Heddesheim - Jagdgesellschaft hat neue Reflektoren auf den Straßen rund um die Gemeinde angebracht

Blaues Licht soll Wild abhalten

Von 
Isabel Lochbühler
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Blau leuchtet es nachts am Straßenrand rund um den Heddesheimer Ortsteil Muckensturm: Wer mit dem Auto unterwegs ist, bemerkt schnell die Wildwarnreflektoren an den schwarz-weißen Leitpfosten. Fällt das Licht der Autoscheinwerfer darauf, soll die Reflexion Wild wie Rehe, aber auch Wildschweine abhalten, die Straße zu überqueren.

Die Jagdgesellschaft Heddesheim brachte die Reflektoren in den vergangenen Wochen in ehrenamtlicher Arbeit an. So stehen nun Leitpfosten mit Wildwarnreflektoren an den Landesstraßen zwischen Heddesheim und Muckensturm, Heddesheim und Viernheim sowie Muckensturm und Viernheim. Bei der Aktion wurden 50 Stück an die Leitpfosten geschraubt - was einer Gesamtstrecke von 2,5 Kilometern entspricht.

Die 15 Zentimeter langen Halbkreisreflektoren, die eine Spezialfirma herstellt, werden an der straßenabgewandten Seite des Leitpfostens angebracht. Sie reflektieren das Scheinwerferlicht und erzeugen eine Art "Lichtzaun", der das Wild dazu bringt, nicht weiterzulaufen. Da es sich um Straßen des Landes und des Kreises handelt, mussten die Heddesheimer Jäger die Genehmigung des Straßenbauamts in Heidelberg einholen. Daraufhin kauften sie die Reflektoren selbst und brachten sie an den Stellen an, die als stark frequentiert gelten und wo häufiger Wildwechsel stattfindet.

Im Versuch erfolgreich

Die Bemühungen der Heddesheimer Jäger sind Teil der Aktion Lichtzaun des Landesjagdverbands (LJV) Baden-Württemberg. Der LJV berichtet von bundesweit mehr als "100 000 getöteten Wildtieren, rund fünf Millionen Euro Wildbretverlust und 583 Millionen Euro Sachschaden" - Tendenz steigend. Ein vierjähriger Versuch im Main-Tauber-Kreis mit den Lichtreflektoren habe eine Verringerung der Wildunfälle um durchschnittlich 73 Prozent gezeigt. Für den Bereich um Heddesheim lägen noch keine genauen Zahlen vor, so Wolfgang Bottenschein, Obmann der Jagdgesellschaft Heddesheim.

Für die drei Kilometer lange Strecke zwischen Heddesheim und dem Ortsteil Muckensturm, an die Felder und Wiesen angrenzen und auf die zwei Feldwege treffen, zeigt die Maßnahme Wirkung: Dort passieren laut Bottenschein keine Wildunfälle mehr. Eine hundertprozentige Sicherheit, dass kein Wild mehr unter die Räder kommt, sei aber auch mit den blauen Reflektoren nicht gegeben, so Dieter Schembera. Schembera ist Wildtierschützer der Jagdgesellschaft und wird bei Wildunfällen gerufen. Das Wild merke aber mit der Zeit, dass an bestimmten Stellen irritierende Lichter sind, es verlangsame das Tempo und bleibe schließlich stehen. "Im Moment gibt es kein anderes sicheres Mittel", begründet Schembera die Entscheidung seiner Jagdgesellschaft.

Die Aktion mit den Wildwarnreflektoren sei in dreierlei Hinsicht nützlich: Es werde weniger Wild angefahren, den Autofahrern blieben der Schreckmoment sowie die anschließende Meldung des Unfalls beim zuständigen Jäger oder der Polizei erspart. Da Wildunfälle auch für den Autofahrer tödlich ausgehen können, seien die Reflektoren eine wichtige Maßnahme. Davon ist die Jagdgesellschaft überzeugt.

Viel ehrenamtliche Arbeit

Einen Rückschlag mussten die Heddesheimer, die mit den Jägern aus dem angrenzenden Viernheimer Gebiet zusammenarbeiten, aber auch schon hinnehmen: Vor drei Jahren wurde die Straße zwischen Muckensturm und Viernheim auf einer Strecke von 500 Metern "wildsicher" gemacht, doch die Reflektoren wurden gestohlen. Fassen kann das Obmann Bottenschein immer noch nicht. Die Jagdgesellschaft brachte nun 60 neue Halbkreisreflektoren an. Den finanziellen Aufwand von 300 Euro und etliche ehrenamtliche Arbeitsstunden haben die Jäger auf sich genommen in der Hoffnung, dass die Arbeit rund um Heddesheim nun weniger wird, weil es weniger Wildunfälle gibt.

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