Edingen - Bläserkreis der Heidelberger Hochschule für Kirchenmusik brachte Evangelischem Posaunenchor Geburtstagsständchen

Jubilare durften mal im Publikum sitzen

Lesedauer: 

Festliches und Fetziges spielte der Bläserkreis der Heidelberger Hochschule für Kirchenmusik beim Open-Air-Konzert neben Edingens evangelischer Kirche.

© ths

Heike Stephan vom Evangelischen Posaunenchor bemerkte in ihrer Begrüßung: "Unser Verein wird dieses Jahr 90 Jahre alt. Da freuen wir uns, auch mal im Publikum sitzen zu können." Das missgönnt der Merdes-Truppe auch niemand. Zu einem Open-Air-Konzert hatte kürzlich der Chor eingeladen, und das Geburtstagsständchen kam wahrlich blechgewaltig: 32 Musikerinnen und Musiker des Bläserkreises der Heidelberger Hochschule für Kirchenmusik präsentierten unter der Leitung von Landesposaunenwart Armin Schaefer Festliches und Fetziges.

"Geh aus, mein Herz, und suche Freud" - ursprünglich umfasste das Gedicht von Paul Gerhardt, unter dessen Titel das Konzert stand, 13 Strophen, gespielt wurden drei und diese dafür umso kräftiger vom Publikum mitgesungen. Lediglich in den ersten Bankreihen waren noch ein paar Plätze frei, stellvertretend wurde die Mauer genutzt. Es verwunderte ein wenig, dass im gegenüberliegenden Seniorenheim "Edi-Wohnpark" sich nicht mehr Zuhörer auf den Balkonen blicken ließen und nicht mehr Fenster geöffnet waren.

Schaefer fordert von den Laien viel, sehr viel. Dafür kann es sich das Orchester leisten, sich an Stücke heranzuwagen, bei denen nicht so hochklassige Chöre sicherheitshalber die Finger von den Ventilen lassen. Vor der Pause fielen vor allem zwei Stücke auf: Das "Allegro assai" von Alexandre Guilmant und Christians Sprengers "Wach auf, mein Herz, und singe".

Guilmant gehört zu den großen Kirchenorganisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der kräftige Satz aus seiner spätromantischen 4. Sonate behielt dank des vortrefflichen Arrangements von Hans-Ulrich Nonnenmann für zehn Blechbläser seine unverkennbaren Beethoven'sche Züge. Auf den Punkt akzentuiert vorgetragen, sauber die Einsätze, ein faszinierender Dialog der verschiedenen Stimmen - man hätte zu gern auch die anderen drei Sätze dieser Sonate gehört.

Vom Orchesterleiter angekündigt - Schaefer präsentierte sich auch als begnadeter Moderator - wollte man es zuerst nicht glauben. Aber doch: Sprengers Komposition, in der er das Kunststück fertigbrachte, geistliche Musik mit Elementen aus der Filmmusik zu verquicken, ließ beim Zuhören an Doldinger, Mancini oder Morricone denken. Abgerundet wurde der erste Teil mit "Minimal Fanfare" von Michael Schütz, Stefan Meys "Prélude" und Sprengers "Hymnus".

Von Barock bis Pop

Der zweite Teil machte dann die Ankündigung komplett: Musik von Barock bis Pop. Am Beginn stand als festliche Einstimmung die Komposition "Festivo" von Benjamin Eibach. Am Ende blieb - nach der Zugabe "Gabriella's Song" aus dem Film "Wie im Himmel" - Leonhard Pauls "Wenn das Sandmännchen kommt" im Ohr.

Zuvor standen zwei Euphonien bei Jan Hadermanns "Twins" im Mittelpunkt, nach der "Yorkshire ballad" von James Barnes wurde bei Roger Millers "King of the road" kräftig mit den Fingern mitgeschnippt, den Mond ließ das Orchester zur Freude der mitsingenden Gäste allerdings ein bisschen früh aufgehen.

Pfarrer Matthias Schipke sprach Abendgebet und Segen und sorgte so mit dafür, dass sich das Konzert als eine rundum gelungene Veranstaltung darstellte. Der Evangelische Posaunenchor Edingen machte in seinem Jubiläumsjahr auf großartige Weise Werbung in eigener Sache - da freut man sich schon heute auf den 100. Geburtstag. ths

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen