Verkehr

Der Erhalt der Fähre in Neckarhausen ist kein Kinderspiel

Wenn die neue Neckarbrücke 2027 freigegeben wird, könnte es für die mehr als 500 Jahre alte Fährverbindung zwischen Neckarhausen und Ladenburg eng werden. Was die Fraktionen dazu sagen.

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Bürgermeister Florian König (3. v. r.) freut sich über die Spende für den Schiffsspielplatz an der Fähre. © Marcus Schwetasch

Edingen-Neckarhausen, Ladenburg. Spätestens Anfang 2027 soll die neue Neckarbrücke zwischen Ladenburg und Neckarhausen für den Verkehr freigegeben werden. Das macht das Überqueren des Neckars zwischen beiden Kommunen deutlich schneller. Aber was wird dann aus der Neckarfähre, die seit mehr als 500 Jahren auf Höhe des heutigen Schlosses Neckarhausen übersetzt?

Aktuell nutzen nach Angaben der Gemeinde bis zu 1200 Fahrzeuge täglich die Verbindung, nach Prognosen der Verkehrsplaner könnten es künftig nach Öffnung der Brücke nur noch 300 sein. Das wäre ein Rückgang um 75 Prozent. Für 2026 kalkuliert die Gemeinde mit einem Defizit von 60.000 Euro.

Bei den Sommerinterviews haben wir die Vertreter der Fraktionen im Gemeinderat gefragt, ob sie den Bestand der Fähre dadurch zusätzlich gefährdet sehen. „Das ist schwer einzuschätzen. Wir hoffen natürlich, dass die Fähre erhalten werden kann“, sagt dazu Klaus Merkle von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV). Bekanntlich habe man in jüngster Zeit erhebliche personelle und finanzielle Probleme. Die Brücke werde sicher noch einmal viele Kunden abziehen. Ein weiteres Problem sei die Verlässlichkeit, betont Merkle: „Wer mehrmals vor verschlossener Schranke steht, kommt irgendwann nicht mehr.“ Deshalb könnte aus seiner Sicht auch eine Verpachtung eine Lösung sein, denn: „Die Fähre ist auch für die Verwaltung eine sehr schwierige Aufgabe.“

Klaus Merkle (UBL) sieht Probleme bei der Verlässlichkeit der Fähre. © Marcus Schwetasch

Auch bei der CDU sieht man die Dinge skeptisch. „Das ist durchaus zu überlegen, wie man damit umgeht“, formuliert Markus Schläfer und unterstreicht: „Stabiler Fährbetrieb sieht anders aus als das, was wir derzeit haben.“ Finanziell schreibe der Betrieb mehr oder weniger eine schwarze Null. Möglicherweise werde es künftig nur noch einen Wochenendbetrieb geben, orakelt der CDU-Sprecher, betont aber zugleich: „Die Fähre ist und bleibt ein Kulturgut.“ Dass die Gemeinde sie noch länger als 10 oder 15 Jahre betreiben wird, glaube er nicht.

Für Markus Schläfer (CDU) ist klar: „Die Fähre ist und bleibt ein Kulturgut.“ © Marcus Schwetasch

Etwas anders sieht Michael Bangert (SPD/EBEN) die Sache: „Ich glaube nicht, dass das für den Bestand der Fähre eine große Rolle spielt.“ Die Öffnung der Brücke werde sich allerdings auf den Verkehr auswirken: „Hier wird eine größere Menge Ausweichverkehr auf uns zukommen. Das dürfte sich vor allem auf Edingen auswirken.“ Wie er auf diese Prognose kommt? „Ganz einfach, weil Lkw damit Maut sparen können“, erklärt der Sozialdemokrat.

Michael Bangert von SPD/EBEN (Mitte, hier mit Alexander Jakel, links) glaubt nicht, dass die Öffnung der Neckarbrücke einen Einfluss auf den Bestand der Fähre in Neckarhausen hat. © Marcus Schwetasch

Rolf Stahl von der Offenen Grünen Liste (OGL) stuft den Bestand der Fähre als „sehr gefährdet“ ein. „Es ist schwer abzuschätzen, wie viele Menschen die Fähre dann noch aus Nostalgiegründen nutzen“, findet er und fürchtet, die Einnahmen könnten dann wegbrechen: „Wenn das so ist, sehe ich keine große Zukunft für die Fähre, obwohl das natürlich sehr bedauerlich wäre.“ Vielleicht sei eine Nutzung als Bühne denkbar, denkt er laut über Alternativen nach: „Aber auch das könnte regelmäßige Überprüfungen notwendig machen.“ Und eine solche ist alle fünf Jahre mit Kosten im sechsstelligen Bereich verbunden.

Rolf Stahl von der Offenen Grünen Liste (OGL) kann sich auch eine Nutzung der Fähre durch den Förderverein vorstellen. © Marcus Schwetasch

Aber was kann die Kommunalpolitik für den Bestand der Fähre tun? „Die Verpachtung könnte eine Lösung sein“, sagt Klaus Merkle (UBL). Wenn es irgendwann einmal zu wenige Nutzer gebe, dann wäre vielleicht eine Nutzung über den Förderverein eine Lösung, überlegt er: „Da gibt es ja viele Aktive.“ Man sollte auf jeden Fall versuchen, die Fähre zu erhalten, unterstreicht Merkle.

„Es ist wichtig, zu signalisieren, dass wir die Fähre erhalten wollen“, betont Markus Schläfer (CDU): „Wir können als Gemeinde zumindest die Rahmenbedingungen schaffen.“ Erhalten werden müsse die Fähre auf lange Sicht durch Freiwillige, sagt der Christdemokrat.

Die Fähre der Gemeinde Edingen-Neckarhausen legt ab Richtung Ladenburg: Wie lange sie Bestand hat, wenn die neue Neckarbrücke bei Ladenburg freigegeben wird, ist ungewiss. © Hans-Jürgen Emmerich

Wenig Spielraum sieht dagegen Michael Bangert von SPD/EBEN: „Was wir tun können, haben wir getan. Ich sehe da keine weiteren Möglichkeiten, abgesehen davon, dass man Personal sucht und findet.“ Im Moment laufe die Fähre wieder mit einer schwarzen Null, halten sich also Einnahmen und Ausgaben die Waage.

Ähnlich äußert sich Rolf Stahl von der OGL. Die Personalkosten seien durch die Einnahmen und den Zuschuss von Ladenburg aktuell halbwegs gedeckt. „Wir müssen einfach warten, was passiert, wenn die Brücke ein Jahr lang in Betrieb war“, schlägt er vor. Der Gemeinderat könne dann entscheiden, einen Verlust in Kauf zu nehmen, um die Fähre zu erhalten.

Große Unterstützung für die Fähre in der Bevölkerung

Während der Bestand der Fähre auf Dauer ungewiss ist, ist in der Bevölkerung die Unterstützung für die Fähre und ihr Umfeld ungebrochen groß. Am vergangenen Samstag erst wurde der Erlös des „4,3,2,1-Festes“ übergeben. „Die Veranstaltung war ein voller Erfolg“, heißt es vom Förderverein Fähre. So habe ein beachtlicher Betrag gesammelt werden können, der dem neugebauten Spielplatz an der Fähre zugutekommt. Nicht zuletzt durch die großzügige Unterstützung von Gerüstbau Doberaß, der Firma epicto und der Eichbaum-Brauerei Mannheim konnten die Landfrauen Neckarhausen, die Musikvereinigung, der Förderverein Fähre sowie der Boule-Club einen Scheck über 3.000 Euro an Bürgermeister Florian König übergeben.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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