Kommunalpolitik

Eiskalt: Die Eisbahn in Heddesheim bleibt

Der Gemeinderat in Heddesheim steht trotz aller Bemühungen um mehr Klimaschutz zum Betrieb der Eisbahn. Der Stromverbrauch soll aber reduziert werden.

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
Lesedauer: 
Die Eisbahn in Heddesheim hat in der zu Ende gehenden Saison mehr als 110.000 Besucher angelockt. © Marcus Schwetasch

Heddesheim. Der Gemeinderat von Heddesheim hat entschieden: Trotz Klimakrise soll die Eisbahn unter freiem Himmel in den Wintermonaten in Betrieb bleiben, und zwar mit echtem Eis. Mit Investitionen in einer Größenordnung von rund 160.000 Euro will man den Stromverbrauch allerdings um ein Viertel reduzieren.

Überraschend kommt die Entscheidung nicht. Bereits in einer Klausurtagung hatten sich die Fraktionen darauf verständigt, die Eisbahn zu erhalten. Auf Antrag der Grünen von 2023 wurden allerdings im Vorfeld verschiedene Varianten geprüft, um den Energiebedarf zu senken.

Sanierung könnte auch zum Schutz des Klimas beitragen

„Es ist mir wichtig, dass die Anlage erhalten bleibt, wenn wir jetzt investieren wollen“, sagte Bürgermeister Achim Weitz, denn: „So etwas ist nicht günstig.“ Aus Sicht des Klimaschutzes könne man die Eisbahn zwar als Problem ansehen, es könne aber auch Teil der Lösung sein, betonte Weitz.

Was er damit meinte, wurde in der Präsentation des Büros Grad aus Lindau deutlich. Ein moderner Verdichter, der die erforderliche Kälte für die Eisgewinnung erzeugt, braucht rund 25 Prozent weniger Strom. Dafür muss die Gemeinde rund160.000 Euro investieren. Ein Betrag, der bereits mit dem Haushalt für 2025 bereitgestellt wurde.

Wärmepumpe gilt perspektivisch als sinnvolle Ergänzung

Zwei weitere Varianten sehen die Nutzung einer Wärmepumpe vor, die nicht nur die Gebäude der Eisbahn heizen, sondern auch Energie ins vorhandene Nahwärmenetz für das Sportzentrum einspeisen könnte. Hier liege das Investitionsvolumen allerdings bei 750.000 oder 800.000 Euro. Hier würde mit einem Kilowatt Strom etwa 5 Kilowatt Wärme produziert. Mehrkosten, die sich bei den aktuellen Tarifen nicht lohnen, wie Grad betonte.

Die Eisproduktion für die Bahn in Heddesheim frisst in einer Saison rund 250.000 Kilowattstunden Strom. © Hans-Jürgen Emmerich

Die Idee der Grünen, die Bahn zu überdachen, das Eis vor der Sonne zu schützen und diese stattdessen mit einer PV-Anlage zur Stromgewinnung zu nutzen, ist nach Angaben der Experten ebenfalls nicht rentabel. „Das meiste macht nicht die Sonne, sondern die Luft“, erläuterte der Fachmann. Die Sonne mache nur 18 Prozent des Wärmeeintrags auf das Eis aus, die Luft hingegen 58 Prozent. Ein offenes Dach würde also nur einen geringen Teil der Verluste verhindern. Außerdem lägen die Kosten dafür bei ein bis zwei Millionen Euro. Der erzeugte Strom könnte in der Saison aber nur rund 20 Prozent des Bedarfs decken.

In dieser Saison gab es mehr als 110.000 Besucher

Zulauf und Attraktivität der Eisbahn seien ungebrochen, betonte Bürgermeister Weitz und berichtete von mehr als 110.000 Besuchern in der laufenden Saison, die am 16. März endet. Der große Zulauf reduziere auch etwas das Defizit: „Die Eisbahn ist ein Aushängeschild unserer Gemeinde, neben dem Badesee. Das macht den Wert Heddesheims aus, und das möchten wir bewahren.“ Mittel- bis langfristiges Potenzial bestehe durch den Einsatz einer Wärmepumpe.

„Wir sehen das genauso“, stimmte Rainer Hege (CDU) dem Bürgermeister zu. Die Gemeinde Heddesheim habe davon gelebt, dass sie das Sportzentrum habe. „Wir haben eine der schönsten Eisbahnen in der ganzen Region“, unterstrich der Christdemokrat.

Fraktionen bekennen sich zum Bestand der Eisbahn

„Die Eisbahn steht für uns nicht zur Disposition“, bekräftigte Daniel Gerstner (SPD). Sie sei nach wie vor ein Besuchermagnet. Ein Dach würde der Bahn ihren Charakter nehmen und komme auch wegen der Kosten nicht infrage. Die Eisbahn sei ein Zuschussbetrieb, „den wir uns leisten können“, sagte Gerstner weiter. Vielleicht könne die Gemeinde noch weitere Gelder einspielen, etwa durch Bandenwerbung. Eine Anregung, die Weitz aufgreifen will, „auch wenn es vermutlich nicht der große Wurf ist“.

Der Eingang der Eisbahn in Heddesheim. © Hans-Jürgen Emmerich

„Wir stehen zu unserer Eisbahn und gehen den Weg der Sanierung mit“, erklärte Simon Jarke von der aus der FDP hervorgegangenen Heddesheimer Liste. Die Einbindung ins Nahwärmenetz sei perspektivisch sinnvoll, das Netz müsse aber erst einmal erweitert werden.

Grüne lassen sich bei der Überdachung eines Besseren belehren

„Wir haben uns von der Überdachung viel versprochen, aber wir wussten nicht, dass die Luft so entscheidend ist“, gestand Günther Heinisch (Grüne). Eine Überdachung mit PV-Anlage sei zudem wirtschaftlich nicht sinnvoll. Der Einbau einer Wärmepumpe mit Nutzung des Sees „gefällt uns sehr“, sagte er weiter und betonte. „Wir stellen die Eisbahn nicht infrage, auch nicht den Badesee und das Hallenbad.“ Eine kostendeckende Betreibung dieser Einrichtung sei nicht möglich.

Weitz kommentierte dieses Bekenntnis mit den Worten, er freue sich, wenn die Studie dazu geführt habe, dass die Eisbahn nicht mehr als energiepolitischer Wahnwitz gesehen werde. Das Bekenntnis zur Eisbahn erfolgte einstimmig, bei einer Enthaltung aus den Reihen der CDU.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke