"Wir sind ganz glücklich, dass auch dieses Mal wieder so viele Gäste unsere Einladung zum Kunstfrühstück gefolgt sind", zeigte sich die erste Vorsitzende des Heddesheimer Kunstvereins, Veronika Drop, überaus zufrieden mit dem Zuspruch, den auch die dritte Veranstaltung dieser Art im Alten Rathaus erfahren hatte. Innerhalb weniger Stunden waren alle 30 Karten für das Frühstück verkauft.
Neben den kulinarischen Genüssen bot der Kunstverein seinem Publikum erneut einen hervorragenden Kunstgenuss. Für diesen war, ebenfalls bereits zum dritten Male, die Kunstexpertin Yvonne Weber zuständig. Das Studium führte die geborene Essenerin nach Heidelberg. Ihren Abschluss machte sie in Germanistik, Europäischer Kunstgeschichte und Klassischer Archäologie. Die Kunsthistorikerin lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Katzen in Neckarsteinach.
"Haben Sie was mit Kunst am Hut? Gut. Denn ich möchte Ihnen allen etwas auf den Wecker fallen." Mit diesem heiter hintergründigen Gedicht von Robert Gerhardt eröffnete Yvonne Weber ihren kurzweiligen Vortrag über das Leben und Schaffen der 1930 geborenen Bildhauerin und Malerin Niki de Saint Phalle. Auf den Wecker fiel die Dozentin dabei sicherlich niemandem. Ganz im Gegenteil: Ihre Informationen über die zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts zählende Französin waren nicht nur umfassend und mit einem außergewöhnlichen Hintergrundwissen gepaart, sondern auch unterhaltsam, jedoch nur "halbwegs" amüsant, wie es die Referentin sagte. Niki de Saint Phalle litt zeitlebens unter einem traumatischen Kindheitserlebnis, dem Missbrauch durch ihren Vater. Dieses Trauma beeinflusste ihr gesamtes künstlerisches Schaffen. Zunächst erfolgreich als "Model" tätig, begab sich die hübsche junge Frau aufgrund immer wiederkehrender Nervenzusammenbrüche in therapeutische Behandlung. Hier fand sie Zugang zur Malerei.
Die Malerei, so sagt Niki de Saint Phalle von sich selbst, sei für sie alternativlos - sie sei ihr Schicksal. Über die Malerei und Assemblagen führte sie ihr künstlerischer Weg zu den schmerzverheißenden "Schießbildern" und schließlich zu den farbenfrohen, die Weiblichkeit schlechthin symbolisierenden "Nanas". Diese Skulpturen waren für sie Segen und Fluch zugleich. Einerseits machten sie die Künstlerin weltberühmt. Jedoch verätzte das für die Herstellung verwendete Polyester ihre Lungen, was letztendlich 2002 zu ihrem Tod führte. Zuvor war es ihr allerdings noch vergönnt, ihren "Lebenstraum", den Tarot-Garten in der Toskana, zu verwirklichen. Mit langanhaltendem Beifall stimmte das Publikum dem abschließenden Tautogramm der Referentin zu: "Falls Frauenkunst fernbleiben - furchtbarer Fehler."
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