„Da steh ich nun ich armer Tor – und bin so klug als wie zuvor!“ Das Zitat aus Goethes Faust, künstlerisch umgesetzt von Bernd Gerstner, hängt als Werk des Künstlers in schwarzen Schatten, umrahmt von warmen Braun- und Ockertönen vor dem Amtszimmer des Bürgermeisters.
Faust, Mephisto, Grete – mit rund 30 Arbeiten hat der Vorsitzende des Kunstvereins die tragischen Figuren des Klassikers der deutschen Literatur in seiner ganz eigenen Bildsprache interpretiert. Die Erdbilder, Collagen, Zeichnungen und Wachsobjekte zu den bekannten Textpassagen sind im Heddesheimer Rathaus in den kommenden Monaten auf zwei Stockwerken während der Öffnungszeiten zu sehen.
„Die Zitate aus Goethes Faust begegnen uns immer wieder, sie lassen mich nicht los“, erzählt Bernd Gerstner bei der Vernissage am Donnerstagabend im Gespräch mit dieser Redaktion von der Motivation, sich des klassischen Dramas von Goethe anzunehmen. 2011 habe er damit begonnen, sein letztes Faust-Bild stamme aus 2021. Seine Aufforderung an die Besucher der Ausstellung: „Wenn das Bild den Maler nicht mehr braucht, beginnt die Aufgabe des Betrachters!“
Verein würdigt Mischtechniken
Kristin Wolz vom Literarischen Verein „Räuber 77“ würdigt das Werk Gerstners und seine außergewöhnlichen Bildtechniken. Neben Malerei, Grafik und Collagen habe der Künstler dafür gesorgt, „dass altmeisterlichen Mischtechniken nicht in Vergessenheit geraten“.
Kristin Wolz lobt den Wunsch Gerstners nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten mit Naturmaterialien wie Erde, Ackerboden, Sand und Wachs. So stelle der Künstler den Doktor Faust in seiner existenziellen Krise, Mephisto als dienstbaren Geist mit teuflischen Zügen sowie die Tragödie um Grete bildhaft dar. „Tragische Figuren in Schwarz, und doch ist in den Werken wärmende Hoffnung zu spüren“, betont Laudatorin Wolz außerdem.
Bürgermeister Achim Weitz ist begeistert. „Ich bin kein absoluter Kunstkenner, aber die Bilder sprechen mich an, holen mich ab“, bekennt er zur Begrüßung der zahlreichen Gäste der Vernissage im Rathaus-Foyer. Gerade zu Faust habe er eine besondere Beziehung, sei das literarische Meisterwerk doch Thema bei seinem Abitur gewesen.
Bürgermeister Weitz und Gerstner wollen mit „Kunst im Rathaus“ sogar eine „kleine Serie starten“. „Nach fünf, sechs Monaten Faust werden wir zusammen mit dem Kunstverein etwas Neues ausstellen“, kündigt der Bürgermeister an.