Seit Mittwoch gibt es in Heddesheim ein Schwalbenhaus mit 42 Nestern. Wenn also die grazilen Akrobaten der Lüfte im Frühling von ihrem Flug in den Süden zurückkehren, finden sie an der Karl-Drais-Schule genügend neue Nistmöglichkeiten. Aber auch Fledermäusen und Mauerseglern bietet der Turm in luftiger Höhe künftig eine Heimat. Finanziert hat die besondere Naturschutzeinrichtung Conny’s Vogelschutzstiftung mit rund 13 000 Euro auf Initiative des Heddesheimer Vogelfreunde und -Pflegevereins.
Neugierig beobachten am Vormittag zahlreiche Spaziergänger und Naturschützer zusammen mit Bürgermeister Achim Weitz am Rande des Schulhofs, wie Tim Koob mit Hilfe seines Lkw-Krans und mit Unterstützung von Joerg Landenberger, dem Vorsitzenden der Vogelfreunde, den Turm in einer gut einstündigen Aktion aufstellt. Da ist Präzisionsarbeit gefordert, bis der Mast kerzengerade im schweren Betonsockel steht – und dann das Schwalbenhaus an der Spitze mit sechs großen Stahlschrauben exakt montiert ist.
Im Umfeld haben viele genistet
Landenberger ist zuversichtlich, dass die Nester im April/Mai gut angenommen werden, auch weil im Umfeld an den Häusern bereits viele Schwalben genistet haben. Auch Tim Koob, der seit 25 Jahren mit seiner Firma aus Wettenberg bei Gießen schon mehr als 500 solcher Häuser aufgestellt hat, ist optimistisch: „Gerade Jungtiere sind neugierig und nisten sicher gerne hier.“ Werner Dostal, Ehrenvorsitzender der Vogelfreunde, hält den Standort ebenfalls für optimal. Und Ulrich Landenberger meint: „Sowas habe ich hier in der Gegend noch nicht gesehen.“ Cornelius Krey, der mit seiner Vogelschutzstiftung die Heddesheimer Vogelfreunde seit Jahren unterstützt, ergänzt: „Für Schwalben wird es immer schwieriger, ein Nest zu finden.“
So ist denn auch vor knapp 30 Jahren beim Bier am Stammtisch in Wettenberg bei Diplom-Ingenieur Oliver Wegener die Idee entstanden, solche Schwalbenhäuser zu bauen. „Das erste stand auf einem alten Laternenmast“, erinnert sich Tim Koob. Waren es in den ersten Jahren per anno zwei bis drei, dann fünf bis sechs solcher Nistmöglichkeiten, stehen mittlerweile mehr als 500 zwischen dem Ruhrgebiet, der Lüneburger Heide und München, aber auch in Frankreich, erzählt der Monteur im Gespräch mit dieser Redaktion. Hier in die Kurpfalz allerdings habe er ein Schwalbenhaus nur noch nach Heidelberg geliefert. „Mittlerweile gibt es acht bis neun Modelle, auch ein Eulenhaus hat die Firma von Oliver inzwischen entwickelt“, sagt Tim Koob über die mit Putzplatten verkleidete Stahl- und Holzkonstruktion.
Interessiert blicken die Vogel- und Naturschützer ins Innere, bevor das Teil auf den Stahlmasten gehievt wird. Hier die drei Rückzugsmöglichkeiten für die Fledermäuse, dort die Einflugschlitze für die Mauersegler, draußen die 42 Nester für die Mehlschwalben aus „Holzbeton“, wie der Fachmann erläutert. Dann wird der Innenraum verschlossen, auf der Abdeckplatte dürfen sich die Zuschauer noch mit ihrer Unterschrift verewigen – wie bei der Grundsteinlegung.
Auch Achim Weitz setzt schwungvoll seinen Schriftzug auf das Holz und erklärt: „Das Schwalbenhaus – eine tolle Idee. Ich bin den Vogelfreunden für die Initiative und Conny‘s Vogelschutzstiftung für ihr finanzielles Engagement sehr dankbar.“ Zusammen mit der Gemeinde habe man den geeigneten Standort gefunden, dort, wo schon jetzt im Sommer viele Schwalben fliegen und täglich nicht nur zahlreiche Spaziergänger Richtung Badesee unterwegs sind, sondern auch die Schülerinnen und Schüler der Karl-Drais-Schule die Schwalben beobachten können. „Und im nächsten Jahr pflanzen wir gleich nebenan eine Blühwiese“, kündigt der Bürgermeister an.
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