Bürstadt. Auf sein „Positiv-Energie-Haus“ ist Werner Kruck stolz. Die Solarmodule produzieren mehr Strom, als er in seinem Eigenheim in Bobstadt verbrauchen kann. Auf seine Grundwasserwärmepumpe hat der 64-Jährige vor Jahren sogar ein Patent angemeldet. Kruck hat alles selbst installiert, in diesen Tagen dämmt er nun die Fassade - und nimmt sich zwischendurch Zeit für ein Gespräch. Um zu erklären, warum er Bürgermeister von Bürstadt werden will und für die FDP antritt.
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Werkzeugmacher, Augenoptiker, IT-Fachmann, zudem Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler: Richtig fassen lässt sich Werner Kruck kaum, er hat vieles ausprobiert, fast alles - bis aufs Maschinenbau-Studium - zu Ende gebracht und daher etliche Abschlüsse und ein breites Wissen auf vielen Gebieten vorzuweisen. Den 64-Jährigen beschäftigen viele Fragen und Probleme unserer Zeit. Für die FDP, der er seit sechs Jahren angehört, wirkt er im Landesfachausschuss Bildung mit.
Attraktives Wohnbauprojekt mit Ärzten und Restaurant im Sinn
Liberale Ideen liegen ihm, ohne dass ihm grüne Vorstellungen fremd wären, gesteht er. Dass er die Werte einer ökologisch-sozialen Marktwirtschaft vertritt, hat er schon als Kandidat der Familienpartei bei der Bundestagswahl 2005 betont. Dogmatisches Denken innerhalb der Parteien lehnt er dagegen völlig ab. Viel lieber lässt er sich von guten Vorschlägen überzeugen. „Es gibt so viele kluge Leute, die etwas wissen und beitragen können.“ Leider würden diese nie in die lokale Politik gehen. Doch vor Ort könne man wenigstens noch etwas bewegen, die Strukturen auf Bundesebene seien viel zu starr.
Beruflich vielseitig
- Geboren ist Werner Kruck 1960 in Duisburg, er wächst bei Köln und im Schwarzwald auf. Zunächst absolviert er eine Ausbildung zum Werkzeugmacher, später zum Augenoptiker, macht die Fachhochschulreife und studiert Sozial- sowie Wirtschaftswissenschaften. In seiner Doktorarbeit - mit Stipendium der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung - geht’s um Franz Oppenheimer als Vordenker der sozialen Marktwirtschaft und das Genossenschaftswesen.
- Nach seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter lässt sich Kruck als IT-Systemadministrator ausbilden und unterrichtet an den beruflichen Schulen Lampertheims. Seit 2007 betreibt er die Firma Marmor Kruck mit Mosaiken und Diamantschleifmitteln.
- Kruck zieht 2003 mit Familie nach Bürstadt, 2005 nach Bobstadt. Er ist geschieden, hat einen 16-jährigen Sohn und eine 20 Jahre alte Tochter. cos
Kruck will als Bürgermeister auf das Know-how der Einwohner setzen. Als Beispiel nennt er die kommunale Wärmeplanung. Für ein Konzept brauche man kein externes Fachbüro bezahlen, das könne man mit den eigenen Bürgern erarbeiten. „Dafür müssen wir Räume zum Diskutieren und Austausch schaffen.“ Das geschehe viel zu wenig - und wenn überhaupt, viel zu oberflächlich. Eine richtige Bürgerbeteiligung wünscht sich Kruck auch beim Thema Wohnraum. Nicht nur, um den Mangel zu beheben, sondern auch um der Einsamkeit im Alter vorzubeugen. Kruck stellt sich attraktive Bauprojekte mit Bewohnern, die sich gegenseitig unterstützen, sowie mit Restaurant und medizinischer Versorgung vor. Dann würden weniger Senioren alleine in großen Häusern leben. Zudem sollten Städte jungen Ärzten ohnehin Praxisräume zur Verfügung stellen. Der Sozialwissenschaftler erinnert an den Genossenschaftsgedanken und daran, wie sinnvoll es ist, wenn sich Bürger zusammenschließen und investieren.
Das Grundproblem ist aus seiner Sicht, dass zu wenig geredet werde. „Wir lamentieren über Bildungsprobleme, gehen aber nicht in die Tiefe, um etwas zu ändern. Das ist in hohem Maße frustrierend“, sagt Kruck. In seiner Zeit als Lehrer habe er vor den erwachsenen Berufsschülern „nicht frontal doziert, sondern Themen entwickelt. Ich breche mir keinen Zacken aus der Krone, wenn jemand eine bessere Idee hat als ich.“ Das sei wertvoll, genauso ein respektvoller Umgang mit dem Personal. Mit seinem Wissen in Verwaltungs- und Arbeitsrecht, Psychologie und Statistik bringe er viele Voraussetzungen für das Amt als Rathauschef mit. Er sei zwar 64, aber körperlich wie geistig topfit.
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Als sich ein anderes FDP-Mitglied zur Kandidatur entschlossen hatte, kam er selbst ins Grübeln - und entschied sich nach gründlichem Überlegen und Gesprächen mit den Kindern und seiner Partnerin dafür. Inzwischen ist Kruck auch der einzige Interessent der Liberalen. Offiziell nominieren werden sie ihn erst am 16. September, aber das Votum gilt als Formsache. Von Ruhestand will Kruck nichts wissen - selbst wenn es nicht klappen sollte als Bürgermeister. Seine Arbeit sei auch sein Hobby. Seine Firma Marmor Kruck vertreibt Mosaike und Diamantschleifmittel. Mit der Gründung 2007 kehrte er zurück zu den Wurzeln als Werkzeugmacher. Dies ließ sich gut vereinbaren mit der Betreuung der Kinder.
Von „Wahlkampf“ hält Kruck übrigens nichts. Seiner Ansicht nach sollte es um die besten Inhalte und Konzepte gehen. Sein Gesicht will er jedenfalls nicht überall plakatiert sehen. Besser fände er es, dass interessierte Bürger seine Internetseite werner-kruck.de anklicken und lesen, für was er steht.
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