Kriminalität

Sabotage-Akte halten Groß-Rohrheimer Landwirte in Atem

Immer wieder hat sich jemand an den Beregnern zu schaffen gemacht, mit dem die völlig ausgetrockneten Felder bewässert werden. Die Polizei ermittelt nun gegen einen 57-jährigen Mann

Von 
Sandra Bollmann
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Die Felder in der Region werden zurzeit fast ununterbrochen bewässert. In Groß-Rohrheim war das jemandem ganz offensichtlich ein Dorn im Auge. © Berno Nix

Groß-Rohrheim. Seit Monaten treibt jemand auf den Ackerflächen rund um Groß-Rohrheim sein Unwesen und sabotiert die Beregnungsanlagen. Inzwischen hat die Polizei einen konkreten Verdacht: Ein 57-Jähriger soll die Schäden verursacht haben. „Uns liegen drei Anzeigen vor“, bestätigt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Südhessen. Ortslandwirt Florian Olf berichtet darüber hinaus von etwa 20 Fällen in den vergangenen vier Monaten.

Am Anfang stellte sich das Ganze noch eher harmlos dar, berichtet Olf. Direkt an Christi Himmelfahrt, am 26. Mai, ging es los. Daran erinnert sich der Groß-Rohrheimer ganz genau. Plötzlich waren immer mal wieder Beregner abgestellt, die angesichts der Hitze und Trockenheit dringend gebraucht wurden. Wenn die Landwirte die Maschinen dann neu platzieren wollten, mussten sie feststellen, dass kein Tröpfchen Wasser auf dem Feld angekommen war. „Das ist zwar ärgerlich, hat aber keinen allzu großen Schaden verursacht“, macht Olf deutlich.

Wenn dagegen die Drehzahl der Motoren erhöht wird, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. „Die Pumpen können heiß laufen, das kann sehr gefährlich werden.“ Das Gleiche kann passieren, wenn die Saugschläuche abmontiert werden und die Pumpen nur noch Luft und kein Wasser mehr ziehen. In einigen Fällen wurden die Zuleitungen mit scharfen Gegenständen aufgeschnitten – da könne ganz schnell mal ein Schaden von Tausend Euro entstehen.

Teurer Diesel

Groß-Rohrheimer Landwirte berichten zudem, dass der Radius der Beregner verändert worden sei. Das sei vor allem dann kritisch, wenn Wasser in der Nähe einer Straße versprüht wird: Trifft eine größere Fontäne einen Motorradfahrer, kann das extrem gefährlich werden.

Natürlich ist es auch äußerst ärgerlich, wenn sich der Sprenger nicht weiter bewegt und immer die gleiche Stelle auf dem Feld wässert. Die Beregnung läuft dann völlig umsonst, allerdings wird dabei teurer Diesel verbraucht. Anfangs wollten die Bauern die Vorfälle gar nicht an die große Glocke hängen – aus Angst, von Racheaktionen getroffen zu werden. „Wir haben immerhin eine recht große Angriffsfläche“, gab ein Betroffener zu bedenken. Dann entschlossen sie sich doch dazu, einige Fälle anzuzeigen. Und schließlich kam das Thema bei der Kerwerede zur Sprache.

Gerade angesichts der extremen Trockenheit stellen die Sabotage-Akte die Groß-Rohrheimer Landwirte vor besondere Probleme. „Wir sind seit vier Monaten quasi ununterbrochen unterwegs, um die Beregner immer wieder umzusetzen“, berichtet Florian Olf. „Das ist eine echte Rennerei.“ Während der gesamten Zeit ist kaum ein Tropfen vom Himmel gefallen. Ohne die zusätzliche Bewässerung wäre manche Ernte völlig zerstört. Ohnehin sieht es trotz der Gießanlagen auf einigen Äckern ziemlich traurig aus.

Warum es jemand ausgerechnet auf die Wasserversorgung abgesehen hat, kann sich bislang keiner erklären, weder die Polizei noch die Bauern. „Nach dem Motiv suchen wir heute noch“, schüttelt Olf den Kopf. Und auch die Polizei winkt ab. Das Motiv liege völlig im Unklaren. Mehrere Zeugen sollen den 57-Jährigen beobachtet haben, berichtet der Sprecher, die Ermittlungen dauern noch an.

Motiv liegt im Dunkeln

Die Groß-Rohrheimer Bauern machen sich allerdings keine größeren Hoffnungen, dass es ein greifbares Ergebnis gibt. Dem Verdächtigen die Taten nachzuweisen, sei wohl eher schwierig, lautet der Tenor. Allerdings habe es in den vergangenen zwei bis drei Wochen keine weiteren Vorfälle gegeben, berichtet der Ortslandwirt. „Vielleicht haben die Anzeigen ja etwas gebracht“, hofft er, dass nun endlich Schluss ist mit den Sachbeschädigungen.

Immerhin habe sich der Saboteur nicht nur an der Beregnung zu schaffen gemacht, sondern auch an einem voll beladenen Anhänger. „Die Ventile der Reifen waren herausgeschraubt“, berichtet Olf. Zum Glück habe er sicherheitshalber noch mal alles kontrolliert, bevor er mit dem Hänger losgefahren sei. „Das hätte übel ausgehen können.“

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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