Konzert

Gitarrenzauber endet mit doppeltem Schlussakkord

In Groß-Rohrheim geben sich seit Jahren Musikergrößen die Klinke in die Hand. Andreas Cuntz zählt Petteri Sariola und viele mehr zu seinen Stammgästen - in diesem Jahr allerdings zum letzten Mal

Von 
Bernhard Zinke
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Das Gitarrenzauber-Finale 2016 mit Chatz Kostas (v.l.), Gastgeber Andreas Cuntz, Ali Neander, Mike Dawes, Petteri Sariola, Tillmann Höhn und Martin Harley. © B. Zinke

Groß-Rohrheim. Den Gitarrenzauber gibt’s im kommenden Frühjahr als Doppelveranstaltung. Am Samstag und Sonntag, 22. und 23. April, werden Meister ihres Fachs aus aller Welt in die Saiten greifen. Der Samstag ist längst ausverkauft. Es ist das Nachholkonzert von 2020. Für den 23. April gibt es noch Karten. Wer noch zögert und zaudert: Es wird der letzte Gitarrenzauber in dieser Form sein, wie Veranstalter und Gitarrenbaumeister Andreas Cuntz im Gespräch mit dieser Redaktion sagt.

„Es schmerzt, es tut weh“, sagt der gebürtige Groß-Rohrheimer, der längst in Riedstadt zuhause ist, aber immer noch eng mit seiner Heimatgemeinde verbunden ist. Eine Veranstaltung dieser Größe und Qualität sei in dem bisherigen Organisationsrahmen jedoch einfach nicht mehr zu stemmen.

Und das hat viele Gründe. Die Künstler, die Cuntz verpflichtet und die allesamt seine hochwertigen Gitarren spielen, sind mittlerweile international absolut gefragte Top-Musiker. Mike Dawes beispielsweise tourt mit wachsendem Erfolg durch die Vereinigten Staaten. Auch der britische Blues-Gitarrist Martin Harley, Dauergast bei den Konzerten in der Groß-Rohrheimer Bürgerhalle, hat sich zuletzt in der Pandemie ebenfalls in Richtung USA orientiert – ebenfalls mit wachsendem Erfolg.

Ein Gitarrenzauber benötigt einen organisatorischen Vorlauf von acht bis neun Monaten. „Es ist mittlerweile kaum noch möglich, diese Größen alle für einen Termin zusammenzubekommen“, sagt Cuntz. Dann kommen interationale Entwicklungen wie der Brexit dazu. Martin Harley ist kein EU-Bürger mehr. Der Zoll verlangt hohe dreistellige Summen für die Instrumente. Das lohnt für einen oder zwei Auftritte nicht. Und schließlich ist da noch die Musikkiste als Mitveranstalter und mit Helfern, deren Zahl im Lauf der Jahre immer weiter geschrumpft ist. „Dem Verein fehlt der Nachwuchs“, bedauert Cuntz.

Um ein Konzert, das sich in seiner Qualität unter anderem auch durch eine absolut rauschfreie Übertragungstechnik auszeichnet, künftig durchführen zu können, müssten die Tickets 50 Euro aufwärts kosten. Das sei nie beabsichtigt gewesen.

Karten von 2020 weiter gültig

Wie schwierig es zudem ist, 600 Gäste zu betreuen, zeigt sich in der Schwierigkeit, alle Karteninhaber des Pandemie-bedingt ausgefallenen Gitarrenzaubers 2020 zu erreichen. Das Konzert war, wie viele seiner Vorgänger auch, ausverkauft. Nun sind den Veranstaltern aber nicht alle Kartenkäufer von damals bekannt. Manche Tickets wurden verschenkt. Weil die Kartenbesitzer ja einen Anspruch auf ihre Plätze haben, aber viele vielleicht gar nicht wissen, dass das Konzert am 22. April nachgeholt wird, drohte eine halbvolle Bürgerhalle. Karten neu zu verkaufen geht aus genannten Gründen nicht. Deswegen setzt Cuntz auch auf Mundpropaganda, dass sich untereinander vernetzte Musikfreunde entsprechend informieren.

Für Sonntag gibt es allerdings noch Eintrittskarten – zunächst ausschließlich über die Internetseite des Gitarrenbauers (www.cuntz-guitars.de). Restkarten werden auf der nächsten Offenen Bühne im Januar verkauft. Die Tickets kosten 21 Euro. Dafür gibt es feine musikalische Leckerbissen, beispielsweise von den Dauergästen Mike Dawes und Petteri Sariola, die mit irrer Geschwindigkeit über die Griffbretter ihrer Cuntz-Gitarren fegen. Mit dabei ist natürlich Martin Haley, der einmal mehr mit seiner Lap-Steel-Gitarre die ganze Leidenschaft des Blues fühlen lässt, und Steph MacLeod aus Schottland, den die Musik und der Glaube gerettet hat – wenn man ihn singen und spielen hört, mag man sagen: Gott sei Dank! Die beiden Fingerstyle-Künstler Christian Lehr und Sophie Chassée ergänzen das Programm des finalen Gitarrenzaubers.

Im Begleitprogramm des Wochenendes zeigen fünf Gitarrenbauer, darunter Andreas Cuntz und Joe Striebel, wieder ihre schönsten Instrumente. Zum Schlusspunkt haben sich Cuntz und Striebel noch ein absolutes Highlight ausgedacht. Sie werden gemeinsam eine Akustik-Gitarre bauen, die für einen guten Zweck meistbietend versteigert wird. Der hoffentlich fünfstellige Erlös kommt der Stiftung von Jochen Zeitz zugute. Der gebürtige Mannheimer Zeitz war Vorstandsvorsitzender des Sportartikel-Unternehmens Puma und ist heute Chef der amerikanischen Motorrad-Kultmarke Harley Davidson.

Stiftung engagiert sich für Afrika

Über seine Stiftung engagiert er sich vor allem in und für Afrika. Dementsprechend werden Einlegearbeiten das Griffbrett der Benefiz-Gitarre zieren, die an die afrikanische Natur angelehnt sind. Diese Arbeiten wird Kian Farzar erledigen, der schon häufiger Cuntz-Gitarren weiter veredelt hat. „Die Gitarre, die wir versteigern wollen, ist ein absolutes Unikat. Es wird keine zweite davon geben“, verspricht Andreas Cuntz. Die Modalitäten der Versteigerung werden noch vor dem Gitarrenzauber bekanntgegeben. Die Versteigerung findet rund um die Veranstaltung Ende April statt.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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