Wenn in Edingen auf dem Messplatz die Reihe "MorgenJazz" beginnt, dann sind die Zuschauerreihen vollbesetzt. Das wird auch am Samstag sicher der Fall sein. Denn mit der russischen Jazzpianistin Regina Litvinova und ihrem Lehrer Richie Beirach hat der "MM" für dieses Open-Air-Konzert wahre Meister ihres Fachs verpflichten können.
Die Pianistin ist Musikerin mit Leib und Seele. Auch am Telefon gerät sie ins Schwärmen, wenn sie von Jazz erzählt. "Das muss man leben", erklärt sie, wenn man sie auf die Improvisationen in ihrer Musik anspricht - und als erfolgreiche Jazz-Pianistin tut sie genau das. Nach Edingen kommt sie gemeinsam mit ihrem Lehrer, der Jazz-Größe Richie Beirach. Bei ihm in Leipzig verfeinerte sie ihr Klavierspiel, Beirach zählt sie bis heute zu einem ihrer größten Einflüsse.
Alles, was Jazz ausmacht
Die Pianisten Regina Litvinova und Richie Beirach sind zusammen mit Christian Scheuber an den Drums zu hören, ein Trio, das die gebürtige Russin kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland vor mehr als zehn Jahren gebildet hat, und das unter dem Namen "Coming together" auftritt. Für Litvinova verkörpert das Ensemble alles, was Jazz ausmacht. "Das ist vor allem Improvisation, Kommunikation und gegenseitiges Zuhören", erzählt sie. "Das Schöne ist ja, dass jeder seine eigene Erfahrung, seinen eigenen Stil hat." In ihrem Fall ist das ein bei aller melodischen und rhythmischen Komplexität bestechend klarer Jazz, der sich auch nicht vor dem Harten, Schroffen scheut. "Wir wollen Jazz spielen, dazu gehört Energie", erklärt sie und verrät, dass sie von kontrastlos dahinplätscherndem Fahrstuhljazz nicht allzu viel hält: "Die Leute wollen ja nicht im Konzert einschlafen. Und wir erst recht nicht!"
Ein Tastenvirtuose
Mit Richie Beirach aus den USA adelt ein Starpianist die Konzertreihe. Bekannt durch Alben für die Plattenlabels ECM und ACT und durch die Allstar-Gruppe Quest, ist Beirach der Gaststar bei dem Konzert unter dem etwas sperrigen Titel "Richie Beirach - Coming Together/Shapes Of 4". Der Tastenvirtuose hat sich spontan zur Mitwirkung bei diesem Konzert entschlossen.
Und als wäre das alles noch nicht genug, gibt es für die Freunde des Jazz ein weiteres Gemeinschaftsprojekt mit Namen "Shapes of 4". Furios swingend, kraftvoll zupackend, mitreißend expressiv - so kennt man die in Frankenthal lebende Pianistin Litvinova. Qualitäten, die sie mit ihrem internationalen Ensemble auf die Spitze treibt. Unermüdliches Kraftzentrum der Band ist Christian Scheuber, der Drummer mit dem härtesten Punch weit und breit. In Jean-Francois Michel hat Litvinova einen Saxofonisten gefunden, dessen schreiend intensives Spiel dem Ganzen die Krone aufsetzt. Litvinovas über Vocoder verfremdeter, geisterhaft und exotisch klingender Gesang verleiht dieser Musik eine Aura des Geheimnisvollen. Und Einzigartigen.
"Undergroundmusik"
Jazz, so unterstreicht Regina Litvinova, bleibe eine Undergroundmusik und eher schwer zu verstehen: "Da sind so viele komplexe Dinge, die ablaufen, alleine während der Improvisation." Dabei spiele die Interaktion zwischen den Musikern sowohl bei der Entstehung als auch der Aufführung der Musik eine zentrale Rolle: Wenn sie eine neue Idee hat, komponiert sie ein Stück und bringt es in die Band: "Das entwickeln wir dann weiter und schauen, was man daraus machen kann." Die Zuhörer dürfen also sehr gespannt sein auf das Programm.
Der Eintritt zu dem Konzert unter freiem Himmel ist frei - wie immer beim Morgenjazz. Die Meteorologen sagen bestes Wetter voraus, mit Temperaturen, die bis an die 30 Grad heranreichen können. Da versprechen auch die gerade erst neu gepflanzten Platanen kaum Schatten. Für diesen sorgen deshalb die blauen "MM"-Sonnenschirme auf dem Platz. Und selbstverständlich ist für erfrischende Getränke ebenso gesorgt wie für eine kleine Stärkung, die das benachbarte Bistro "El El" direkt vom Grill serviert.
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