Kultur - Die Komödie „Monsieur Pierre geht online“ begeistert die Zuschauer in der Nordbadenhalle

Heddesheim ärgert sich über Stuttgarter "Kasperle-Theater"

Von 
Dieter Kolb
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Heitere Komödie in der Nordbadenhalle: Manon Straché (v.l.), Bürger Lars Dietrich, Vanessa Rottenburg, Magdalena Steinlein und Walter Plathe. © Dieter Kolb

Heddesheim. „Nicht alle Abonnenten haben heute den Weg in die Nordbadenhalle gefunden. Das Kasperle-Theater aus Stuttgart wollten wohl nicht alle Boulevardfreunde mitmachen.“ Mit diesem Satz begrüßte Bürgermeister Michael Kessler die Gäste. Er dankte allen Rathausmitarbeitern, die wegen des Hickhacks der Regeländerungen aufgrund der Corona-Pandemie im Dauereinsatz waren. Kessler hofft, dass 2022 das Bürgerhaus wieder als Theaterspielort genutzt werden kann.

Autor Stéphane Robelin gelang mit „Monsieur Pierre geht online“ ein Stück, das dem Ensemble-Team aus Berlin wie auf den Leib geschnitten ist. Walter Plathe, als Hauptfigur Pierre, hatte in Bürger Lars Dietrich, der den Alex gab, einen gleichwertigen, starken Partner. Sie geben ein großartiges Gespann ab. Ebenso gut setzten sich Manon Straché als Silvie, Magdalena Steinlein als Juliette und Vanessa Rottenburg als Flora in Szene. Gelungen sind die kurzen Videoeinspielungen, die das Stück sinnvoll ergänzen.

Browser keine Duschbrause

Viele der Besucher kennen Menschen, die das Internet vor 20 oder 30 Jahren abgelehnt haben. So wie Pierre, der 75-jährige Hauptdarsteller. Doch den Zuschauern wird auf lustige Art und Weise vorgeführt, dass ein Browser nichts mit einer Duschbrause zu tun hat, eine Maus nicht immer ein niedliches Tierchen ist und Jobs von Apple überhaupt nichts mit einem Apfelverkäufer zu tun haben. Pierres Tochter Sylvie möchte ihren Vater, der nach dem Tod seiner Frau die Wohnung nicht mehr verlassen hat, das Leben wieder schmackhafter machen. Alex, der Freund ihrer Tochter, bekommt die Aufgabe, Pierre mit dem Internet vertraut zu machen. Der Opa hält die Computerwelt für Teufelszeug, zumindest am Anfang. Doch recht schnell lernt er die angenehmen Seiten dieser Technik kennen, und das Spiel entwickelt sich zu einer vergnügten Generationenkomödie. Es ist bester französischer Liebes- und Verwechslungs-Boulevard mit Tiefgang, abwechslungsreich und mit viel Humor gewürzt. Pierre chattet indes als „Ghostwriter“, sein Leben bekommt eine Wende. Natürlich spielen in dem Stück Irrungen und Wirrungen eine Rolle, ohne im Klamauk zu enden. Es ist ein Stück mit Herz und Witz, nah bei der Realität.

Das Publikum belohnte die Schauspieler selten mit so viel Szenenapplaus wie bei diesem Stück. „Das war das beste Stück in diesem Jahr“, war beim Verlassen der Nordbadenhalle sehr oft zu hören. Beweis dafür, dass die Verantwortlichen bei der Auswahl der Stücke richtig lagen.

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