Heddesheim. Die Tür zum Skulpturenweg steht schon seit Wochen, jetzt ist die erste große Skulptur dazugekommen. Genauer genommen sind es derer fünf: Säulen aus Gusseisen in einem achteckigen Beet, auf deren Spitze jeweils eine Figur steht. Schwarz, rot, gelb, grün und blau. Die fünf schauen einander an und prosten sich zu.
„Mit den fünf Skulpturen starten wir ein neues Projekt“, sagte Bürgermeister Achim Weitz bei der Einweihung des Werks. Der Skulpturenweg am Badesee soll nach und nach durch weitere Werke ergänzt werden und die Passanten zum Schauen, Grübeln und Nachdenken anregen. Die Säulen stammen aus öffentlichen Gebäuden in der Gemeinde. Dass sie wiederentdeckt wurden und eine neue Verwendung gefunden haben, ist wieder einmal Wolfgang Unverricht zu verdanken. Dem Chef des kommunalen Bauhofs fielen sie in einem ehemaligen Bunker der US-Armee in Viernheim auf, wo die Gemeinde Material lagert. Er kam auf Bernd Gerstner zu und fragte ihn, ob er nicht etwas damit anfangen könne.
Ein altes Klassenfoto hilft beim Identifizieren
„Das war noch vor Corona“, erinnert sich Gerstner. Zuerst einmal musste er die Säulen genau unter die Lupe nehmen. Dass sie so lange erhalten geblieben sind, grenzt schon fast an ein Wunder. Der frühere Bauhofleiter Gerlach weiß laut Gerstner noch genau, dass beim Ausbau diskutiert wurde, ob man sie entsorgen oder einlagern soll. „Gott sei Dank hat man sich für letzteres entschieden“, sagt der Künstler. Dank Gerlach wisse man auch, dass vier der fünf Säulen einst in der Alten Schule standen. Das wiederum erinnerte Gerstners Frau daran, dass sie ein altes Klassenfoto hat, auf dem die gusseisernen Elemente im Raum zu sehen sind.
Nach und nach entwickelte Gerstner die Idee, zeichnete einen Plan seines Werkes, warb um Unterstützung. An den Kosten von rund 9.000 Euro beteiligten sich das Logistikunternehmen Pfenning und die Stiftung der Sparkasse Rhein Neckar Nord. Die örtliche Metallbaufirma Gilbert half tatkräftig mit, ebenso der Bauhof. Dass sich die Figuren zuprosten, griff Bürgermeister Achim Weitz in seiner kurzen Ansprache auf: „Früher war es ganz normal, dass man sich im Gasthaus getroffen hat, etwas getrunken und Neuigkeiten ausgetauscht hat.“ Was die Gaststätten damals waren, das sei heute Socialmedia.
„Ein Macher, der Spuren in der Gemeinde hinterlässt“
Für den Urheber des Werks war der Bürgermeister voll des Lobes und der Anerkennung: „Gerstner ist Künstler und Macher, er hinterlässt mit seiner Kunst Spuren in der Gemeinde.“ Seine Werke hätten oft eine relativ klare Botschaft, ließen aber immer wieder auch Raum für eigene Gedanken, sage Weitz und rief dem Künstler zu: „Das ist das, was Deine Kunst auszeichnet.“
Das Gebiet rund um den Badesee werde mit dem Skulpturenweg noch attraktiver. Kunst habe im öffentlichen Raum einen festen Platz. Diesen Platz schaffe die Gemeinde unter anderem mit der Ausstellung „Kunst plus Rathaus“, sagte Weitz: „Darüber freue ich mich jeden Tag, wenn ich ins Rathaus komme.“
Kunst im öffentlichen Raum ist wichtig
„Es ist mir eine Herzensangelegenheit, so ein Kunstwerk hier am See platzieren zu können“, betonte der Künstler Bernd Gerstner. Als Kunstschaffender und als Vorsitzender des Kunstvereins sei es ihm wichtig, Kunst im öffentlichen Raum zu präsentieren. Auch an der Fortschreibung des Leitbilds, an der Gerstner selbst mitgewirkt hat, schlägt sich das nieder. Darin heißt es: „Heddesheim entwickelt sich als lebendige und kreative Kulturgemeinde für alle Generationen. Die Gemeinde fördert Projekte, die das kulturelle und geschichtliche Erbe sichtbar machen.“
Mit diesem Projekt sei ein großer Schritt getan und einiges vom Leitbild umgesetzt, sagte Gerstner. Durch die Verwendung von bereits bestehenden Säulen könne man es auch als nachhaltig betrachten. Ziel des Skulpturenwegs sei es, Kunst zu den Menschen bringen und sichtbar zu machen. Das sei hier recht gut gelungen. Gerstner stellte mit Worte von Picasso fest: „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“
Die Säulen sind jetzt noch weiß, werden sich aber im Lauf der Zeit verändern, sagte der Künstler. „Vielleicht setzen sie Rost an“, orakelte Gerstner. Oder aber sie würden regelmäßig bearbeitet: „Dann stellt sich die Frage, wer das macht.“ Die Installation seines Werkes wäre ohne die Unterstützung durch das Bauhofteam nicht möglich gewesen, betonte der Künstler. Die Befestigung war keine leichte Aufgabe. In den Boden wurden Stangen einbetoniert, um die Säulen sicher zu m Stehen zu bringen. Detlev Jäger vom Bauhof habe nicht einfach einen Klotz hinbetoniert, sondern die Grundform der Säulen aufgenommen und damit für ein schönes Gesamtbild gesorgt.
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