Heddesheim. 40 Grad im Hochsommer, kaum ein schattiges Plätzchen – und keinen Tropfen Wasser dabei. Wie schön wäre es da, wenn man irgendwo einfach welches zapfen und trinken könnte. In Parks gibt es deshalb oft öffentliche Säulen, aus denen auf Knopfdruck Trinkwasser läuft – zum Abfüllen in Flaschen oder für den direkten Genuss. Auch bei der Buga in Mannheim waren vier solcher Zapfstellen im Einsatz.
Auf europäischer Ebene ist man sich des Problems ebenfalls bewusst. In der EU-Richtlinie 2020/2184 über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch werden die Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, dass sie sicherzustellen haben, „dass Leitungswasser zur Nutzung als Trinkwasser an öffentlichen Orten durch Innen- und Außenanlagen bereitgestellt wird“.
Eine Richtlinie der EU fordert die öffentlichen Zapfstellen
Um diese Richtlinie umzusetzen, hat der Bundestag Ende 2022 den Wortlaut in einer Neufassung des Wasserhaushaltsgesetzes übernommen. „Wir stärken damit das Recht auf Zugang zu Trinkwasser“, formulierte der Abgeordnete Jan-Niclas Gesenhues von Bündnis 90/Die Grünen. Die Bereitstellung von Leitungswasser durch Trinkwasserbrunnen an öffentlichen Orten gehöre künftig zur Aufgabe der Daseinsvorsorge, heißt es von der Bundesregierung. Das Aufstellen von öffentlichen Trinkbrunnen sei ein „wichtiger Beitrag“ zur Hitzeversorgung, schreibt die Bundesregierung. Die verringerte Nutzung von Wasser aus Flaschen könne zudem Ressourcen schonen.
Also muss jetzt in jeder Gemeinde mindestens ein Trinkbrunnen stehen? Nein, ganz so einfach ist es nicht. Denn die EU-Richtlinie steht unter dem Vorbehalt, dass dies „technisch durchführbar und unter Berücksichtigung des Bedarfs und der örtlichen Gegebenheiten, wie Klima und Geografie, verhältnismäßig ist“.
Darüber lässt sich trefflich streiten. In Heddesheim wird das der Gemeinderat an diesem Donnerstag tun. Dann nämlich geht es um einen Antrag der SPD-Fraktion, einen solchen Trinkwasserspender im Ortskern, vor dem Rathaus, aufzustellen und zu betreiben. Ob es soweit kommt, bleibt abzuwarten. Die Verwaltung jedenfalls schlägt vor, den Antrag abzulehnen.
Für die Installation eines öffentlichen Trinkwasserbrunnens sind nach Schätzung der Verwaltung einmalige Kosten in Höhe von 15 000 bis 20 000 Euro anzunehmen. Hinzu kämen Tiefbauarbeiten für die Verlegung der Wasser- und Abwasserleitungen sowie notwendiger Spülvorrichtungen. Auch nach Abzug eines möglichen Landeszuschusses in Höhe von 50 Prozent bleiben damit mindestens 10 000 Euro an der Gemeinde hängen. Außerdem müssten jährlich wiederkehrende Kosten für den Betrieb in Höhe von rund 5 000 Euro angesetzt werden. Darin enthalten seien vor allem die Personalkosten für notwendige Wartungen und vorgeschriebene Kontrollen.
Es wird aber im Rathaus nicht verkannt, dass „auch in Heddesheim in den zurückliegenden Jahren in den Sommermonaten ein Temperaturanstieg zu verzeichnen ist und davon auszugehen ist, dass die Anzahl heißer Tage zunehmen wird“. Allerdings sei Heddesheim eine relativ kleine Gemeinde. Im Gegensatz zu Großstädten gebe es so gut wie keine Tagesgäste oder Obdachlose, die sich über einen längeren Zeitraum im öffentlichen Raum aufhalten. Zudem könne man in Geschäften und in der Gastronomie im Ortskern bei Bedarf Getränke kaufen. Im Erdgeschoss des Rathauses gebe es einen Trinkwasserspender, der während der Öffnungszeiten kostenlos genutzt werden könne.
In Heddesheim gibt es Trinkwasser bereits im Rathaus
Mit ihren Bedenken ist die Gemeinde Heddesheim nicht alleine. Dominik Eberle, Bauamtsleiter der Gemeinde Edingen-Neckarhausen, hält eine derartige Einrichtung auch aus hygienischen Gründen für problematisch. Nicole Hoffmann, Referentin des Ladenburger Bürgermeisters, erklärt auf Anfrage, dass es in der Stadt keine konkreten Überlegungen gibt, solche Wasserspender aufzustellen. Ausnahme ist bislang die Gemeinde Ilvesheim, die im Zuge der Haushaltsberatungen auf Antrag der Grünen beschlossen hatte, eine öffentliche Zapfstelle vor dem Rathaus einzurichten.
Im südhessischen Lampertheim war im Oktober 2022 ein erster Wasserspender aufgestellt worden, finanziert von der Baugenossenschaft. Weitere folgten dort, ebenfalls bei Projekten der Baugenossen. In Walldorf wurde im Februar ein Antrag der SPD abgelehnt. Nach einem Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung soll stattdessen geprüft werden, ob bei Hitze an öffentlichen Orten kostenlos Wasserflaschen wiederbefüllt werden können.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heddesheim_artikel,-heddesheim-bekommt-heddesheim-jetzt-einen-trinkwasserspender-_arid,2188137.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/dossiers_dossier,-_dossierid,18.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heddesheim.html