Heddesheim. Sabrian Arns steht seit der Kommunalwahl 2024 an der Spitze der Grünen im Heddesheimer Gemeinderat. Trotzdem sieht sie die Dinge nicht durch die Parteibrille. Vor allem mit den Frauen der anderen Fraktionen sieht sie ein gutes Miteinander.
Frau Arns, im ersten Halbjahr hat sich wieder einiges getan in Heddesheim. Mit welchem Gefühl sind Sie als Gemeinderätin in die Sommerpause gestartet?
Sabrina Arns: Mit einem guten Gefühl. Die großen Projekte wurden vor der Pause noch angestoßen oder fast vollendet, zum Beispiel der Schulhof. Das ist so ein schönes Projekt. Das erfüllt einen, wenn man sieht, wie toll dieser Schulhof geworden ist. Insofern bin ich mit einem zufriedenen Gefühl in die Sommerpause gegangen.
Achim Weitz ist seit nunmehr drei Jahren als Bürgermeister im Amt. Wie bewerten Sie seine Arbeit?
Arns: Wir sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden. Er ist sehr sachlich und reflektiert. Das sind Eigenschaften, die ich sehr schätze an ihm. Inhaltlich sind viele Projekte noch von Michael Kessler auf den Weg gebracht worden, die in seiner bisherigen Amtszeit finalisiert wurden: Nahwärme, McArena, Sportkindergarten, Sozialwohnungen. Das alles hat Kessler maßgeblich geprägt. Jetzt geht es für den Bürgermeister darum, viele eigene Dinge auf den Weg zu bringen, Visionen zu entwickeln und eigene Schwerpunkte zu setzen.
Die Kräfteverhältnisse im Gemeinderat haben sich nach der Wahl im vergangenen Jahr leicht verschoben. Wie beurteilen Sie das Klima im Gremium?
Arns: Ich würde sagen, das Klima ist grundsätzlich gut. Es gehört aber auch zur Wahrheit dazu, dass es wenig Themen gibt, die sehr spalten oder kontrovers diskutiert werden. Die gemeinsame Ablehnung des Umspannwerks fördert ebenfalls den Zusammenhalt. Melek Güven und mir war es ein Anliegen, die Frauenquote im Rat zu erhöhen, dafür haben wir im letzten Wahlkampf auch eine Initiative gestartet. Das Verhältnis unter uns acht Frauen empfinde ich als sehr wertschätzend und vertrauensvoll. Das überträgt sich auch auf den Gemeinderat.
Der Badische Hof soll nach Jahren der Planung nun für mehr als drei Millionen Euro saniert werden. Ist es das wirklich wert?
Arns: Ja, ich denke schon. Das ist eine so markante Stelle in Heddesheim. Die ganze Ortsmitte mit Leben zu füllen, ist eine Aufgabe des Gemeinderates. Dazu dürfen wir auch Sanierungsmittel erwarten. Wir können damit einen Ort der Begegnung schaffen. Das Projekt steht und fällt mit einem guten Pächter, aber ich bin nach einigen Gesprächen mit verschiedenen Gastronomen zuversichtlich, dass wir den finden.
Man hat den Eindruck, Heddesheim ist finanziell betrachtet eine Insel der Glückseligen. Kann sich da der Gemeinderat in Sachen Finanzen entspannt zurücklehnen?
Arns: Ich glaube, das sollte man nie. Aber ich gebe Ihnen recht: Wir sind finanziell wirklich sehr gut aufgestellt. Wir haben ein gutes Liquiditätspolster, und unsere Gewerbesteuereinnahmen sind auf einem hohen Niveau. Das ist nicht zuletzt dem soliden Mittelstand im Gewerbegebiet geschuldet. Aber nach 2025 wird es auch in Heddesheim enger. Früher oder später müssen auch wir priorisieren. Die Entscheidung über die Erschließung von „Mitten im Feld III“ sollte man auch unter finanzwirtschaftlichen Gesichtspunkten treffen.
Das heißt, sie wollen den dritten Abschnitt mittragen, wenn die Finanznot groß ist?
Arns: Ich bin überzeugt, das ist der logische Schluss. Dieses Stück brach liegen zu lassen, wäre nicht sinnvoll. Natürlich muss man sehen, wie die Bebauung aussieht. Wir Grüne sind grundsätzlich keine Gegner dieses Neubaugebietes. . Die Infrastruktur dafür ist vorhanden.
Mit dem Mobilitätskonzept gibt es einen ganzen Katalog von Maßnahmen. Was halten Sie davon für besonders dringend?
Arns: Wir müssen auf alle Fälle etwas für den Fahrradverkehr machen, da ist die Lage noch nicht ausreichend entschärft. Gleiches gilt für die Fußgänger. Das Thema Parken ist immer noch schwierig. Das muss man nach Einführung von Tempo 30 neu bewerten. Auch durch die Einbahnregelung in der Lissenstraße haben sich Dinge verschoben. Da müssen wir schauen, wie es sich auswirkt. Manche Maßnahmen aus dem Konzept sind dann vielleicht auch noch einmal neu zu bewerten. Der Fokus liegt aber ganz klar auf dem Rad- und Fußverkehr.
Zur Person
Name: Sabrina Arns
Jahrgang: 1981
Beruf: Assistentin der Geschäftsführung m:con - mannheim: Congress GmbH
Kommunalpolitik: Im Gemeinderat seit 2019, Kreistag seit 2024
Partei: Grüne
Fraktion: Grüne, seit 2024 Sprecherin
Ehrenamt: Elternbeirätin HTS, Arbeitskreis Schulhof
Hobbys: Joggen, Politik, Lesen, Reisen
Ein Ausbau des ÖPNV wird immer wieder gefordert. Wie kann die Anbindung von Heddesheim in naher Zukunft verbessert werden?
Arns: Wir brauchen eine bessere Taktung in alle Richtungen, vielleicht auch eine Buslinie nach Viernheim. Aber das ist natürlich auch alles eine Kostenfrage. On-Demand-Verkehre (auf Abruf, Anm. d. Red.) könnten ebenfalls eine Chance sein. Gerade nach Ladenburg, wo viele zur Schule gehen, ist am Nachmittag die Taktung noch nicht optimal. Ohne Auto nach Viernheim zu kommen, ist wirklich schwierig.
Spitzenreiter bei der Photovoltaik, Nahwärmenetz im Sportzentrum. Ist Heddesheim Musterschüler in Sachen Klimaschutz?
Arns: (lächelt) Musterschüler ist schon ein sehr hoher Anspruch. Es gibt natürlich immer Verbesserungen. Wir sind aber auf einem guten Weg, auch mit unserer Klimaschutzbeauftragten. Wir haben schon viele Dinge auf den Weg gebracht. Trotzdem ist es uns Grünen nie genug. Wir müssen wir noch eine Schippe drauflegen, etwa bei Entsiegelung oder Begrünung von Dächern und Fassaden. Aber es ist offensichtlich, dass sich Heddesheim schon gewandelt hat. Wir gehen heute sehr viel rücksichtsvoller mit der Natur und den Ökosystemen um.
Die Sommer scheinen immer heißer zu werden. Wie wollen Sie den Hitzeschutz für die Heddesheimer verbessern?
Arns: Wir brauchen mehr Bäume, wir brauchen ein noch höheres Bewusstsein. In meiner Kindheit waren viele Gärten deutlich grüner. Heute gibt es viele Autoabstellplätze und wenig Bäume. Wir müssen die Menschen deshalb noch stärker mitnehmen und motivieren, und wir müssen mehr grüne Inseln innerörtlich schaffen.
Ein heißes Thema ist das Umspannwerk Mannheim-Ost. Glauben Sie, dass der Bau auf Heddesheimer Gemarkung verhindert werden kann?
Arns: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Bürgerinitiative macht einen tollen Job, und alle Fraktionen stehen geschlossen dahinter. Das Planfeststellungsverfahren ist zwar in die Wege geleitet, aber aufgeben werden wir nicht. Solange das Umspannwerk nicht steht, bleibt die Hoffnung, dass wir es verhindern können.
Der Glasfaserausbau in Heddesheim ist schon einmal am mangelnden Interesse der Einwohner gescheitert. Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass es 2026 mit der Deutschen Giganetz klappt?
Arns: Ich schätze die Chancen gut ein. Beim ersten Anlauf wurden viele Fehler gemacht. Das fängt beim Zeitpunkt der Vermarktung an, der in den Sommerferien lag. Wenn man die Bevölkerung besser mitnimmt und von Seiten der Gemeinde und des Gemeinderates das Thema stärker forciert, sehe ich da gute Chancen.
Eine Frage zum Schluss: Wo sehen Sie in den kommenden Wochen und Monaten den größten Handlungsbedarf in Heddesheim?
Arns: Akuten Handlungsbedarf sehe ich nicht, Wir werden den Schwerpunkt auf den Verkehr und die Sicherheit von Schulwegen legen, gerade wenn jetzt neue Kinder in die Schule kommen und die Beindstraße saniert wird. Da sollten wir Maßnahmen treffen, die zu einer Entlastung führen.
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