Neckarhausen - „Sommergeschichten – Kultur im Schloss“ lockt zahlreiche Kulturinteressierte an / Programm mit hochkarätigen Künstlern überzeugt

Neue Klangwelten und viel Humor

Von 
Hannelore Schäfer
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„Kultur lässt Menschen zusammenkommen, damit sie gemeinsam etwas erleben“, stellte Markus Rohr von den „Szenemachern“ fest. Bei den „Sommergeschichten – Kultur im Schloss“ hatten Kulturinteressierte am Wochenende gleich dreimal Gelegenheit dazu. Die Kulturinitiative Edingen-Neckarhausen (KIEN) hatte zu diesem kleinen und feinen „Kultur-Festival“ in den Neckarhäuser Schlosshof eingeladen. Den Auftakt machte am Freitag der Stummfilm „Sunrise“, am Samstag setzten sich die Szenemacher mit ihrer Improvisationsshow in Szene und zum sonntäglichen Ausklang folgte eine „bunte Sommer-Serenade“ mit hochkarätigen Künstlern.

„Wir sind wieder da, wir machen wieder Kultur“, begrüßte der Leiter der Volkshochschule und KIEN-Aktivist Hermann Ungerer zum Auftakt rund 40 Stummfilm-Freunde, die in corona-konformem Abstand auf den Stuhlreihen im Schlosshof Platz genommen hatten. Ungerer hatte zudem für das Equipment gesorgt, damit „Sunrise“, ein US-amerikanisches Liebesdrama aus dem Jahr 1927 nach Sonnenuntergang über die Leinwand im Schlosshof flimmern konnte.

Musikalisch live begleitet wurde Film von „Camu Camu“. In einer ganz außergewöhnlichen Tonart erschlossen der Musikwissenschaftler und DJ Tobias Breier sowie sein Kollege Joachim Rossnagel neue Klangwelten. „Die Musik war bombastisch“, lobte KIEN’iast Michael Huber die klangstarke Stummfilm-Vertonung.

Witzig und hintergründig

Einen echt starken Auftritt – mal witzig, mal humorvoll, mal hintergründig –, aber immer spontan und schlagfertig hatten tags darauf auch die „Szenemacher“. Mit ihrer Improvisationsshow „Alles ist anders –und doch auch wieder nicht“, begeisterten sie das Publikum. „Wir haben noch 30 Stühle dazu gestellt, schön, dass so viele gekommen sind“, freute sich der Moderator der Szenemacher Markus Rohr. Mit 95 Besuchern kratzte man an der erlaubten Hunderter-Marke.

„Guckt jetzt alle nach vorne, Stichwort Aerosole“, witzelte Rohr und fügte an: „Von uns fünf Akteuren kommen jeweils zwei aus einem gemeinsamen Haushalt und die Fünfte hält etwas Abstand.“ Und dann ging es los mit dem Improvisieren auf der Bühne der Schloss-Terrasse. Auf Fragen nach außergewöhnlichen Hobbys wurden vom Publikum unter anderem Begriffe wie Gleitschirmfliegen und Würmer sammeln zugerufen. Der Würmer sammelnde Gleitschirmflieger setzte die gut aufgelegte Truppe ebenso witzig in Szene wie eine Beziehungsgeschichte oder der Kindergeburtstag.

„Was immer du auch sagst, das machen wir“, meinte nicht nur der „Jupp“ bei einem „Blind-Date“, dieser Satz ist bei den Szenemachern praktisch Programm. Das zeigte sich auch bei der hammerharten Story. „Hallo Schorsch ich such’ mein Hammer.“ Antwort: „Do hamma schun driwwer geschwätzt.“ Weiter ging es unter anderem mit der „Dampfnudel-Krise“ als zugerufenem Film-Titel in „Kultur nach acht Uhr“, und der Erkenntnis: „Ich bin der Teig, der nicht aufgeht.“ Die spielstarke Truppe – in der Besetzung mit Markus Rohr, Ilse Wagner, Edda Glanz, Karin Frey und Mira Strauß sowie Roland Surblys als musikalischem Begleiter – war zumindest im übertragenen Sinne ganz nah dran am begeisterten Publikum als Stichwortgeber.

Für den klangvollen Abschluss der „Sommergeschichten“ sorgte eine „Bunte Sommerserenade“, bei der die Musikfreunde ins Schwärmen gerieten. Die Mezzosopranistin Anna-Lena Denk-Ehrlich, ihr Ehemann, der israelische Violinvirtuose Nachum Ehrlich und Ana Cho am Klavier bezauberten ihr Publikum mit einem breitgefächerten Programm, meisterhaft dargeboten.

Das farbenreiche Klang-Kaleidoskop beinhaltete Werke von Tschaikowski, Bernstein, Kreisler, Elgar und Paradis. „Musik und Gesang tut gut und macht uns in Zeiten wie diesen Mut“, kommentierte ein Zuhörer die ebenso anspruchsvolle wie erfrischende „Sommer-Serenade.“

Freie Autorin

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