Edingen-Neckarhausen

Gemeinderat diskutiert über Melanchthon-Kindergarten

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Im Melanchthon-Kindergarten in Edingen gibt es großen Sanierungsbedarf. © Hans-Jürgen Emmerich

Die Zukunft des evangelischen Melanchthon-Kindergartens im Ortsteil Edingen bewegt Eltern und Erzieherinnen. Auslöser war ein Bericht im „MM“, wonach ein vorübergehender Umzug in die Holzmodule an der Pestalozzischule denkbar sei. Was Bürgermeister, Verwaltung und Kirchengemeinde bereits hinter verschlossenen Türen besprochen hatten, erfuhren die Betroffenen im Vorfeld der Ratssitzung aus der Zeitung.

Die Sprecherinnen des Elternbeirats und fast das komplette Personal waren deshalb in die jüngste Sitzung gekommen, um sich gleich in der Bürgerfragestunde zu Wort zu melden. Dass die Betroffenen davon aus der Presse gelesen hätten, sei unglücklich, räumte Bürgermeister Simon Michler ein und bat für die Fehler bei der Kommunikation um Nachsicht. „Es geht um die Frage, wie wir die nächsten fünf bis zehn Jahre weitermachen können“, erläuterte er und versprach: „Wir werden uns zeitnah mit allen Beteiligten an einen Tisch setzen.“

Ausweichquartier Holzmodule?

Auch bei dem Tagesordnungspunkt selbst gab es eine intensive Diskussion. Mehr als eine Dreiviertelstunde sprachen die Gemeinderäte über das Thema, obwohl es nicht um eine Entscheidung ging, wie der Bürgermeister mehrfach betonte. Ausgangspunkt der Überlegungen war das Freiwerden der Holzmodule, in denen derzeit noch die Kinder der „Neckar-Krotten“ betreut werden. Wenn sie im Juni in ihr neues Domizil im Gemeindepark umziehen, wird das Provisorium frei. „Das haben wir für 1,4 Millionen Euro erworben, da sollte es nicht ein Jahr lang leer stehen“, argumentierte Michler.

Damit die Holzmodule als Ausweichquartier für die Pestalozzischule während deren Sanierung geeignet wäre, müssten mindestens 100 000 Euro investiert werden, rechnete der Bürgermeister vor. Außerdem wäre das erst im Sommer 2022 der Fall. In der Zwischenzeit könnten die drei Gruppen des Melanchthon-Kindergartens hier unterkommen, möglicherweise um eine vierte Gruppe ergänzt.

Kritik an Sitzungsvorlage

Aus dem Gemeinderat gab es vielfach Kritik an der Sitzungsvorlage. Zu viele Fragen blieben offen, bemängelte Klaus Merkle von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV). Sie sei „ein bisschen arg hauruck“, fand Thomas Hoffmann von der Offenen Grünen Liste (OGL). „Da müssen Zahlen auf den Tisch“, forderte Markus Schläfer (CDU).

Einige der geforderten Informationen legten die Mitarbeiter der Verwaltung vor. Patricia Hauck vom Bauamt erläuterte im Detail, was im Melanchthon-Kindergarten zu tun ist. „Wir haben im Herbst darüber gesprochen, als es um den Etat ging“, erinnerte sie. 175 000 Euro in diesem und 80 000 Euro im nächsten Jahr stünden zur Verfügung. „Der Kindergarten ist in einem sehr schlechten Zustand“, betonte Hauck: „Die Böden lösen sich auf, der Putz fällt von den Wänden.“ Das zu sanieren, bedeute viel Lärm und Dreck über eine lange Zeit. „Das ist sehr schwierig im laufenden Betrieb umzusetzen“, unterstrich Hauck und sprach von Strapazen für Mitarbeiter und Kinder: „Ihr Alltag wäre sehr eingeschränkt.“

Würde der Kindergarten vorübergehend in die Holzmodule umziehen, könnte dort eine weitere Gruppe eingerichtet werden. „Uns hat die Tatsache angetrieben, dass Kindergartenplätze fehlen“, unterstrich Hauptamtsleiterin Elke Hugo. 17 Kinder mit Rechtsanspruch hätten erst für 2021/22 eine Zusage, für das nächste Jahr stünden auch schon wieder 19 auf der Warteliste erklärte sie: „Und das trotz sechster Gruppe in den Neckar-Krotten und dem Wiesenkindergarten.“

20 bis 40 weitere Kinder kämen erfahrungsgemäß im Laufe eines Jahres hinzu – ein deutliches Defizit an Plätzen. Raum für eine zusätzliche Gruppe durch Neubau zu schaffen, komme auf rund 500 000 Euro. Vor diesem Hintergrund könnte eine Interimslösung in den Holzmodulen also schnell und kostengünstig für Überbrückung sorgen. „Wie sich die Zahlen langfristig entwickeln, wissen wir nicht“, machte Hugo klar.

„Clevere Idee“

Die Lösung mit einer vorübergehenden weiteren Gruppe nannte Markus Schläfer (CDU) „clever“. Zugleich appellierte er: „Wir können uns nicht verstecken, sondern müssen schauen, dass die Kinder ordentliche Plätze bekommen, in Räumen, die angemessen sind.“ Michael Bangert (SPD) nannte die Vorträge von Hauck und Hugo „sehr erhellend“, fragte jedoch auch: „Warum steht das nicht in der Vorlage?“

Eine Botschaft, die laut Bürgermeister Michler angekommen ist. Es sei letztlich um die Frage gegangen, in welche Richtung die Verwaltung nun Hausaufgaben erledigen solle. „So hatte ich das auch verstanden“, sagte Andreas Daners (SPD). Bis Juni sollen nun die Hausaufgaben erledigt und im Ausschuss erörtert werden. Für Juli strebt Michler eine Entscheidung im Gemeinderat an.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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