Heddesheim. Heddesheim feiert auch in diesem Jahr wieder das Dorfplatzfest. Verbunden ist es diesmal mit dem 50. Geburtstag der Städtepartnerschaft mit Nogent-le-Roi in Frankreich. Das aber ausgerechnet der Samstagabend nur geladenen Gästen vorbehalten bleiben soll, sorgt für helle Aufregung.
Heftige Reaktionen auf Facebook
Auf Facebook lassen viele Nutzer ihrem Ärger darüber freien Lauf. „Seit 50 Jahren gehören wir alle zur Partnerschaft“, schreibt jemand. Zum Jubiläum nur geladene Gäste zuzulassen, sei eine „sehr unüberlegte Entscheidung“. Eine andere Userin schreibt: „Ein Dorfplatzfest-Samstagabend sollte für alle Bürger da sein und nicht nur für eine bestimmte Gruppe.“ Wieder eine andere empört sich: „Das ist doch das Allerletzte.“ Es sei „unbegreiflich, die Heddesheimer Bürger samstagsabends auszuschließen“.
Stellungnahme von Bürgermeister Weitz
Stellungnahme von Bürgermeister Achim Weitz zum Dorfplatzfest in Heddesheim und dem Jubiläum unserer Städtepartnerschaft mit Nogent-le-Roi
Zunächst möchte ich sagen, dass ich es durchaus verstehen und nachvollziehen kann, dass Einige enttäuscht sind, dass der Dorfplatzfest-Samstag in diesem Jahr nicht als öffentliche Party-Veranstaltung stattfindet.
Diese Enttäuschung zeigt, dass das Fest offensichtlich attraktiv ist und mittlerweile eine große Bedeutung im Veranstaltungskalender der Gemeinde eingenommen hat, was mich sehr freut und ich positiv bewerte.
Allerdings empfinde ich auch manche Stellungnahmen auf Social-Media dazu als überzogen, bei aller Enttäuschung, kann man die Etikette dennoch bewahren.
Bemerkungen darüber, dass sich Manche das „alte Straßenfest“ zurückwünschen, sind nachvollziehbar. Auch ich selbst habe dieses Fest immer sehr gerne gefeiert und bei der Organisation mitgewirkt.
Allerdings denke ich, hier muss man ganz nüchtern beurteilen, dass ein Fest in der damaligen Ausgestaltung viele unserer Vereine heute nicht mehr auf diese Art und Weise gestemmt bekommen würden und auch die Bereitschaft die privaten Höfe und Flächen zur Verfügung zu stellen, ging ja immer mehr zurück. Das Straßenfest war toll und für die, die es noch erlebt haben, eine schöne Erinnerung, wobei sich in der Rückschau auch Manches verklärt, denn es gab auch damals Kritikpunkte. Ein Revival dieses Festes ist aber tatsächlich nicht realistisch.
Was das 50-jährige Jubiläum unserer Städtepartnerschaft betrifft, wurde bei den Planungen und Überlegungen, wie man dieses Jubiläum begehen soll schnell deutlich, dass dies unbedingt in den Rahmen des Dorfplatzfestes eingebunden werden muss. Die Ausführung aller Punkte, die hierbei eine Rolle gespielt haben, würde den Rahmen hier sprengen. Im Wesentlichen waren terminliche Gründe zu bedenken, insbesondere auf der Seite unserer französischen Freunde. Hier spielen z.B. die Olympischen Sommerspiele, die dieses Jahr in Paris stattfinden, eine ganz bedeutende Rolle, die erhebliche Auswirkungen auf die Teilnehmerzahlen des Jubiläums hatte.
Auch wurde vorgeschlagen den „geschlossenen Abend“ auf den Freitag zu verlegen und stattdessen am Samstag eine öffentliche Party zu feiern. Dies ist natürlich wegen der Anreise der französischen Gäste, die erst am Freitag erfolgt, nicht möglich.
Ausschlaggebend für uns Heddesheimer war auch, dass durch das Dorfplatzfest die Infrastruktur für eine solche Feier und den Rahmen, den das Partnerschaftsjubiläum verdient, schon steht und wir dadurch ressourcenbewusster agieren, in dem keine Extrakosten, keine weitere Vor- und Nachbereitung und kein weiterer Auf- und Abbau für ein zusätzliches Fest verursacht wird. Gerade die Kosten für die Anlieferung und den Aufbau einer Bühne sind schon beachtlich.
Klar war aber auch, dass der Schwerpunkt dieser Feier auf der Städtepartnerschaft liegen muss und es eben keine reine „Partyveranstaltung“ werden soll. Dazu ist dieses Ereignis zu besonders.
Wir sollten uns bewusst machen, dass ein 50-jähriges Jubiläum einer Städtepartnerschaft etwas sehr Außergewöhnliches und etwas sehr Wertvolles ist, das auch in einem entsprechenden Rahmen gefeiert werden soll.
Diesen Rahmen möchten wir der Tradition und den Menschen einräumen, die die Partnerschaft ins Leben gerufen haben, bzw. teilweise seit Jahrzehnten aktiv leben und sich dafür engagieren.
Daher ist das Programm dieser Feier am Samstagabend an die Partnerschaft angelehnt und auch sehr an Kommunikation und Austausch. Ob dieses Programm bei einer öffentlichen Veranstaltung den Geschmack Derjenigen getroffen hätte, die nicht partnerschaftlich eingebunden sind, sei einmal dahingestellt.
Auch ist es nicht so, dass die „geladenen Gäste“ irgendwelche „fernen Eliten“, Prominente oder Politiker sind, sondern Teile unsere Bevölkerung.
Heddesheimer Bürgerinnen und Bürger, die sich an der Pflege der Partnerschaft mit Nogent-le-Roi beteiligen, die sich seit Jahren, teilweise Jahrzehnten für diese Städtepartnerschaft einsetzen und engagieren, z.B. in der Kommission, bei Austauschen, als Gastfamilien oder sich an vielen anderen Stellen einbringen, beteiligen und diese Partnerschaft leben, gemeinsam mit unseren Gästen aus Frankreich.
Diese Menschen haben im Rahmen eines 50-jährigen Jubiläums diese Anerkennung und Wertschätzung verdient!
Und vor diesem Hintergrund würde ich mir tatsächlich wünschen, dass man hierfür etwas Verständnis zeigt, diese Feier den Beteiligten auch gönnt und einmal alle zehn Jahre die eigenen Wünsche und Bedürfnisse nach Feiern und Party auch mal etwas zurückstellen kann. Dies war im Übrigen beim Partnerschaftsjubiläum vor zehn Jahren genauso und einen öffentlichen Abend mit Band und Livemusik gibt es ja am Freitag dennoch.
Denn, so ehrlich sollte man an dieser Stelle auch sein, den meisten, die sich zu Wort melden, geht es nicht um die Städtepartnerschaft, sondern um die Enttäuschung ob der entgangenen Party, was auch vollkommen in Ordnung ist. Dies zeigt sich auch an Vorschlägen, dass die geladenen Gäste doch ins Bürgerhaus gehen sollen und somit quasi den Platz frei machen für die Party. Wertschätzung gegenüber der Partnerschaft und den hierbei handelnden Akteuren kommt hiermit allerdings leider nicht zum Ausdruck.
Die herausragende Bedeutung des Jubiläums in diesem Jahr möchte ich hier ausdrücklich nochmals betonen.
Also man sieht, es ist eine vielfältige Gemengelage an unterschiedlichen Gründen und Notwendigkeiten, die den Außenstehenden so sicherlich nicht bewusst sind, aber bei der Planung dieser Veranstaltungen entscheidende Rollen spielen.
Es ging selbstverständlich auch nie darum, Leuten etwas vorzuenthalten. Im Fokus aller Überlegungen und Planungen der Verwaltung war jedoch immer das Jubiläum der Städtepartnerschaft und die Ausrichtung einer für diesen Zweck passenden und angemessenen Veranstaltung.
Der Samstagabend ist beim Dorfplatzfest regelmäßig der Höhepunkt und lockt die meisten Besucher an. Dass ausgerechnet dieser Teil der Veranstaltung zur geschlossenen Gesellschaft wird, verstehen viele Heddesheimer nicht. Bürgermeister Achim Weitz äußerte sich auf Nachfrage der Redaktion am Donnerstag mit einer schriftlichen Erklärung, die er auch auf Facebook verbreitete.
Bürgermeister zeigt Verständnis und äußert selbst Kritik
Darin zeigt Weitz Verständnis dafür, „dass einige enttäuscht sind, dass der Dorfplatzfest-Samstag in diesem Jahr nicht als öffentliche Party-Veranstaltung stattfindet“. Zugleich fordert er angesichts der Heftigkeit mancher Kommentare aber auch dazu auf, „die Etikette“ zu wahren. Es habe Überlegungen gegeben, den Festabend mit den Gästen aus Frankreich bereits freitags zu feiern, das sei aber nicht möglich gewesen, weil die Anreise erst an diesem Tag erfolge.
Ausschlaggebend für die Entscheidung sei unter anderem gewesen, dass durch das Dorfplatzfest die Infrastruktur für eine solche Feier bereits vorhanden sei und man so Geld und Ressourcen habe sparen können. „Klar war aber auch, dass der Schwerpunkt dieser Feier auf der Städtepartnerschaft liegen muss und es eben keine reine ,Partyveranstaltung’ werden soll. Dazu ist dieses Ereignis zu besonders“, betont Weitz weiter. Er spricht von einer „Gemengelage“ an Gründen und versichert: „Es ging selbstverständlich auch nie darum, Leuten etwas vorzuenthalten.“
Coverband Just for Fun sorgt freitags für gute Laune
Feiern dürfen die Heddesheimer an diesem Wochenende trotzdem, und das schon am Freitagabend. Ab 19.30 Uhr spielt die siebenköpfige Rock’n’Roll Coverband Just for Fun um Otto Raad, die seit vielen Jahren live on Tour ist und immer wieder ihr Publikum mitreißt.
Der Spaß an der Musik steht dabei für die Band im Vordergrund, der Name Just for Fun ist also Programm. Speisen und Getränke gibt es bereits ab 18 Uhr vom Eventservice Forschner, dem Weingut Schröder und dem Bistro am Dorfplatz. Der Eintritt ist frei.
Samstag steht im Zeichen der Städtepartnerschaft
Der Samstag steht dann ganz im Zeichen des Städtepartnerschaftsjubiläums mit Nogent-le-Roi. Ab 9.30 Uhr sind alle Mitbürgerinnen und Mitbürger zum öffentlichen Festakt im Bürgerhaus eingeladen. Im Anschluss findet um 13:30 Uhr eine Vernissage der Kunst- und Fotoausstellung mit Werken französischer und deutscher Künstlerinnen und Künstler vor dem Neuen Rathaus statt. Von 14.30 bis 17 Uhr besteht die Möglichkeit zur Teilnahme oder zum Zuschauen bei mehreren deutsch-französischen Sportveranstaltungen, darunter einem Bouleturnier, beim „Walking Football“ in der HeddesheimArena oder beim Handball-Freundschaftsspiel in der Nordbadenhalle 2. Um 18 Uhr beginnt dann besagter europäischer Partnerschaftsabend nur für geladene Gäste auf dem Dorfplatz.
Chor-Werkstatt gestaltet den Gottesdienst am Sonntag mit
Das Programm am Sonntag, ebenfalls bei freiem Eintritt, beginnt auf dem Dorfplatz um 10 Uhr mit einem ökumenischen Familiengottesdienst, zu dem die katholische Kirchengemeinde St. Remigius und die Evangelische Kirchengemeinde Heddesheim einladen. Für die besondere musikalische Begleitung mit neuen geistlichen Liedern sorgt die „Chor-Werkstatt“ mit Band und bunt gemischtem Chor. Das Motto des Gottesdienstes steht in Psalm 18: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen!“
Im Anschluss, um 11 Uhr, unterhält der Heddesheimer Kinder- und Jugendchor das Publikum. Der Chor besteht aus drei altersgetrennten Gruppen und beteiligt sich regelmäßig bei kommunalen Veranstaltungen. In den Chorproben ist es Musikpädagogin Sabine Nick wichtig, die Kinder in ihrer Gesamtentwicklung zu unterstützen und auch Werte wie Toleranz, Gemeinschaft und Partizipation zu vermitteln.
Für einen schönen Ausklang des Veranstaltungswochenendes soll ab 12 Uhr die Gruppe „Jazzlight“ sorgen. Swing, Soul, Jazz und Groove präsentiert die Band nun schon seit über 30 Jahren, zunächst als Ensemble der Musikschule Heddesheim und heute fast schon als kleine Bigband mit Sängerinnen unter der Leitung von Olaf Schönborn.
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