Die Unvollendete ist endlich vollendet. Dabei handelt es sich allerdings nicht um Schuberts Symphonie, sondern um die Orgel in der Lutherkirche in Neckarhausen. Nach der feierlichen Übergabe 2004 wurden an der Remy Mahler-Orgel immer wieder Nachbesserungsarbeiten notwendig. "Jetzt ist sie fertiggestellt und wir freuen uns riesig über das Benefizkonzert zugunsten der Orgel", sagte Pfarrer Andreas Pollack bei der Begrüßung der Besucher.
Bestritten wurde das Konzert von Hermann Schäffer, neben Kathrin Kirn-Rodegast Organist an der Lutherkirche sowie dem evangelischen Posaunenchor Edingen. Der Anlass des Konzerts, die endgültige Fertigstellung der Orgel, sei Grund genug die Freude "hinauszuposaunen", bemerkte der Pfarrer. Dem Programmheft konnten die Konzertbesucher auch einen kurz gefassten Rückblick auf die neuere Orgelbau-Geschichte in der Lutherkirche entnehmen. Dass man die Neuanschaffung überhaupt tätigen konnte, war vor allem auch ein Verdienst des zwischenzeitlich aufgelösten Orgelbauvereins und der vielen Spender.
32 000 Euro Kosten
Nachdem Remy Mahler die letzten Arbeiten an der Orgel nicht mehr durchführen konnte, wurde 2013 die Orgelbau-Werkstatt von Andreas Schiegnitz aus Albsheim/Grünstadt beauftragt, die Orgel gründlich zu überarbeiten und schließlich zu vollenden. "Wir freuen uns, in Andreas Schiegnitz einen Orgelbauer gefunden zu haben, der die ursprüngliche Intention der Remy Mahler-Orgel erfasste und sie im Sinne ihres Erschaffers für uns pflegt", betonte der Pfarrer. Die Kosten für die Nach- und Ausbesserungsarbeiten am "königlichen Instrument", beliefen sich auf etwa 32 000 Euro. Etwas mehr als ein Drittel konnte durch die Orgelbeihilfe der evangelischen Landeskirche in Baden sowie durch die restlichen Spendengelder des aufgelösten Orgelbauvereins finanziert werden.
Alle weiteren Kosten müssen mittels Darlehen und Spenden gedeckt werden. Ein besonderes Dankeschön gebührte Hermann Schäffer, der seit über 16 Jahren mit Wissen und Sachverstand die Arbeiten an der Orgel begleitete. "Hermann Schäffer wird an diesem Abend insbesondere die neu intonierten Solostimmen an der Orgel erklingen lassen", kündigte Pfarrer Pollack an. Er dankte dem evangelischen Posaunenchor Edingen unter Leitung von Albrecht Merdes für die Mitwirkung am Konzert. "Sie spielen so selten bei uns in Neckarhausen, es ist schön, dass wir heute in diesen Genuss kommen" bemerkte der Geistliche. Zum Auftakt ließ der Posaunenchor ein Stück von Giovanni Gabrieli erklingen. Die Bläser spannten einen eindrucksvollen Bogen von der Renaissance bis in die Neuzeit.
Am Vorabend des Reformationstages durfte im Gedenken an Luther auch das Vorspiel zu "Eine feste Burg ist unser Gott" von Johannes Matthias Michel nicht fehlen. Eine swingende Tonart wurde unter anderem bei Manuel Kolbs "He's Real" gepflegt, bevor man dann mit dem frühbarocken Heinrich Schütz und seinem "Verleih uns Frieden" schloss. Im Wechsel mit dem Posaunenchor zog Schäffer an der Orgel alle Register seines Könnens. Es waren Stücke von Dietrich Buxtehude und Cesar Franck, die in ihrer virtuosen Intensität die Zuhörer nicht unberührt ließen. "Wir spielen noch schnell ein Abendlied, damit Sie gut nach Hause kommen", kündigte Albrecht Merdes den Ausklang eines eindrucksvollen und mit viel Applaus quittierten Konzerts an. fer
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