Literatur

Deshalb schreibt dieser Heddesheimer Autor am liebsten nachts und auf dem Sofa

Simon Patschureck feiert mit dem Roman "Fiebriger Sommer" sein Debüt als Autor. Warum er sich nicht an klassischen Leitlinien des Schreibens orientiert und wieso er auf die Veröffentlichung mit einem Verlag verzichtet hat

Von 
Vanessa Schmidt
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Der Autor ist in Mannheim geboren und in Heddesheim aufgewachsen, wo er nach wie vor lebt. Seine Erfahrungen mit dem Dorfleben fließen auch im Roman ein. © Privat

Heddesheim. Wenn Simon Patschureck an seinem Buch arbeitet, bleibt der Schreibtisch leer. Denn der Heddesheimer Autor liegt zum Schreiben am liebsten auf seiner Couch - um ihn herum Notizen. Es herrscht das Chaos. In den vergangenen drei Jahren muss es so oft bei ihm ausgesehen haben. 216 Seiten hat er in dieser Zeit, wenn auch mit einer großen Schreibpause dazwischen, zu Papier gebracht. Nun ist sein erster Roman „Fiebriger Sommer“ im Mai erschienen.

Es ist nicht nur der erste Roman, der von ihm erscheint, sondern gleichzeitig auch das erste literarische Werk des Autors. „Ich habe früher ein paar Liedtexte geschrieben, weil ich etwas Gitarre spiele. Aber dieser Roman ist mein erstes richtiges Werk“, betont der 37-Jährige. Für Literatur begeistert er sich allerdings schon lange. Als er schließlich mit einer Idee im Kopf zu schreiben beginnt, ist für ihn schnell klar, dass er das Buch auch wirklich zu Ende schreiben möchte. „Über eine mögliche Veröffentlichung habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.“

Wie schreibt man beim ersten Mal einen Roman?

Aber wie entsteht so ein Roman überhaupt - vor allem, wenn man das erste Mal etwas schreibt? Patschureck hat sich ganz bewusst nicht an Leitlinien orientiert, sondern drauf losgeschrieben. „Kreativität wird von solchen Vorgaben beschränkt. Auch meine Charaktere entwickeln sich nicht nach einem roten Faden, so wie es im echten Leben auch keine Veränderungen gibt, die linear erfolgen.“ Patschureck ist eher der nachdenkliche Typ, das spiegelt sich auch in seiner Schreibe wider: Gefühle und Gedankengänge kann er am besten in seinem Roman wiedergeben, wenn er sie selbst nachempfinden kann.

„Hier bin ich auch am ehesten unzufrieden, wenn ich etwas nicht so formuliert habe, dass es wirklich wiedergibt, was ich empfinde“, sagt er. Viel umgeschrieben hat er im Entstehungsprozess seines Romans allerdings nicht. „Vieles ist intuitiv entstanden.“ So hätten einige Inhalte ins Buch gefunden, die im Vorhinein noch gar nicht feststanden, betont der Heddesheimer. Er ist in der Gemeinde aufgewachsen und hat den Ort nur kurz verlassen und zwischenzeitlich in Ladenburg gelebt.

Wieso der Autor am liebsten nachts schreibt

Anders geht es da der Protagonistin seines Romans, die in jungen Jahren ihr Heimatdorf verlässt und für die Beerdigung ihrer Großmutter zurückkehrt. „Ich kenne das Dorfleben sehr gut, das spielt sicherlich im Roman auch irgendwie mit rein.“ Die handelnden Personen, so betont Patschureck, seien allerdings fiktiv. „Natürlich fließt ein Teil des Autors auch immer irgendwie im Text mit ein, aber der Roman hat keine autobiografischen Züge“, sagt er.

Zur Person

  • Autor Simon Patschureck ist in Mannheim geboren und in Heddesheim aufgewachsen. Sein erster Roman „Fiebriger Sommer“ ist am 10. Mai über tredition erschienen.
  • „Es ist ein schwüler Juni. Die 21-jährige Alicia kehrt zu der Beerdigung ihrer Großmutter in ihr Heimatdorf zurück, das sie vor drei Jahren fluchtartig verlassen hat. Ihrer von Wahnvorstellungen geplagten Mutter verspricht sie, einige Tage zu bleiben. Während der Sommer immer heißer wird und Träume in die Realität rinnen, trifft sie auf Menschen, die sie kannte, einen Fremden und ein undurchdringliches Kindheitstrauma“, beschreibt der Autor.
  • Für das Lesen nimmt sich der Autor ganz bewusst Zeit, „um sich auf die Handlung einzulassen“. Dann am liebsten für die Werke des japanischen Autors Haruki Murakami und des amerikanischen Dichters Charles Bukowski. Zuletzt hat er den Roman „Saison der Wirbelstürme“ von Fernanda Melchor gelesen. vs

 

Das Buch ist dabei vor allem in der Nacht entstanden, da der Autor dann am kreativsten sein kann. Einige Kapitel schrieben sich schnell, an anderen feilte Patschureck länger. Wenn es Überarbeitungen gab, dann habe er sie immer im Schreibprozess eines Kapitels einfließen lassen. So entstand schon mal die Situation, dass Patschureck zum Schreiben einer Seite 15 Minuten über den Tasten grübelte, während im Hintergrund Musik lief - vor allem Indie und Alternative, wie etwa Songs von der US-amerikanischen Indie-Rock-Gruppe „Boygenius“.

Warum Familie und Freunde nicht Korrektur gelesen haben

Als er vor drei Jahren mit dem Schreiben des Buches beginnt, behält er das zunächst für sich. „Als mein Bruder mir erzählt hat, dass er ab und zu etwas schreibt, habe ich ihm dann auch von meinem Buchprojekt berichtet und langsam die engste Familie und engsten Freunde eingebunden.“ Zum Korrekturlesen hat er ihnen den Roman aber nicht gegeben. Und das aus einem bestimmten Grund: „Ich möchte, dass sie den Roman wie Leser genießen können, anstatt auf Korrekturen zu achten“, erklärt der 37-Jährige.

Stattdessen sucht der Autor den Kontakt zu einem großen Verlag und schickt diesem das noch nicht fertige Buch als Manuskript und erhält prompt Antwort. „Sie waren sehr interessiert. Im Lektorat sollte aber zu viel verändert werden, damit eine breite Leserschaft erreicht wird. Ich habe mich davon abgewendet, weil mein Roman sonst seine Ecken und Kanten verloren hätte“, sagt er. Er entscheidet sich, das Buch mit „tredition“ zu veröffentlichen, einer Self-Publishing-Plattform.

Wieso keine Veröffentlichung mit einem Verlag?

„Ich bin beim Schreiben nicht auf das Kommerzielle angewiesen und konnte daher diesen Weg gehen.“ Denn Patschureck ist neben dem Schreiben selbstständig mit Werbeartikeln in der Kfz-Branche. „Die Selbstständigkeit tut mir gut, erfüllt mich aber nicht. Meine Leidenschaft ist das Kreative. Vielleicht kann ich irgendwann davon leben.“

Auch in seiner Freizeit beschäftigt er sich nämlich am liebsten mit Kunst - und das in Form von Musik auf Konzerten und Festivals. „Auch ins Kino gehe ich gerne und bin draußen. Ich finde, das macht Kreativität aus. Man muss etwas erleben.“ Und diese Erlebnisse fließen bereits in einem zweiten Roman zusammen, für den Patschureck erste Ideen sammelt. Es soll keine Fortsetzung werden, sondern ein komplett neues Buch. Bis dahin gilt es sowieso erstmal sein Debütwerk zu lesen.

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