Menschen in Bürstadt

Wieso für Julia Hartmann aus Bürstadt Yoga ein Lebensweg ist

Julia Hartmann aus Bürstadt setzt bei ihrer Arbeit als Coach auf einen ganzheitlichen Ansatz. Bewegung ohne Leistungsdruck ist für die 33-Jährige essenziell.

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Corinna Busalt
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Bewegung ohne Leistungsdruck: Das ist Yogalehrerin Julia Hartmann aus Bürstadt ganz wichtig. © Julia Hartmann

Bürstadt. Sich zu bewegen, seinen Körper zu spüren und schätzen zu lernen, das setzt Emotionen frei und kann viel bewirken - in positivem Sinne. Davon ist Julia Hartmann überzeugt. Die 33-Jährige aus Bürstadt ist Erzieherin, Sozialpädagogin und Coach und konzentriert sich seit zwei Jahren ganz auf Yoga.

„Über den Körper erhält man Zugang zu seinen Emotionen“, sagt sie. Einige Jahre hat sie therapeutisch mit traumatisierten Mädchen und Frauen gearbeitet. „Das hat mich erfüllt, aber ich wollte ganzheitlicher arbeiten.“ Dazu gehört für sie Bewegung. Aber ohne Druck. Deshalb praktiziert sie schon seit vielen Jahren Yoga, aber erst in ihrer Elternzeit entschließt sie sich, diesen Weg auch beruflich einzuschlagen. Als Mutter eines kleinen Mädchens möchte sie ohnehin nicht zurück in den Schichtdienst. Nun gibt sie Kurse für alle Altersklassen und Fitnesslevel: vom Baby an.

Als Jugendliche selbst mit Tanzen und Leichtathletik aufgehört

Yoga könne alle da abholen, wo sie stehen. „Manche mögen sanfte Bewegungen und viel Meditation, bei anderen soll es sportlich sein, um Energie freizusetzen.“ Mit Grundschülern gehe es auch mal wild und laut zu. „Das ist manchmal ganz anders, als die Eltern es erwarten. Aber es geht darum, was den Kindern an diesem Tag guttut.“ Emotionen nicht mehr zu unterdrücken, sei ganz wichtig. Etliche Kinder erfahren dabei, wie sie sich selbst beruhigen oder sich trösten, wenn sie traurig sind. Durch Bewegungen. „Das wussten wir alle mal, haben es aber verlernt.“ Die Entwicklung der kleinen Teilnehmer dabei mitzuerleben, sei wunderbar für sie.

Bewegender Lebenslauf

Die Bürstädterin Julia Hartmann kommt am 12. Juni 1991 auf die Welt. Nach dem Besuch der Liebfrauenschule Bensheim lernt sie Erzieherin, studiert Sozialpädagogik und absolviert eine Ausbildung als Systemischer Coach .

Sechs Jahre lang arbeitet sie in einer Wohngruppe in Bensheim mit traumatisierten Mädchen und Frauen . In ihrer Elternzeit lässt sie sich zur Yogalehrerin mit therapeutischem Hintergrund ausbilden. Seit 2023 arbeitet Julia Hartmann selbstständig , gibt Kurse und Coachings.

Ihre Angebote richten sich an alle Altersklassen: vom Babyalter an . Kurse finden in Bürstadt, Lampertheim, Heppenheim, Gernsheim und Lorsch statt. Infos unter pure-coaching.net.

Überhaupt die Kinde r. Es fasziniert sie, wie viel die Kleinen selbst wissen - und wie schade es ist, dass sie es irgendwann vergessen. „In unserer Gesellschaft geht es um Leistung, es gibt Druck von außen, man muss sich anpassen, soll nicht aus der Reihe tanzen.“ Doch genau das schade einem. Julia Hartmann hat es selbst erlebt. Als Jugendliche wurde es ihr zu viel, dann hörte sie auf einen Schlag mit dem Sport auf. Sie verabschiedete sich vom Tanzen und der Leichtathletik, um sich dem Training für die Wettkämpfe zu entziehen. „Beim Yoga darf alles sein, es geht darum, loszulassen und nach innen zu hören.“

Übungen auf der Wiese mitten in der Natur

Gerade lernt Julia Hartmann mehr über Motopädagogik, um die kindliche Entwicklung noch besser stärken und begleiten zu können. Über all die Jahre hat die 33-Jährige sich immer weiter fortgebildet. Sie bleibt nicht stehen, sondern will immer noch mehr wissen. Deshalb hat sie nach der Ausbildung zur Yogalehrerin auch eine therapeutische draufgesetzt. Denn die Bürstädterin möchte nicht nur Yoga-Übungen, sogenannte Asanas, anleiten, sondern erfahren, was diese im Körper bewirken.

Julia Hartmann gibt schon für Babys Kurse, aber auch für Kinder sowie für Familien, die gemeinsam wertvolle Zeit verbringen wollen. © Julia Hartmann

Dabei probiert sie immer wieder Neues aus. „Jetzt im Sommer möchte ich raus in die Natur und biete ein Special auf einer Wiese in Riedrode an.“ Angesichts der vielen Angebote in Sachen Yoga schaut sich Hartmann ohnehin genau an, wo es Nischen gibt und was sich „ihre Yogis“ wünschen. Manche wollen sich nicht über Wochen binden, sondern lieber einzelne Auszeiten genießen. Darauf reagiert sie. Entsprechend groß ist die Bandbreite ihrer Kurse - auch was das Alter und Fitnesslevel ihrer Teilnehmer betrifft. Im Lampertheimer Studio pelvi Balance richtet sie ihr Angebot an Frauen, mit Blick auf Hormone, Zyklus und Beckenboden. In Heppenheim arbeitet sie vor allem mit Familien und Kindern. Und im Bürstädter KamÜ, von dem sie in den höchsten Tönen schwärmt, geht’s ums Auspowern.

All das ist mehr als ein Vollzeitjob. Rund 50 Wochenstunden kommen bei Hartmann zusammen. „Das ist insgesamt schon viel, aber es fühlt sich nicht so an, weil es so abwechslungsreich ist.“ Fest angestellt ist sie nur noch mit zehn Stunden in einer Kita, um Kinder in Kleingruppen in Bewegung zu bringen. Ansonsten gibt sie Kurse, bereitet diese vor, pflegt ihren Auftritt in den Sozialen Medien und leitet auf Anfrage auch Coachings für Einzelpersonen oder Teams.

Wie sehr die Bewegung ihr Leben prägt, erlebt sie an ihrer zweieinhalbjährigen Tochter. „Sie rollt daheim gerne die Yogamatte aus“, erzählt die 33-Jährige strahlend. Zeit gemeinsam miteinander zu verbringen, achtsam mit sich selbst zu sein, ohne Druck aufzubauen, das ist essenziell für sie. Dass sie kein eigenes Studio hat, sondern mit ihrem VW-Bus voller Material verschiedene Räume anfährt, gebe ihr Freiheit, auch um sich wieder zu verändern. Was bei all den Aufgaben zu kurz kommt? Höchstens die Yogaeinheiten ganz für sich selbst, meint sie. Andererseits genießt sie es, in der Gruppe zu erleben, wie gemeinsam Energie frei wird. „Selbst wenn ich vorher müde bin, gehe ich immer gestärkt aus einem Kurs.“

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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