Heddesheim - Rainer Negrelli im Alten Rathaus mit Ausstellung / Finissage am 8. Juli mit Performance

Heddesheim: Ausstellung von Künstler Rainer Negrelli

Von 
Peter Jaschke
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Der Künstler Rainer Negrelli (M.) vor einer Buchrolle mit Rilke-Vers im Gespräch mit Bernd Gerstner (Kunstverein) und Laudatorin Kim Behm. © Peter Jaschke

Heddesheim. Paris, Heddesheim – das ist die beachtliche Reihenfolge der Ausstellung „Künstlerbücher“ von Rainer Negrelli. Im Alten Rathaus zeigt der 1943 im lothringischen Metz geborene Mannheimer besondere Kunstwerke, die die Form des Buchs nutzen. Der Dozent der Freien Kunstakademie Mannheim dokumentiert damit die „permanente Veränderung dessen, was ich sehe“.

„Das ist ein Prozess, der Seite für Seite weitergeht, während ein Bild irgendwann endet“, sagt Negrelli. Unmittelbar anschaulich machen das 40 im Pariser Atelier entstandene Tagesbilder, die als Pinselzeichnungen mit Tusche auf einer riesigen Bildrolle in den Raum hineinragen. Das wunderbare Werk zieht ebenso sofort Blicke an, wie eine acht Meter lange Papierbahn mit Rilkes „Schlussstück“-Gedicht auf Druckfarbe. „Das hat der Künstler toll gelöst“, zeigt sich Bernd Gerstner vom Kunstverein Heddesheim begeistert. Seien doch Großformate bei den gegebenen Platzverhältnissen stets eine Herausforderung. Vor zwei Jahren bereits hatte Gerstner bei Negrelli angefragt. Dann kam Corona. „Das Warten hat sich gelohnt: Es ist eine hervorragende Ausstellung“, stellt Gerstner unter Applaus von gut 40 Vernissage-Gästen fest.

Kollegen zeigen sich beeindruckt

„Ja, das ist toll“, zeigt sich der Ladenburger Künstlerkollege Hans-Michael Kissel beeindruckt. Etwa vom meterlangen Faltbuch „Erlkönig“ nach Goethes gleichnamigem Gedicht. Dass Schuberts Liedvertonung davon Negrelli seit langem begleite, verriet die Mannheimer Kunsthistorikerin und Galeristin Kim Behm dem Publikum. Die Dozentenkollegin führte hinreißend in diese „ungewöhnliche Ausstellung“ ein, die bis 3. Juli sonntags von 14 bis 16 Uhr besucht werden kann. Da eigenhändiges Umblättern durch Betrachtende mit einer Ausnahme („Floß der Medusa“) nicht erlaubt ist, gewährt Negrelli den Vernissage-Gästen Einblicke in „Labyrinth“, das „Zustände und Fragen des menschlichen Seins reflektiert“, wie Behm es zutreffend ausdrückt.

Bei der Finissage mit Performance am Freitag, 8. Juli, um 18 Uhr ergibt sich vielleicht für manchen die Gelegenheit, auch das Buchobjekt „Deutscher Kopf“ tiefer zu ergründen. Das aus Hunderten von Seiten aus der Boulevardzeitung „Bild“ bestehende Profil eines menschlichen Hauptes illustriert, „was das Denken beeinflusst“, so Negrelli. Ihn beschreibt Behm zurecht als „experimentierfreudigen Künstler, der alle möglichen Formen und Materialien auslotet“.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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