Zwei Anrufer sind es an diesem Vormittag in nur einer Stunde. Zwei, denen Steve Kühny eine Absage erteilen muss. "Tut mir sehr leid, aber wir sind voll belegt", sagt der Direktor des Heddesheimer Seniorenpflegeheims Haus am Seeweg ins Telefon. Er verweist auf die Warteliste und gibt Tipps, wohin sich die Interessenten noch wenden könnten. In der Umgebung betreibt die Evangelische Heimstiftung weitere Häuser, doch alle Anbieter von Pflegeplätzen stehen vor derselben Herausforderung: Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem.
Kühny bedauert jede einzelne Absage. "Jeder Fall ist dringend", weiß er um die Sorgen der Angehörigen, wenn die Pflege zu Hause aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr leistbar ist. Natürlich gebe es seitens der Heimstiftung und der Gemeinde Heddesheim Überlegungen, das Angebot zu erweitern. Spruchreif sei da aber noch nichts, erklärt Kühny.
Seit gut einem Jahr leitet der 44-Jährige das Heddesheimer Pflegeheim. Seine feierliche Amtseinführung war indes erst dieser Tage. Nicht nur, weil vor dem offiziellen Akt zunächst die Probezeit abgewartet werde, wie er erzählt. Hinzu kam, dass jetzt ein Jubiläum gleich mitgefeiert werden konnte: Seit zehn Jahren gibt es das Haus am Seeweg. Das alljährliche Sommerfest fiel also entsprechend größer aus. Neben dem Festakt mit den offiziellen Ansprachen zur Amtseinführung Kühnys und zum Jubiläum gab es einen ökumenischen Gottesdienst, viel Musik und ein Grillfest.
Knapp 70 Mitarbeiter
Der Hausdirektor erinnert sich gern an diesen Tag, der per Zufall auf seinen 44. Geburtstag fiel: "Es war richtig voll, 140 Gäste und eine tolle Stimmung." Er zeigt auf eine kleine Schale mit grünen Äpfeln auf dem Besprechungstisch in seinem Büro. Die Früchte stammen von dem Apfelbäumchen, das ihm Pfarrerin Franziska Stoellger überreicht hat.
Etwas zu pflegen, damit es gedeiht und Früchte trägt - Kühny sieht darin Parallelen zu seiner Arbeit als "Chef" des Pflegeheims. Knapp 70 Mitarbeiter habe das Haus in Heddesheim, ein kleiner Teil davon gehöre zu Tochtergesellschaften. Alle wertzuschätzen, ein Team zu sein und selbst immer eine offene Tür zu haben, das sei ihm wichtig. "Wir haben ein gutes Klima, das überträgt sich auch auf die Bewohner", sagt er.
Vor seinem Amtsantritt in Heddesheim arbeitete Kühny bei der Heimaufsicht des Rhein-Neckar-Kreises. Der intensive und vielschichtige Kontakt mit Menschen, der seine Arbeit heute auszeichnet, habe ihm bei dieser Tätigkeit aber gefehlt. Pflegeheime hat er freilich viele gesehen, weiß um ihre Stärken ebenso wie um die Schwächen. Und er war sich deshalb sicher: "Ich wollte genau diese Stelle in Heddesheim."
Familiäre Atmosphäre
Noch heute ist er glücklich, sich gegen die Mitbewerber durchgesetzt zu haben. "Das ist ein schöner und spannender Job. Man ist für alle und alles da, von den Bewohnern über die Angehörigen bis zu den Lieferanten, von der Haustechnik bis zur Pflege, und manchmal auch als Psychologe", erzählt Kühny. Mit 76 Betten habe das Heim zudem eine "perfekte Größe" - wenn man mal von der größeren Nachfrage absehe. Jeden Bewohner zu kennen, sei ihm persönlich sehr wichtig. "Wir können deren Zuhause zwar nicht ersetzen, aber ein ,Daheim' schaffen", sagt er. Die enge Einbindung des Pflegeheims ins Gemeinwesen trage maßgeblich dazu bei. "Das funktioniert hier vorbildlich", lobt er die vielen Ehrenamtlichen, die daran mitwirken - und das teils seit zehn Jahren, also von Beginn an. Sie sorgen auch dafür, dass die Heimbewohner immer so zahlreich an Vereinsfesten, Gottesdiensten in der Kirche oder Veranstaltungen der Gemeinde teilnehmen können.
Soziales Umfeld erhalten
"Heddesheim hört ja nicht hinter der Schiebetür unseres Hauses auf", betont Kühny. Auch im Pflegeheim sollen die Bewohner noch "dazugehören" zu ihrem Ort, zu ihrem sozialen Umfeld. Die hierzulande gern gestellte Frage nach den familiären Wurzeln -"Wem g'herschn Du?" - dürfe da nicht belanglos werden, findet er: "Nach dieser ,Zuordnung' fragen und darüber reden zu dürfen, ist für die Menschen wichtig." Er selbst sei das in der Anfangszeit als Hausdirektor auch gefragt worden, erinnert er sich schmunzelnd. Wer's noch nicht wusste: "Von der Jüngste-Emilia ihrer Tochter der Sohn."
Haus am Seeweg
Das Seniorenpflegeheim "Haus am Seeweg" in der Muckensturmer Straße 44 wurde 2007 gebaut.
Bauherrin war die Heddesheimer Pflegeheim-Verwaltungsgesellschaft.
Die Ausführungs- und Bauleitplanung übernahm die FWD Hausbau- und Grundstücksgesellschaft, Dossenheim.
Hausdirektor ist seit einem Jahr der Heddesheimer Steve Kühny.
Das Haus verfügt über 76 Pflegeplätze in 60 Einzel- und acht Doppelzimmern.
Das "Haus am Seeweg" gehört zur Evangelischen Heimstiftung, die in Baden-Württemberg 85 Einrichtungen betreibt (mehr Informationen unter www.ev-heimstiftung.de)
Kontakt: 06203/95 42 60, E-Mail: haus-am-seeweg@ev-heimstiftung.de
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