Mit einer eindrucksvollen Vorstellung mit Chorwerken aus fünf Jahrhunderten warteten am Sonntagnachmittag gleich drei erstklassig aufgelegte Ensembles in der gut gefüllten evangelischen Kirche auf. Teilweise wurde doppelchörig musiziert und so der ganze Raum mit grandioser Klangpracht erfüllt. Einen besseren Einstand zum Spendenmarathon für den Kirchenbau hätte sich der veranstaltende Kirchengemeinderat nicht wünschen können.
In seinen Begrüßungsworten führte Ratsmitglied Dirk Treiber aus, wofür das Benefizkonzert gedacht war. Es gelte, den schwankenden Glockenturm zu renovieren, die in die Jahre gekommenen Glocken zu erneuern und der Orgel eine Generalüberholung zu gönnen. Dafür benötige die Kirchengemeinde Eigenmittel in Höhe von etwa 125 000 Euro. Treiber wies auf den noch zu gründenden Förderverein hin, für den er sowohl um Mitgliedschaft warb wie auch um die Bereitschaft, darin Ämter zu übernehmen.
Lohnende Ergänzung
Gleich zu Beginn gab es ein musikalisches Leckerli des mitteldeutschen Repertoires zu hören: eine Toccata von Johann Kuhnau, Johann Sebastian Bachs Amtsvorgänger als Thomaskantor in Leipzig. Diesen Komponisten einmal abseits seiner biblischen Historien-Sonaten kennenlernen zu können, ist wahrlich ein Vorzug. Überhaupt war Kuhnaus Werk eine lohnende Repertoireergänzung, von Dirk Apfel an der Orgel in einer ausgefeilten Interpretation vorgeführt. Danach wollte man seinen Ohren nicht trauen, so mächtig klangen die Doppelchöre, die teils aus unterschiedlichen Ecken der Kirche zu hören waren.
Von der Empore duellierte sich und harmonierte gleichzeitig der Posaunenchor unter der Leitung von Albrecht Merdes mit der Orgel ("In dir ist Freude" von Gastoldi), mit sich selbst ("La Fiorentina" von Viadana) als auch mit dem Kirchenchor unter der Leitung von Professor Hermann Schäffer. Die Helligkeit und Klangtransparenz, vor allem auch die sehr variable Dynamik in Pachelbels Motette "Singet dem Herrn" sorgten für einen glanzvollen Übergang zum Vortrag des Chors. Der war an diesem Sonntag auf dem besten Weg, sich selbst zu übertreffen.
"Herr Gott, dich loben wir" (Mozart), "Ehre sei Gott in der Höhe" (Klomp), "Nun lasst uns Gott, dem Herren" (Bach) und das "Jubilate" von Johannes Michel: Die Vorträge waren gekennzeichnet von empfindsamer Hingabe, und im "Jubilate" war deutlich zu sehen, dass nicht nur die Sängerinnen und Sänger mit Freude und Engagement dabei waren, sondern sich auch die zahlreichen Zuschauer dem Rhythmus nicht entziehen konnten.
"Sing a new song", "This little light of mine", "Let us stand", "Amazing Grace", "Lord, I lift your name on high" - das konnte nur vom Gospelchor "Friday Upstairs" unter der Leitung von Dirk Apfel kommen. Das Ensemble nahm das Publikum regelrecht mit, es wurde mitgeklatscht und mitgesungen. Ebenso beim abschließenden Gemeindelied "Gott, dein guter Segen", zu dem Schäffer mit dem Kirchenchor zum Mitsingen eingeladen hatte, abwechselnd begleitet vom Posaunenchor und von Apfel am E-Piano.
Und dazwischen immer wieder Albrecht Merdes' Posaunenchor. Mit Glasbrenners "Jesus on the mainline", Kerns "Small overture" und Michels "Intrade in Jazz" begeisterten die Bläser schlichtweg und demonstrierten eindrucksvoll, wie gut sich Jazz und Swing in einer Kirche machen.
Gelungener Mix
Nicht nur Pfarrer Matthias Schipke war am Ende der Meinung, wie toll es war, dass alle drei Chöre, die ansonsten übers Jahr zeitlich versetzt auftreten, sich zu diesem Konzert zusammengefunden hatten. Mit Blumen bedankte sich schließlich der Kirchengemeinderat bei Ingeborg Fehringer und Renate Jakoby, die monatelang mit den aufwendigen Vorbereitungen zu diesem höchst gelungenen Mix aus geistlicher und weltlicher Musik beschäftigt waren.
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