"Es waren sieben junge Männer, die den evangelischen Posaunenchor 1922 begründet haben", blickte der Obmann des Chors, Jens Nader, kurz auf die 90-jährige Geschichte des Bläserensembles zurück. Ziel sei es immer gewesen, konstant spielfähig zu bleiben, und sich aus eigenem Antrieb zu erneuern und zu reformieren. Eingebettet in einen Festgottesdienst zum bevorstehenden Reformationstag feierten die Bläser ihr Jubiläum nun auf ausgesprochen klangvolle Weise.
Derzeit umfasst der Chor knapp 30 Bläserinnen und Bläser, die sich einmal wöchentlich zur Probe treffen. Eine nicht zu unterschätzende Problematik stelle wie in jeder Chorgemeinschaft die Fluktuation, ausgelöst durch berufliche und private Veränderungen seiner Mitglieder, dar, sagte Nader und fügte an: "Wichtig und für ein Ensemble wie das unsere überlebenswichtig ist deshalb schon immer die Ausbildung von Jungbläsern gewesen." Nur so habe man mittel- und langfristig die Garantie, dass der Chor konstant spielfähig bleibt.
Die aktive Beteiligung am Gemeindeleben sowie die gesellige Gemeinschaft innerhalb des Posaunenchors bezeichnete Nader als weitere wichtige Merkmale. Neben regelmäßigen Auftritten in der Kirche gestaltet der Chor viele weitere Veranstaltungen wie zum Beispiel Sommertagszug, Gemeindefeste oder Volkstrauertag musikalisch mit. Aufgrund dieser Terminfülle kommt der Posaunenchor regelmäßig auf über 50 Auftritte pro Jahr und ist damit einer der markanten Kulturträger in der Gemeinde.
Dass sich auch Kirchenmusik erneuern und reformieren kann, brachte das Ensemble auf eindrucksvolle Weise zum Ausdruck. Die klassischen Kompositionen waren nicht nur in gewohnter Tonart, sondern auch im neuen Gewand zu hören. Nach dem Allegro risoluto von Gustav Merkel folgte Luthers wohl bekanntestes Kirchenlied "Eine feste Burg ist unser Gott".
Das Lied mit der für den Protestantismus wohl größten Symbolkraft wurde auch zum Credo der Predigt, die der Pfarrer an der Heidelberger Christuskirche und Landesobmann der Posaunenarbeit, Maximilian Heßlein, hielt. Sich von Christus tragen zu lassen, in Gelassenheit anzupacken, was das Leben von einem abverlangt, und auf Gottes feste Burg zu bauen war eine der zentralen Botschaften. Die Erkenntnis vom befreiten Menschen, die sowohl der Apostel Paulus als auch Luther in ihrem Denken und Handeln zum Ausdruck gebracht hätten, werde auch in Lieder umgesetzt. "Es sind für immer festgehaltene Töne und Klänge, die Gott in die Welt bringt und die Sie als evangelischer Posaunenchor musikalisch verkünden", so Heßlein.
Und das tat das Ensemble mit Unterstützung von Dirk Apfel an der Orgel dann auf eindrucksvolle, andächtige und nicht zuletzt trostreiche Weise. Zu Ehren, in dem bis auf den letzten Platz besetzten Gotteshaus, kam aber nicht nur das musikalische Gotteslob, sondern kamen auch zwei Leistungsträger des Posaunenchores, die mit der Kuhlo-Medaille in Silber und Gold ausgezeichnet wurden. Seit 40 Jahren ist Stefan Bauer aktives Mitglied und bläst die Tuba, und vor 50 Jahren ist Albrecht Merdes dem Chor beigetreten. Merdes leitet seit 1978 das Ensemble und ist dessen Mentor und Motor. Danke für das "großartige Engagement" des Posaunenchors sagte auch Bürgermeister-Stellvertreterin Heidi Gade und übergab seitens der politischen Gemeinde ein Kuvert mit Inhalt.
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