Bürstadt. Ein riesiges Containerschiff steht in Flammen, eine Umweltkatastrophe in der Nordsee droht – und in Verdacht steht ein E-Auto, das unter Deck in Brand geraten ist. Spätestens seit den Ereignissen um den Frachter „Fremantle Highway“ ist die Frage wieder in den Focus gerückt: Wie umgehen mit brennenden E-Autos? Der Bürstädter Stadtbrandinspektor Sebastian Kaiser (kleines Bild) hat dazu eine ganz klare Antwort: „Wir löschen genauso wie bei jedem anderen Brand auch.“
Erst, wenn die Flammen aus sind, kümmern sich die Einsatzkräfte um die Frage: Batterie oder Verbrennungsmotor. Das Wichtigste ist zunächst aber: „Das Feuer muss aus“, stellt Kaiser klar. Gelöscht wird so oder so mit Wasser, für alle Fälle sind die Einsatzfahrzeuge mit – mittlerweile umweltfreundlichem – Schaum ausgestattet, der sich über die Flammen legt.
„Wir wissen oft gar nicht, ob es sich um ein E-Auto oder ein anderes Fahrzeug handelt“, erläutert der Chef der Bürstädter Feuerwehren. Für die Einsatzkräfte mache das zunächst auch gar keinen Unterschied. Heiß wird es sowieso – ob Diesel und Benziner oder elektrisch betriebene Fahrzeuge brennen. „Die Temperatur des Feuers ist ziemlich ähnlich“, erklärt Kaiser. Also erst löschen, dann sichern. Anders sieht das allerdings bei einem Erdgas- oder Wasserstoffantrieb aus, hier bestehe auch noch Explosionsgefahr. Aber solche Fahrzeuge hätten sich eher noch nicht durchgesetzt.
Schulung im September
Stromer gibt es dagegen deutlich mehr auf den Straßen. Immer öfter sind Autos mit einem „E“ im Nummernschild unterwegs, auch viele Busse fahren elektrisch. Also wollen die Feuerwehrleute auf jeden Fall vorbereitet sein. Im September findet deshalb eine Schulung zu dem Thema statt, kündigt Kaiser an – und ist schon sehr gespannt. Dabei wird nicht nur der richtige Umgang mit den Batterien erklärt und geübt. Es geht auch um die notwendige Ausstattung und ihre Handhabung.
Einen sogenannten Notfall-Stecker haben die Bürstädter Brandschützer bereits angeschafft. Dieser „Emergency Plug“ wird in die Ladebuchse des Fahrzeugs eingesteckt und simuliert so einen Ladevorgang. Das E-Auto schaltet sofort auf „P“, die elektrische Parkbremse wird aktiviert, der Wagen kann nicht mehr wegrollen. Ein wichtiger Faktor bei den Brandeinsätzen.
Noch in diesem Jahr will Bürstadt zudem eine neue Sicherheitsplane anschaffen. Die Idee: Der Pkw wird quasi samt Löschwasser eingepackt. Das Auto kann dann mit allem drum und dran abgeschleppt werden. Vor der endgültigen Entscheidung will der Stadtbrandinspektor noch die Schulung abwarten, das Geld stehe im Haushalt aber schon bereit.
Auf das Seminar setzt Kaiser große Hoffnungen. Trotz der steigenden Zahl von E-Fahrzeugen fehlten den Wehren wichtige Erfahrungswerte, berichtet er. Zu lernen gibt es im September dennoch einiges, ist sich der Bürstädter Feuerwehrchef sicher. Beispielsweise, worauf es bei einem Akkubrand in einer Tiefgarage ankommt – egal, ob bei Auto oder E-Bike.
Für Kaiser steht die Sicherheit auf jeden Fall an erster Stelle, vor allem, wenn Strom im Spiel ist – „bei einem Feuer im Keller genau so wie bei einem Flächenbrand mit Hochspannungsleitung in der Nähe“, schildert er. Und natürlich auch, wenn es um Solaranlagen geht – nach wie vor eine Herausforderung im Einsatz. „Damit können wir inzwischen aber ganz gut umgehen“, stellt der Stadtbrandinspektor klar.
In Sekunden entscheiden
Abstand vom Brandherd halten sei in solchen Fällen oberstes Gebot. Und der Einsatzleiter müsse seine Leute genau im Blick haben und auf mögliche Gefahren hinweisen. Das Leben der Feuerwehrleute hänge „von Entscheidungen ab, die man oft innerhalb von Sekunden trifft“, schildert Kaiser. Also muss jeder Handgriff sitzen. (Bild: Berno Nix)
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