 Euro sei nicht gerade üppig. Das Sonderergebnis komme vor allem aus dem Verkauf von Grundstücken. Es sei schön, dass Investitionen aus Eigenmitteln finanziert würden, aber: „de facto bleibt unter dem Strich nichts übrig.“ Der notwendige Ausbau von Schulen und Kindergärten sei eine Folge des Neubaugebietes. „Ein Baugebiet ist ein Nullsummenspiel. Am Ende kosten sie mehr, als sie einbringen.“ Wer von Mitten im Feld 3 träume, müsse sich fragen lassen, was er den Bürgern noch aufbürden wolle. Ausdrücklich erkannte Heinisch die Bemühungen in Sachen Klimaschutz an, forderte aber mehr.

SPD: Solide gewirtschaftet

Jürgen Merx (SPD) zeigte sich als Kreisrat erfreut darüber, dass es gelungen sei, die Erhöhung der Kreisumlage auf 27,5 Prozent zu begrenzen. Schon das sorgt für jährliche Mehrausgaben von 600 000 Euro. Er verwies auf hohe Investitionen ohne Neuverschuldung und mahnte: „Wir können uns keinen Unterhaltungsstau leisten.“ Wie Hege verwies auch Merx auf die Grundlage der Finanzsituation: „Durch solides Wirtschaften der Vergangenheit steht die Gemeinde heute finanziell immer noch in einem guten Licht.“

HL: Zufrieden mit dem Etat

„Wir sind zufrieden mit dem Haushalt“, stellte Simon Jarke von der Heddesheimer Liste (HL) fest. Die Schulden von heute verengten die Gestaltungsmöglichkeiten von morgen, mahnte er. „Die Erfüllung von Pflichtaufgaben ist nicht besonders sexy, aber wichtig“, sagte Jarke. „Das schönstes Haus im Ort sollte die Schule sein“, zitierte er einen klugen Menschen angesichts der hohen Investitionen in diesem Bereich. „Mit Nahwärmenetz und Photovoltaik arbeiten wir das Begonnene ab, um mit Schwung an die kommunale Wärmeplanung zu gehen“, sagte Jarke und fuhr fort: „Das negative Ergebnis in den Jahren 2026 und 2027 verstehen wir als Arbeitsauftrag, dass es nicht so kommt.“

Große Investitionen 2024

Nahwärmenetz: 450 000 Euro

Photovoltaikanlagen: 190 000 Euro

Sportkindergarten: 600 000 Euro (Restzahlung)

Friedhof: 300 000 Euro (Restzahlung Abschiednahmeraum)

Schulhof: 500 000 Euro (1. Rate)

Westendstraße: 600 000 Euro

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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