Heddesheim

Heddesheim hebt Preise für Essen in der Mensa an

Das Mittagessen in den Mensen der Schulen und in den Kindergärten von Heddesheim wird ab September teurer. Kostendeckend sind die Preise damit aber längst nicht, wie im Gemeinderat deutlich wurde.

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Heddesheim. In Sachen Kinderbetreuung ist die Situation in der Gemeinde Heddesheim in den kommenden zwölf Monaten „leider etwas angespannt“. Das hat Hauptamtsleiter Julien Christof am Donnerstag im Gemeinderat erklärt. Zugleich verwies er aber auf eine Reihe von Maßnahmen, mit denen die Lage entspannt werden soll.

Im neuen Kindergartenjahr 2022/2023 wechseln laut Christof nur 91 Kinder aus dem Kindergarten in die Schule. Dennoch werde die Grundschule aufgrund vieler Zuzüge im Sommer fünf erste Klassen haben. Im Kindergartenalter gebe es aber einen Bedarf von etwa 150 Plätzen, von denen alleine 26 Zuzüge seien. Bekanntlich wird gerade im Neubaugebiet „Mitten im Feld II“ eifrig gebaut.

Bereits in diesem Jahr hat die Gemeinde gegengesteuert, um allen Kindern einen Platz anbieten zu können. So wurde eine Interimsgruppe im Jugendhaus eingerichtet, einige Gruppen wurden überbelegt, also für zusätzliche Kinder geöffnet. Außerdem blieben einige der Kleinen länger in der Krippe. Nun sei geplant, eine zweite Interimsgruppe im Jugendhaus einzurichten und entgegen der bisherigen Pläne doch noch einmal Kinder im evangelischen Kindergarten „Schäfchen“ zu betreuen. Eine deutliche Entspannung verspricht dann die Eröffnung des neuen Sportkindergartens im September 2023, in dem bis zu fünf Gruppen untergebracht werden können. Hierhin ziehen dann die beiden Interimsgruppen. Weil 120 Kinder am Ende des Kindergartenjahres 2022/2023 in die Schule wechseln, rechnet die Gemeinde mit einer zusätzlichen Entspannung.

Anlass für Christofs ausführlichen Bericht waren anstehende Erhöhungen der Elternbeiträge. Sie sollen um rund 3,9 Prozent steigen. Für die verlängerten Öffnungszeiten (sechseinhalb Stunden) werden im neuen Kindergartenjahr 134 statt 129 Euro für das erste und 67 statt 65 Euro für das zweite Kind einer Familie fällig. Sofern weitere Kinder einer Familie gleichzeitig den Kindergarten besuchen, bleiben diese wie bisher beitragsfrei. Was die Gemeinde für ihre eigenen Einrichtungen beschließt, gilt in Absprache mit den Trägern auch für kirchliche Kindergärten.

Entscheidung fällt schwer

Die Beiträge gerade in der aktuellen Situation steigender Preise und Inflation zu erhöhen, fiel den Gemeinderäten sichtlich schwer. „Ich weiß, die Zeiten sind angespannt“, sagte Rainer Hege (CDU), betonte aber zugleich: „Wir sollten lieber regelmäßig erhöhen, als größere Sprünge zu machen.“ Die Grünen seien in dieser Frage nicht alle einer Meinung, gestand Sprecher Günther Heinisch. Die Betreuungskosten hätten sich in den vergangenen zehn bis 15 Jahren fast verdoppelt, sagte er. Bürgermeister Achim Weitz präzisierte später, innerhalb von zehn Jahren seien die Sätze von 96 auf 134 Euro gestiegen, also um rund 40 Prozent.

„Solange das Land keine Gebührenfreiheit einführt, sind wir schon fast gezwungen, den Erhöhungen zuzustimmen“, bedauerte Jürgen Merx (SPD). „Familien mit Kindern sind die größten Verlierer“, sagte Gemeinderat Martin Kemmet (parteilos) und begründete damit seine Ablehnung. Neben ihm stimmten die grünen Kollegen Heinisch, Schuhmann und Kettner gegen die Erhöhung, der Rest des Rats dafür.

Die allgemeine Preissteigerung geht auch am Mittagstisch nicht vorbei. „Leider gibt es auch hier einen Anpassungsbedarf“, sagte Hauptamtsleiter Christof. 70 Ganztagskinder nehmen ihr Mittagessen in den Kindergärten ein. Hier wurde der Preis zuletzt 2015 um 50 Cent auf drei Euro erhöht. Jetzt steigt der Preis abermals um 50 Cent auf 3,50 Euro. Die tatsächlichen Kosten liegen bei 8,37 Euro je Mahlzeit. Der vorgeschlagenen Erhöhung und der damit verbundenen Erhöhung des Deckungsgrades auf 42 Prozent stimmte der Rat einstimmig zu.

Ähnlich stellt sich die Situation in den Mensen der Schulen dar. Hier steigt der Preis von bisher 3,70 auf künftig vier Euro an der Grundschule und 4,20 Euro an der Gemeinschaftsschule. Die Preisdifferenz begründet die Verwaltung mit unterschiedlichen Portionsgrößen. Der Kostendeckungsgrad liegt damit zwischen 50 und 55 Prozent. Schulfremde und Lehrer zahlen künftig 50 Cent mehr, nämlich 4,70 Euro. Dass das Essen auch schmeckt, davon hat sich Bürgermeister Weitz kürzlich selbst überzeugt: „Ich war begeistert vom Angebot und der Qualität der Speisen.“

Neues Mobiliar

Für Diskussionen sorgten diese Preisanpassungen ebenso wenig wie die Beschaffung neuer Möbel für die ab Januar 2023 beginnende zweite Interimsgruppe. Der Gemeinderat billigte die Vergabe des Auftrags an die Firma Haba Pro für 36 000 Euro. Wenn die neue Sportkita im September 2023 fertig ist, ziehen die Kinder beider Interimsgruppen dorthin um, während die beschafften Möbel dann in den kommunalen Kindergarten kommen und dort altes Mobiliar aus dem Jahr 1994 ersetzen. Das sei „vorausschauend und wirtschaftlich“, lobte Günther Heinisch (Grüne).

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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