Edingen-Neckarhausen. Eine Musikschule für Kinder und Jugendliche soll es auch in Zukunft geben. Das ist die Quintessenz der Diskussion am Dienstag im Gemeinderat von Edingen-Neckarhausen. Ob dafür die Kooperation mit der Musikschule der Stadt Mannheim fortgesetzt wird, steht allerdings in den Sternen. Ein entsprechender Kooperationsvertrag ist jedenfalls vorsorglich gekündigt worden.
Die Jugendmusikschule Edingen-Neckarhausen gibt es fast genauso lange wie die Gemeinde selbst. 1977 wurde der Vertrag mit der Musikschule Mannheim unterschrieben, genau zwei Jahre, nachdem aus Edingen und Neckarhausen die Doppelgemeinde geworden war. Jetzt steht als Alternative die Kooperation mit einer privaten Einrichtung im Raum.
„Die Musikschule war schon häufig Thema“, stellte Bürgermeister Florian König (CDU) einleitend fest. In der Vergangenheit habe man mehrfach darüber diskutiert und das Angebot immer wieder reduziert. „Weiter reduzieren können wir nicht“, sagte König: „Wir müssen entweder mehr zahlen oder uns von der Musikschule Mannheim verabschieden.“ Statt der zuletzt im Etat eingestellten 150.000 Euro pro Jahr könnten es nach einer angekündigten Erhöhung künftig 180.000 Euro sein. Das wären fast 700 Euro Zuschuss für jeden der rund 260 Schülerinnen und Schüler. „Wir sind unheimlich zufrieden mit der Musikschule Mannheim, aber wir sind auch ziemlich klamm“, machte der Bürgermeister das Dilemma deutlich, in dem sich die Gemeinde befindet. „Musik ist extrem wichtig für junge Menschen“, bekannte sich König zur musikalischen Bildung und versicherte: „Wir sind höchst bemüht um eine Alternative.“
Wir sind unheimlich zufrieden mit der Musikschule Mannheim, aber wir sind auch ziemlich klamm.
Der Bürgermeister verwies auf das Beispiel Dossenheim, wo die Gemeinde mit einer privaten Musikschule kooperiere. Die Gebühren dort seien in der Nähe dessen, was die Eltern heute in Edingen-Neckarhausen bezahlten. Ein Beispiel: Der Einzelunterricht (30 Minuten in der Woche) kostet aktuell 80,70 Euro im Monat, in Dossenheim mit dem Partner Haley sind es 75 Euro. Im Gruppenunterricht mit drei Teilnehmenden und 45 Minuten pro Monat fallen aktuell 52,60 Euro an, in Dossenheim sind es 54,50 Euro.
Die Gemeinde zahlt bei der Kooperation mit Mannheim aktuell jährlich 150.000 Euro drauf, nach der angekündigten Erhöhung wären es fast 180.000 Euro. Beim Dossenheimer Modell wären keine Zuschusszahlungen mehr erforderlich. Die Beteiligung der Gemeinde läge dann lediglich darin, die Räume für den Musikunterricht unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.
Noch ist das alles aber Zukunftsmusik. Auf die Frage von Andreas Daners (SPD), wie weit die Gespräche mit der privaten Musikschule bereits gediehen sind, erklärte der Bürgermeister, er habe zunächst das Votum des Gemeinderates abwarten wollen. Dass dies positiv ausfallen würde, hatte er offenbar erwartet, denn einen entsprechenden Termin gab es bereits am Tag nach der Sitzung.
Georg Koch von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV) signalisierte angesichts der Finanzlage Verständnis für den Vorschlag, kritisierte aber: „Das hätte man offener kommunizieren können.“ Viele Kinder hätten durch die Bläserklasse zur Musik gefunden. „Kinder, Eltern und Lehrer hängen in der Luft“, klagte Koch. Die vorsorglich ausgesprochene Kündigung bedeute nicht, dass die Gemeinde nichts mehr mit der Musikschule Mannheim mache. „Wir brauchen belastbare Zahlen vor einer endgültigen Entscheidung“, forderte der UBL-Gemeinderat. Die Ungewissheit müsse schnell beendet werden.
Sandra Schwarz von der Offenen Grünen Liste (OGL) wollte wissen, in welchem Umfang die Angebote wie Musikunterricht, Bläserklasse und Ganztagsschule bei einem Wechsel des Partners bestehen bleiben könnten. „So weit sind die Gespräche noch nicht“, antwortete ihr der Bürgermeister. „Entscheidend ist, dass die musikalische Bildung fortgesetzt wird“, betonte Gerd Wolf (Die PARTEI). „Wir wollen das Niveau so gut wie möglich aufrechterhalten“, versicherte Bürgermeister König, verwies aber auch auf die finanzielle Lage: „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand.“
Eine „Win-win-Situation“ für alle Beteiligten?
Markus Schläfer (CDU) zeigte Verständnis für das Vorgehen: „Wir haben immer wieder gekürzt, trotzdem werden Kosten immer höher.“ Man kündige auch Handyverträge, um bessere Konditionen zu erreichen. Die Kooperation mit einer privaten Musikschule könne eine Win-win-Situation für alle Beteiligten sein. Die Haushaltssituation sei hinlänglich bekannt. „Wir werden nicht umhinkommen, die Qualität unserer Dienste zu reduzieren“, sagte der CDU-Sprecher und fügte hinzu: „Es muss nicht immer alles so bleiben, wie es 50 Jahre lang funktioniert hat.“
Sandra Schwarz (OGL) betonte, die musikalische Früherziehung sei ganz wichtig für Kinder und die Förderung ihrer sozialen Kompetenzen. Ihr Fazit: „Das musikalische Angebot muss fortgeführt werden.“ Ähnlich äußerte sich Andreas Daners (SPD), selbst Musiker und Vater zweier Söhne, die musizieren: „Das ist äußerst wichtig für die Kinder, es fördert Konzentrationsfähigkeit, Sprachfähigkeit und Selbstreflexion.“ Es sei extrem wichtig, das Angebot beizubehalten. Man werde das weiter kritisch verfolgen.
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