Heddesheim. „Alle Storchen-Nester belegt“, heißt es im Heddesheimer Vogelpark. Wer jetzt noch über dem Biotop westlich des Badesees anfliegt, muss sich seine Brutstätte erkämpfen - oder auf einen Baum in der Umgebung ausweichen. Mittlerweile gehöre der Vogelpark mit seinen rund 50 Pärchen neben dem Luisenpark in Mannheim und dem Heidelberger Zoo wohl zu den größten Storchen-Kolonien in der Region, vermutet Joerg Landenberger, der Vorsitzende des Vereins der Vogelfreunde und -pfleger in Heddesheim.
An diesem Samstagmorgen hat Landenberger schon einen heftigen Revierkampf um ein Storchennest beobachtet. Lautes, aufgeregtes Geklapper erfüllt die Luft. Bei der Attacke sind die Eier im Gelege zu Bruch gegangen, ehe die Angreifer in die Flucht geschlagen wurden. „Doch die Störche legen wieder“, davon ist der Vogelschützer überzeugt. So wenig wie möglich wollen er und seine Vereinskolleginnen und -kollegen in den Lauf der Natur eingreifen.
Vogelpark
- Der Heddesheimer Vogelpark am Brunnenweg 2 ist ab sofort von 9 bis 19 Uhr für das Publikum geöffnet.
- Storchentag ist in diesem Jahr am 16. Juni ab 12 Uhr.
- An diesem internationalen Artenschutztag können im Vogelpark auch wieder Storchenpatenschaften von Bürgerinnen und Bürgern übernommen werden.
- Der Verein der Vogelschützer- und Pfleger hat aktuell 256 Mitglieder. Helferinnen und Helfer werden noch gesucht.
- Infos im Internet: vvh-heddesheim.de
Videokamera filmt den Horst
Die Männer und Frauen haben im Moment eh genug zu tun, den Vogelpark mit den Gehegen und dem Teich für Besucherinnen und Besucher herzurichten. So muss zum Beispiel die Leiter zum Aussichtspunkt ersetzt werden. Für all die Arbeiten werden noch Helfer gesucht, die immer samstags mit anpacken können. Trotzdem: „Wir öffnen ab sofort, das Wetter passt, wir warten nicht bis Ostern“, sagt Joerg Landenberger.
So können die Störche nicht nur von außerhalb, sondern auch innerhalb des Vereinsgeländes beobachtet werden. Bei einem Nest wird das Geschehen im Horst über eine Videokamera auf einen stationären Monitor übertragen. In vier bis sechs Wochen wollen die Vogelfreunde sogar online gehen, dann kann auch per Smartphone zugeschaut werden.
2004 hat das erste wilde Storchenpaar dieses von der Kamera überwachte Nest angeflogen und ist hier heimisch geworden - angelockt von den beiden vom Verein eingekauften Artgenossen am Vogelpark-Teich. Seit damals geht die Entwicklung der Population rasant nach oben, die Störche finden hier in der Umgebung ideale Lebensbedingungen. Erst 20, dann 40, jetzt gut 50 Storchenpaare wurden in den vergangenen Jahren gezählt - ein Paradies für Meister Adebar
Paul Hennze, der Naturschutzbeauftragte und Nabu-Experte (Naturschutzbund) in Mannheim, sieht diese Entwicklung positiv: „Wir haben den Storch ja auch in unserem Wappen!“ Es sei noch gar nicht lange her, da drohte die Art auszusterben. Durch gezielte Schutzmaßnahmen jedoch gebe es jetzt nicht nur in Heddesheim und im Luisenpark wieder viele Störche, auch in Ladenburg und Edingen hätten sich die stolzen Stelzvögel angesiedelt. Wichtig ist für Hennze aber, „dass der Mensch die Natur in Ruhe lässt“. Nur so könne die Ökologie im Gleichgewicht bleiben, die Zahl der Störche nicht über Gebühr wachsen. Was wiederum zum Beispiel zu Lasten von Amphibien wie den Fröschen gehe, die gerne von den großen Vögeln verspeist werden. Das kritisierten dann zu Recht die Artenschützer dieser Spezies.
Vögel sollen nicht gefüttert werden
Dringend rät Paul Hennze deshalb, Störche nicht zu füttern. „Die sind anpassungsfähig und fressen neben Mäusen schonmal auch ein Käsebrot“, berichtet er. Das gelte auch für die Störche in Heddesheim, „die gerne mal im Luisenpark vorbeischauen, weil sie wissen, dass es da etwas zu futtern gibt“. Damit aber gerate das natürliche Gleichgewicht durcheinander. Ansonsten gelte: Je mehr Störche es werden, desto weniger natürliche Nahrung gibt es für sie - und damit wird auch der Nachwuchs geringer. „So pendelt sich die Population ein“, sagt der Naturschutzbeauftragte.
Auch Joerg und sein Vater Uli Landenberger lassen im Vogelpark der Natur ihren Lauf. „Wir stellen auch keine künstlichen Nistplätze mehr auf, das machen die Störche selber“, berichten die beiden. Der erste Storch, ein alter Bekannter im Park, besetzte ein angestammtes Nest unter der Videokamera diesmal am 22. Januar, sein Weibchen kam bereits einen Tag später. Am 2. März wurde das erste Ei im Nest registriert.
Neben dem Nestbau und der Brut sind die Störche auf Futtersuche - gerade, wenn dann auch der Nachwuchs geschlüpft ist. „Bis zu 50 Kilometer im Umkreis sind die Vögel unterwegs, um alles, was kreucht und fleucht, zu bekommen, besonders Mäuse und Regenwürmer“, weiß Joerg Landenberger. Auch hier aber müsse das Wetter passen, damit die Eltern genügend Futter für die Kleinen finden. Spielt jedoch die Natur nicht mit, ist der Boden zu trocken oder regnet es zu viel, stürmt es gar zu heftig, dann hat es der Storchennachwuchs im Nest schwer. So regelt sich dann auch die Population im Heddesheimer Vogelpark.
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