Normalerweise bin ich, Dietmar Thurecht (kleines Bild), bei meinen Einsätzen für den "MM" mit einem Kugelschreiber bewaffnet. Doch beim Beobachten der Osterschützen in der Schießhalle der Schützengesellschaft 1894 Heddesheim am Bundesbahnhof juckt es plötzlich im rechten Zeigefinger: Dieses Jahr werde ich auch einmal um Ostereier schießen! Vor und in der Halle sehe ich viele Menschen beiderlei Geschlechts und fast jeden Alters. Sie sind beladen mit ganzen Paletten bunter Eier oder gar Schokoladen-Osterhasen für 30 Treffer mitten ins Ziel. Das macht Lust.
Es sieht leichter aus, als es ist
Und es sieht ja wirklich ganz einfach aus. Bevor mich Sirin Can, der Pressesprecher des Vereins, einweist, trinke ich zur Beruhigung noch einen leckeren Kaffee. Dann hole ich mir die Zielscheiben und stelle mich an. Beim genauen Hinsehen kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Ziele nicht wirklich groß sind. Zehn mal zehn Zentimeter - und das in zehn Metern Entfernung. Hoppla, das klingt nach einer Herausforderung. Und Ostereier gibt's auch nur für Treffer ins Schwarze. Schützenmeister Andreas Laske drückt mir ein Luftgewehr in die Hand und erklärt den Ladevorgang. Das Diabolo einlegen und den Lauf wieder verriegeln. Dann die Schulterstütze an eben die Schulter drücken, das Ziel anvisieren, ausatmen und im rechten Augenblick abdrücken. Ganz wichtig ist ein fester Stand! Wo ist noch mal die Scheibe?
Unendlich weit weg scheint das kleine Quadrat, das es zu treffen gilt. Wie war das? Noch einmal einatmen, ausatmen und - was war denn das? Der Zeigefinger berührte ganz leicht den Abzug und schon jagt das Geschoss los. Hey, ich war doch noch gar nicht so weit! Aber immerhin, ich habe die richtige Scheibe erwischt. Das gibt gerade noch kein Ei, aber plötzlich ist der Ehrgeiz gekitzelt. Ich versuche, mich bis zum Osterhasen vorzuschießen. Eine pure Illusion. Bei meiner Ausbeute muss sich mein Hausarzt wohl nicht um meine Gesundheit sorgen ...
Die Gewehre wiegen zwischen etwa viereinhalb und fünf Kilo, dürfen aber heute zur Stabilisierung aufgelegt werden. Mein Gewehr und ich bilden eine Einheit, sind total ruhig. Aber die Scheibe springt total nervös hin und her, rauf und runter.
Mit dem Hasen war's nicht so wirklich etwas. Aber es hat sich am Ende dennoch gelohnt, den Fahrradkorb für die "erschossenen" Eier auf den Gepäckträger geschnallt zu haben. Ich gebe zu, es hat Spaß gemacht. Und bis zum Ostersamstag wäre ja noch genug Zeit für die Hasenjagd. Zwölf Schießbahnen stehen den Gästen zur Verfügung, und auch für genügend Eier ist gesorgt. 8000 bunte Ostereier hat der Verein besorgt und 120 Hasen warten aufs Erlegtwerden. Meiner hat jedenfalls überlebt.
Für 30 Eier ein Schokohase dazu
Geschossen wird auf Scheiben in zehn Metern Entfernung, vier Schuss werden je Runde abgegeben. Die Preise sind wie folgt gestaffelt: 1 Scheibe (4 Schuss): 2 Euro; 3 Scheiben (12 Schuss): 5 Euro; 6 Scheiben (24 Schuss): 10 Euro und 9 Scheiben (36 Schuss): 15 Euro. Das Mindestalter der Schützen liegt bei zehn Jahren. Für einen Treffer ins Schwarze gibt es ein gefärbtes Ei, für einen Treffer genau ins Zentrum deren zwei. Eine "erschossene" Palette von 30 Eiern wird zusätzlich mit dem Schoko-Osterhasen honoriert.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heddesheim_artikel,-heddesheim-der-osterhase-kommt-noch-mal-davon-_arid,646818.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heddesheim.html