Fast auf den Tag genau sind es zwei Jahre her, dass der Martin-Luther-Kindergarten Edingen vorübergehend in ein Provisorium aus Containern umziehen musste. In dieser Woche geht das unfreiwillige Exil zu Ende. Der Neubau des Kindergartens steht, heute und morgen kommen die Umzugskisten und die Möbel, am Donnerstag dürfen die Kinder erstmals in ihrem neuen Domizil spielen, essen, schlafen und großwerden.
Auf den Umzug freut sich auch Rebecca Huk, die Leiterin des Kindergartens. "Wir sind sehr zufrieden", betont sie bei einem Rundgang mit dem "MM". Auch Bürgermeister Simon Michler zeigt sich begeistert beim Gang durch den Neubau. Durch große gläserne Türen kommen wir ins Foyer. Hier werden die Kinder künftig das Mittagessen einnehmen.
Moderne Technik in der Küche
Die große Küche liegt gleich nebenan, Richtung Amselweg. Moderne Technik sorgt dafür, dass hier alle hygienischen Vorschriften eingehalten werden. Das fängt schon bei der separaten Spülküche für das Schmutzgeschirr an. Die eigentliche Kochküche, wo ab Herbst die Speisen frisch zubereitet werden, schließt sich an. In einem eigenen Lager werden Lebensmittel sicher aufbewahrt, ehe sie in die Küche und auf den Teller kommen. Und schließlich befindet sich hier auch ein separater Kühlschrank für die sogenannten Rückstellproben. Sie müssen von jedem ausgegebenen Gericht entnommen und für eine bestimmte Zeit aufbewahrt werden, falls es durch den Verzehr zu gesundheitlichen Problemen kommt. Bisher ist das freilich nicht passiert, und auch in Zukunft soll es gar nicht erst so weit kommen. Nicht ohne Grund wird ab Herbst eine zusätzliche Fachkraft angestellt, die für die Zubereitung der Verpflegung verantwortlich zeichnet. Kochen dürfen auch die Kinder selbst, und zwar in einer eigenen Küche direkt gegenüber vom Eingang. Hier stehen die beaufsichtigenden Erzieher auf dem normalen Bodenniveau, während die Kinder von einem Podest aus in den Kochtopf blicken können.
Keine Frage, hier ist alles gut durchdacht. Dazu zählt auch, dass das Foyer samt Küche vom Rest des Kindergartens abgetrennt und für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden kann. Ein Mehrzweckraum im Seitenflügel dient künftig unter anderem für den Sport. Während sich die Kinder hier bewegen, können sie durch eine bodentiefe Glasfassade auf den neuen, großzügigen Platz im Freien blicken.
Den Weg nach draußen und von dort wieder zurück finden die Kinder übrigens durch so genannte Matsch-Schleusen. So ist garantiert, dass der Dreck vom Spielen draußen bleibt und die schmutzigen Stiefel außerhalb der Gruppenräume deponiert werden können.
Was von außen als bunter Farbtupfer an der Fassade wirkt, dient von innen zur Abschattung: Bunte Lamellen im Obergeschoss lassen sich bei starker Sonneneinstrahlung vor die Fassade ziehen. Das passiert ebenso wie bei den Markisen im Erdgeschoss von Hand, nicht mit einem Elektroantrieb. "Das wäre zu wartungsintensiv und störanfällig", erläutert Raimund Hartmann vom Bauamt. Zwischen jenen Lamellen und dem eigentlichen Gebäude befindet sich ein Gang zum Laufen mit Treppe nach unten. Als zweiter Rettungsweg, falls es brennt.
Kleine Therme, viel Wärme
Alles, was zur Beheizung des Gebäudes notwendig ist, befindet sich in einem Raum im Obergeschoss. Eine kleine Therme sorgt für die notwendige Wärme. Eine kontrollierte Lüftung garantiert den Luftaustausch. Der gesamte Kindergarten ist in Passivhausstandard gebaut, braucht also umgerechnet weniger als 1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr. Nur für die Kleinsten gibt es ein kleines Extra: Über den modernen Wickeltischen mit ausfahrbarer Treppe sorgen elektrische Wandstrahler dafür, dass die Krippenkinder beim Wechseln der Windeln nicht frieren.
Neubau Martin-Luther-Kita Edingen
Der Neubau der Martin-Luther-Kita in Edingen ist in einer Bauzeit von einem Jahr entstanden.
Die Baukosten belaufen sich auf rund drei Millionen Euro, der Etat wurde so gut wie nicht überschritten.
Planung und Bauleitung lagen in den Händen des Büros Hort und Hensel aus Kaiserslautern.
Die Gemeinde erhält aus dem Ausgleichstock des Landes einen Zuschuss von rund 530 000 Euro.
Der Heizenergiebedarf liegt dank Kompaktbauweise und Dämmung (Passivhausstandard) nur bei umgerechnet 1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr.
Träger der Einrichtung ist die evangelische Kirchengemeinde.
Der Neubau bietet insgesamt Platz für fünf Kindergarten- und drei Krippengruppen.
Derzeit sind 29 Mitarbeiter im Kindergarten beschäftigt, ab Dezember sollen es 34 sein.
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