Leben

Ungewöhnliche Ausstellung in Neckarhausen: Tiere und Menschen

Es ist eine ungewöhnliche Kombination: Zinnfiguren in Vitrinen und Gemälde an den Wänden widmen sich dem gemeinsamen Thema "Tiere und Menschen". Ein Besuch im Schloss in Neckarhausen lohnt sich

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Michael Huber (l.) und Wolfgang Weiß haben die Ausstellung „Tiere und Menschen“ mit Zinnfiguren und Gemälden zusammengestellt. © Hans-Jürgen Emmerich

In der Vitrine am Eingang erzählen Zinnfiguren die Legende des letzten Abenteuers von Odysseus, der sich gegen die Rinder des Helios durchsetzen musste, ganz am Ende des Ganges blickt der blutrote Kopf von Minotaurus auf die Besucher. Im Schloss in Neckarhausen haben der Maler Michael Huber und der Zinnfigurensammler Wolfgang Weiß eine außergewöhnliche Ausstellung zusammengestellt. Der Titel „Tiere und Menschen zieht sich dabei wie ein roter Faden durch sämtliche Exponate.

Weiß sammelt seit mehr als 60 Jahren Zinnfiguren. Bereits 2009 zeigte er im Schloss eine Ausstellung, damals über Odysseus und seine Zeit. Neu ist die Kombination mit gemalten Aquarellen und Acrylbildern. Die leeren Wände hätten sich dafür angeboten, erzählen die beiden Ausstellungsmacher.

"Tiere und Menschen" im Schloss Neckarhausen

  • Die Ausstellung „Tiere und Menschen“ im Schloss Neckarhausen läuft noch bis einschließlich 19. Februar.
  • Sie ist samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Gruppen können sich auch außerhalb der genannten Zeiten anmelden unter Telefon 06203/15877.
  • Zinnfiguren: Dieter Blanke, Hatten; Michael Braun, Ketsch; Hasso Graf Bülow von Dennewitz, Düsseldorf; Prof. Nicolaus Dahmen; Bruchsal; Dr. Wolfgang Weiß, Neckarhausen; Karl-Heinz Kröger, Plankstadt; Gerhard Mönninghoff, Bochum; Gerd Wiemers, Oldenburg; Volker Ziegler, Reilingen.
  • Aquarelle und Acryl: Irene Daners, Michael Huber, Erika Keller, Claudia Räuber-Schwarz, Monika Reuther, Lydia Schüler, alle Edingen-Neckarhausen; Gisi Mengesdorf-Kasten, Abtsteinach; Anja Roschke, Mannheim; Gaby Tyner, Viernheim

 

18 Aussteller beteiligt

Sie selbst haben Exponate zur Verfügung gestellt, konnten aber auch auf die Unterstützung vieler Mitstreiter zurückgreifen. So sind es nun insgesamt 18 Beteiligte, die für eine bemerkenswerte Ausstellung sorgen. Dabei gibt es durchaus auch Lehrreiches. Wie Zinnfiguren entstehen, zeigt gleich die Vitrine am Eingang. Zeichnungen als Vorlage, in Schiefer geritzte Gussformen und ein Schmelztiegel mit Zinn lassen erkennen, wie aufwendig die Herstellung der Figuren ist. Danach geht es mit ebenso großer Sorgfalt weiter. Die Bemalung erfolgt in mehreren Schritten, wie Weiß anhand des Beispiels eines Kriegers zeigt. Es beginnt mit dem Grundieren, geht weiter mit der Haut, gefolgt von der Tunika über Mantel, Haare und Lanze bis hin zur Mütze und dem letzten Feinschliff. Die feinen Schattierungen begeistern auch den Maler Michael Huber, der es mit sehr viel größeren Formaten zu tun hat. In Dioramen werden diese Figuren zu lebendigen 3D-Welten mit Tiefgang.

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Kunst im Schloss Neckarhausen

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Märchen und Mythologie

Das Märchen vom gestiefelten Kater findet in einer eigenen Vitrine Platz, in Augenhöhe, so dass auch Kinder dort mühelos hineinblicken können. In acht Szenen wird die Geschichte der Gebrüder Grimm nachgestellt, wie der Müllersohn am Ende ein Graf wird, die Prinzessin heiraten darf und schließlich zum König aufsteigt. Schon beim Anblick der prächtigen Kutschen fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. Immer wieder tauchen in den Kästen hinter Glas Figuren der griechischen Mythologie auf, so etwa der Minotaurus von Kreta, aber auch historische Gestalten wie die ägyptische Königin Kleopatra. Es war auch der Geschichtsunterricht in der Schule, der Weiß einst dazu veranlasste, mit dem Sammeln von Zinnfiguren zu beginnen, um mit ihnen Szenen von Schlachten nachzustellen.

Doch Mythologie und Historie sind längst nicht alles in dieser Ausstellung. Da gibt es einen Wanderzirkus, einen Zoo um 1900 oder Tiere und Menschen im Transportwesen, vom asiatischen Wildesel bis zu den Pferderassen von heute. Dass Tiere Menschen retten können, zeigt das Beispiel des Tsunami von 2004, das Weiß voller Enthusiasmus referiert: Wilde Elefanten spüren das nahende Unheil, trompeten und flüchten vor der Riesenwelle, zuerst folgen ihnen die Haustiere, dann die Menschen.

Die allermeisten Figuren sind aus Zinn, eine hat Weiß aber auch aus Bleck geschnitten und bemalt. Es handelt sich um den Oliphanten mit den Reitern aus Tolkiens „Herr der Ringe“. Die Bemalung gibt dem Elefanten Tiefe, lässt ihn plastisch wirken. Und wer genau hinsieht, der bemerkt, dass eine der Figuren auf dem Rücken des Tiers aus Zinn ist.

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Zinnfiguren im Schloss Neckarhausen

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Papageien und Waschbären

Wenn Weiß erzählt, könnte man ihm stundenlang zuhören. Besucher der Ausstellung haben dazu an den kommenden Wochenenden noch Gelegenheit. Für Gruppen bieten er und Huber nach Absprache auch Führungen außerhalb der Öffnungszeiten an. Dann geht es ebenso um die Gemälde an den Wänden. Denn flankiert werden die Figuren in den Vitrinen von Bildern, die zum Teil eigens für diese Ausstellung gemalt wurden. Da ist zum Beispiel besagter Minotaurus, der auch auf dem Plakat auf den Betrachter blickt. Daneben schauen Papageien und Löwen, Hunde und Waschbären in die Augen der Besucher. Eine der Künstlerinnen kennen die Edinger auch als Vorsitzende der Sängereinheit: Erika Keller. Von ihr fällt das Porträt eines schwarzen Mädchens auf, bei dem die Farbe gerade erst trocken geworden ist. Dem Blick ihrer leuchtenden Augen kann man sich kaum entziehen.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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