Heddesheim. Das anstehende Genehmigungsverfahren für ein Umspannwerk Mannheim-Ost in Heddesheim wird nach Recht uns Gesetz absolviert. Das hat Regierungspräsidentin Sylvia Felder am Mittwoch bei einem Besuch der Gemeinde betont. Inhaltlich wollte sie sich ausdrücklich nicht zu dem umstrittenen Thema äußern. Gleichwohl machte sie deutlich, dass sie im Thema ist. So verwies sie auch auf eine Meldung des „MM“ vom gleichen Tag, wonach der Antrag auf Planfeststellung noch in dieser Woche eingereicht werden soll.
Felder verweist auf „ganz normales Rechtsverfahren“
„Bislang liegt er uns noch nicht vor“, ergänzte Felder. „Wir in Karlsruhe verfolgen die Diskussion“, sagte die Regierungspräsidentin. Auch wenn das Verfahren bei ihrer Behörde angesiedelt ist, sei sie in diesem Fall nicht die Vorgesetzte, und weder sie noch das Ministerium seien weisungsgebunden: „Das ist ein ganz normales Rechtsverfahren.“ Die Behörde nehme alles auf, was von der Gemeinde, den Bürgern und den Trägern öffentlicher Belange dazu vorgetragen werde. Am Ende werde dann abgewogen und auf Grundlage der gesetzlichen Vorschriften entschieden.
Felder widersprach zugleich der Annahme, dass die Behörde über den Standort entscheiden könne. Sie habe lediglich festzustellen, ab das Vorhaben zulässig sei oder nicht. „Inhaltlich kann ich gar nichts dazu sagen“, betonte sie, die später gemeinsam mit Bürgermeister Achim Weitz auf dessen Wunsch hin den geplanten Standort besuchte. „Solange ich hier bin, mache ich, was der Bürgermeister sagt“, scherzte sie.
Bürgermeister wirbt um Verständnis für die Haltung von Heddesheim
Dass sich die Regierungspräsidentin inhaltlich zum Umspannwerk äußert, hatte auch Weitz nicht erwartet. Er wolle aber die Gelegenheit nutzen, um Verständnis für die Position der Gemeinde und der Bürger zu werben. „Wir wollen nichts grundsätzlich verhindern, sondern nur an dieser Stelle“, bekräftigte der Bürgermeister.
„Der ländliche Bereich muss das Thema erneuerbare Energien schultern“, stellte Felder fest und forderte: „Wir müssen einen guten Ausgleich finden.“ Im Neckar-Odenwald-Kreis, wo viel Wind wehe, entstünden mehr Windkraftanlagen als im Umkreis von Mannheim: „Das liegt auf der Hand.“ In Sachen Umspannwerk zeigte sie sich dankbar, dass es das Planfeststellungsverfahren gibt: „Das ist ein ordentliches Verfahren, in dem alle Aspekte abgewogen werden und die Bürger Gehör finden.“
Auch Landrat Stefan Dallinger wollte sich inhaltlich nicht zum Umspannwerk äußern. „Wir sind als Kreis mit unseren Behörden im Verfahren beteiligt“, sagte er dem „MM“. Das betreffe die Bereiche Naturschutz, Landwirtschaft und Boden- und Wasserschutz. „Uns interessiert die Alternativenprüfung. Warum ist es dieser Standort geworden“, erklärte Dallinger weiter. Auch die Frage der technischen Lösung sei von Bedeutung. Damit spielte der Landrat auf die Alternative einer gasisolierten Anlage an, die deutlich weniger Fläche beanspruchen würde. Sie wird vom Vorhabenträger Transnet BW allerdings abgelehnt, weil diese Technik überholt sei und in naher Zukunft nicht mehr genehmigt werde.
Blumen für die Regierungspräsidentin - und von ihr
Abseits des Umspannwerks ging es bei dem Besuch um viele weitere Themen, bei denen es Schnittpunkte zwischen Heddesheim und dem Regierungspräsidium gibt. Dabei zeigte sich die Gemeinde von ihrer besten Seite, was schon der frühlingshafte Blumenschmuck im sonst eher nüchternen Sitzungssaal deutlich machte. „Die Gemeinde ist super gut aufgestellt“, lobte die Besucherin aus Karlsruhe, die mit einem Elektroauto der Marke Audi angereist war. Heddesheim sei beispielgebend für vieles, was im Land umgesetzt werden müsse. „Heddesheim ist ein guter Abnehmer bei den Städtebauförderprogrammen, das sieht man der Gemeinde auch an“, betonte Felder.
Nicht ohne Grund hat Heddesheim gleich zwei Bauämter, wie der Bürgermeister in seiner Begrüßung erklärt hatte. Amtsleiter Jürgen Beck kümmere sich um den Tiefbau und die Infrastruktur, Christian Pörsch um den Hoch- und Städtebau. Das liege auch an den vielen öffentlichen Einrichtungen. „Auf das Hallenbad und die Eisbahn bin ich schon gespannt“, erwiderte eine sichtlich gut vorbereitete Regierungspräsidentin. Für die war es tatsächlich der erste Besuch in Heddesheim, wie sie auf Nachfrage sagte.
Felder hat noch längst nicht alle 211 Kommunen besucht
Seit fast genau sechs Jahren ist sie im Amt, und ihre regelmäßigen Besuche in den Kommunen vor Ort seien durch Corona locker zweieinhalb Jahre lang ausgefallen. Bis sie alle 211 Städte und Gemeinden besucht hat, wird es wohl noch einige Zeit dauern: „Ich bin noch in der ersten Runde.“ Es sei aber schön, dass sich die Besuche eine Weile hinziehen, „weil man sie dann besser und intensiver wahrnimmt“. Landrat Dallinger sieht noch einen weiteren Vorteil darin: „Dann bleibt uns diese sehr gute Regierungspräsidentin noch einige Jahre erhalten.“ Im Goldenen Buch bedankte sich Felder für den herzlichen Empfang und wünschte Heddesheim „alles erdenklich Gute“.
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