Neckarhausen/Ladenburg - Verkehrsmittel über den Neckar soll am Mittwoch wieder in Betrieb gehen / Spektakuläre Aktion am Fluss

Neckarhausen/Ladenburg: Fähre dank neuer Kette wieder in Betrieb

Von 
Martin Tangl
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Mehrere Handgriffe sind nötig, um die neue Kette, die die Fähre bewegt, auf beiden Seiten des Neckars festzumachen. © Christoph Blüthner

Die Kette rasselt monoton über ihre Antriebsachsen, langsam setzt sich die Fähre zwischen Neckarhausen und Ladenburg über den Neckar in Bewegung. Ein beruhigendes Geräusch für Marcus Heinze, den stellvertretenden Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr und an diesem Vormittag Kapitän auf dem Wasserfahrzeug.

Gut zwei Stunden haben am Dienstag die Feuerwehren beider Ortschaften sowie Bauhof-Mitarbeiter gebraucht, um die beliebte Verbindung über den Fluss wiederherzustellen. Am 30. Dezember war die alte Kette bei Hochwasser gerissen und hatte den Betrieb lahmgelegt. Nachdem jetzt in einer aufwendigen und spektakulären Aktion eine neue, stärkere Kette im Neckar verlegt ist, kann die Fähre ab Mittwochmorgen, 7 Uhr, wieder genutzt werden.

Beteiligte sind zufrieden

„Hat alles einwandfrei geklappt, war allerdings zeitaufwendig, besonders der letzte Akt hat gedauert“, zieht Marcus Heinze kurz nach der Jungfernfahrt der Fähre an neuer Kette ein positives Fazit. Zusammen mit Sven Thiele vom Bauhof in Neckarhausen hat er nochmal die Spannung der rund 620 Kilo schweren Kette kontrolliert, den Kollegen drüben am Ladenburger Ufer per Handy ein kurzes Okay gegeben – und los geht es über den Neckar unter den neugierigen Augen von Funk, Fernsehen und Zeitungsreportern. Jürgen Volk und Josef Kalberger überwachen die Szene von ihrem Feuerwehrboot aus.

Zunächst fehlen eineinhalb Meter

Zum Schluss, nach der problemlosen Verlegung im Wasser, hatten tatsächlich eineinhalb Meter zwischen der Kette und ihrer Verankerung am Ladenburger Ufer gefehlt. Alles Anpacken hilft nichts, die Fachleute rätseln, probieren den einen oder anderen guten Ratschlag der Kollegen aus. Mit höchster Anstrengung versuchen Markus Tybussek, Sven Thiele und Marcus Heinze, durch Zug die Distanz der beiden Enden zu überbrücken. „Besser als jedes Training im Fitnessstudio“, frotzeln die Männer vom Bauhof.

Ihr Chef Michael Sommer ist jedoch zuversichtlich: „Meine Männer sind Technik-erprobt, die schaffen das!“ Auch der Transporter der Stadt Ladenburg wird angehängt, starke Feuerwehrmänner legen sich gewaltig ins Zeug, damit sich der Zug verstärkt und sich die beiden Enden endlich annähern. Extra Ketten und Seile werden zu Hilfe genommen – alles vergeblich, es geht nur um Zentimeter voran, die Lücke bleibt. Marcus Heinze vermutet, dass sich die gut 160 Meter lange Kette im tiefen Schlamm auf dem Neckargrund verschlungen hat und so die notwendigen anderthalb Meter fehlen. Also setzt er mit der Fähre zurück nach Neckarhausen, lockert so die Spannung und holt mit Sven Thiele an der Befestigung am anderen Ufer noch ein paar Kettenglieder mehr heraus – und plötzlich funktioniert die stählerne Verbindung, kann drüben in Ladenburg das andere Ende mit großen Kuhmäulern verankert werden.

Jetzt noch ein paar Proben fahren hin und her, „dann fährt die Fähre am Mittwoch wieder nach Fahrplan“, kündigt Thea-Patricia Arras, Stabsstellenleiterin in Neckarhausen, an. Der Stellvertretende Bürgermeister und Vorsitzende des Fördervereins, Florian König, betont dabei die besondere Bedeutung der Verbindung über den Neckar: „Die Fähre ist uns eine Herzenssache und sehr wichtig für die Leute. Es fehlt eben was, wenn die Fähre nicht fährt“. In die neue Kette wurden 2500 Euro investiert. König seufzt: „Da zeigt sich die Entwicklung der Stahlpreise, 2018, bei der alten Kette, waren es noch 600 Euro weniger.“

Mehr Zugfestigkeit

Fährfrau Martina Kreuzer und ihre beiden Kolleginnen freuen sich ebenfalls, dass es jetzt wieder losgeht. Martina Kreuzer war am 30. Dezember dabei, als das vier Jahre alte Teil gerissen ist, glücklicherweise, als die Fähre gerade am Neckarhäuser Ufer angelegt hatte. „Plötzlich war der Zug weg“, erinnert sich die Frau, die schon 30 Jahre zwischen Ladenburg und Neckarhausen auf dem Fluss hin- und herpendelt. „Wahrscheinlich war der Druck durch das Hochwasser zu groß“, vermutet Marcus Heinze, warum das Teil am Jahresende in die Brüche ging. „Jetzt haben wir eine Kette mit höherer Zugfestigkeit, die hält mehr aus“, versichert er.

Info: Fotostrecke unter mannheimer-morgen.de/neckarhausen

Fähre Neckarhausen

Neue Kette für die Fähre

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