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Personalprobleme: Fähre in Neckarhausen steht tagelang still

Die Gemeinde Edingen-Neckarhausen hat akute Personalprobleme beim Betrieb der Fähre zwischen Neckarhausen und Ladenburg. Im März steht die Fähre an neun von 31 Tagen still.

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Hans-Jürgen Emmerich
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Die Fähre zwischen Neckarhausen und Ladenburg muss im März an neun von 31 Tagen pausieren. © Hans-Jürgen Emmerich

Edingen-Neckarhausen. Die Fähre ist im März an neun von 31 Tagen außer Betrieb, es gibt akuten Personalmangel. Das haben Bürgermeister Florian König und Stabsstellenleiterin Thea Crebert am Freitag bei einem kurzfristig anberaumten Pressegespräch im Rathaus mitgeteilt. Wie es im April weitergeht, ist unklar. Die Gemeinde denkt auch über eine Verpachtung nach, will aber den Betrieb auf jeden Fall aufrechterhalten, wie König betonte.

Immer wieder Stillstand

„Die Personalsituation macht uns schon seit geraumer Zeit Sorgen“, betont König, der sich schon vor seiner Wahl zum Bürgermeister als Vorsitzender des Fördervereins für die Fähre engagiert hat. Bereits in der Vergangenheit war die Fähre immer wieder zeitweise außer Betrieb, zum Teil wegen technischer Probleme, zum Teil aber auch wegen fehlendem Personal. Dabei gab es seit der Übernahme der Fähre durch die Kommune Anfang 2020 durchaus hoffnungsvolle Ansätze. So absolvierten zwei Frauen eine Ausbildung auf dem Schiff und erwarben das erforderliche Patent. Aus persönlichen Gründen gaben sie den Job aber schon ziemlich bald wieder auf.

Ein weiterer Hoffnungsträger war ein junger Mann aus Algerien, der seit Anfang 2022 Dienst auf der Fähre machte und für den nötigen Schein lernte. Neben 180 Tagen Dienst an Bord müssen Fährleute eine theoretische und eine praktische Prüfung ablegen. Als er Mitte Januar eines Morgens nicht zum Dienst erschien, stellte sich heraus, dass er von der Ausländerbehörde abgeschoben worden war.

Fährfrau und Töchter als Retterinnen

Damit bleibt aktuell nur die langjährige Fährfrau Martina Kreuzer, die als Vollzeitkraft den Betrieb aufrechterhält. Doch selbst 40 Stunden in der Woche reichen nicht aus, um den kompletten Fahrplan abzudecken. „Wir bräuchten drei Vollzeitkräfte“, rechnet Crebert vor. An sieben Tagen in der Woche zu arbeiten, erlaubt das Gesetz nicht. Auch von morgens bis abends durchgehend überzusetzen, ist für eine Person ausgeschlossen. Deshalb gibt es derzeit jeweils eine Stunde Mittagspause. Dass der Betrieb der Fähre überhaupt halbwegs durchgehend funktioniert, ist Kreuzers beiden Töchtern Ann-Kathrin und Isabelle zu verdanken. Sie sind hauptberuflich beim Großkraftwerk Mannheim beschäftigt und übernehmen tageweise Dienst an den Wochenenden.

Was aktuell helfen würde, wären weitere Aushilfskräfte, die über das notwendige Patent und etwas Freizeit verfügen und idealerweise sofort anfangen könnten. Binnenschiffer erfüllen mit ihrem Patent die Voraussetzung dafür. Doch sie sind nicht so leicht für diesen Job zu gewinnen, wie man bei der Gemeinde aus leidvoller Erfahrung weiß. Denn der Tarifvertrag, nach dem die Kommune zahlt, liegt in diesem Fall unter dem, was die Schiffer in der freien Wirtschaft verdienen können. Berufsanfänger bekommen hier laut dem Portal „Karrieresprung“ zwischen 2000 und 2500 Euro im Monat, mit Berufserfahrung sind Gehälter von bis zu 6500 Euro drin. Auf diesen Betrag kommt im Rathaus noch nicht einmal ein Amtsleiter.

Immer wieder Gespräche

Trotzdem geben Bürgermeister König und seine Stabsstellenleiterin den Kampf um die Fähre und das Bordpersonal nicht auf. Es gäbe auch in der Gemeinde noch Leute, die die notwendige Befähigung für den Job hätten. „Mit denen führe ich Gespräche“, versichert König. Dass die Gemeinde Personal ausgebildet hat, es dann aber nicht halten konnte, bedauert er. „Wir versuchen, als Arbeitgeber so attraktiv wie möglich zu sein“, unterstreicht der Bürgermeister.

Einstweilen kann die Gemeinde das Problem nur lösen, indem sie die Fährzeiten ausdünnt. So steht die Fähre im März an allen Montagen im März, am Sonntag, 19. März, sowie in der letzten Märzwoche komplett still. Wie es im April aussieht, ist derzeit nicht absehbar. Über mangelnde Fahrgäste muss sich die Kommune übrigens nicht beklagen. Trotz Corona und etlicher Ausfälle gab es 2022 fast 200 000 Überfahrten.

Schülerblocks bleiben

Die umstrittene Entscheidung für eine Abschaffung des beliebten Schülerblocks liegt wegen der unregelmäßigen Fahrzeiten erst einmal auf Eis. So können Schüler also nach wie vor für nur wenige Cent von Neckarhausen nach Ladenburg und zurück übersetzen. Ein digitales Bezahlsystem mit aufladbaren Plastikkarten ist bereits in der Testphase. Trotz aller Probleme glaubt König an eine Zukunft für die Fähre, selbst dann, wenn die neue Neckarbrücke ab 2026 in Betrieb geht.

Helfen könnte der Gemeinde auch die Übernahme der Fähre durch einen Pächter. „Den würden wir nicht im Regen stehen lassen“, verspricht König. Selbst wenn der Autotransport nach Öffnung der Brücke zurückgehe, habe die Fähre immer noch einen Nostalgiewert: „Die Fähre ist ein über 500 Jahre altes Kulturgut.“ Das zu erhalten, sei das klare Ziel der Gemeinde, ebenso wie der Stadt Ladenburg auf der anderen Seite des Flusses.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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