Kleinkunstabend

Wenn Narren aus Mainz bei Fastnachtern aus Bürstadt zu Gast sind

Besondere Gäste hatte der Spiel- und Kulturkreis Bürstadt zum Kleinkunstabend eingeladen. Mit Thomas Becker und Martin Krawietz vom Mainzer Liederkranz sowie Johannes Bersch versammelte sich die geballte närrische Kompetenz

Von 
Jutta Fellbaum
Lesedauer: 
Gabi und Gregor Winkler (r.) überraschen die Mainzer Gäste Johannes Bersch (v. l.), Thomas Becker und Martin Krawietz mit einem alten Bürstädter Lied. © Jutta Fellbaum

Bürstadt. „Ei, isch lach mich kabutt! Ich hab gedachd des währ so e Chorsingerei – und jetzt des…“. Beim Verlassen des Vereinsheims des Spiel- und Kulturkreises 50 (SKK) in Bürstadt wollten sich drei reifere Damen gar nicht beruhigen. Denn mit dem Mainzer Liederkranz hatten sie sich beim Kleinkunstabend köstlich amüsiert, gegessen, getrunken, gesungen und noch mehr gelacht.

Dieser Liederkranz ist vom etwas verstaubten Image eines altehrwürdigen Chors so weit entfernt wie die Sonne vom Mond oder die Beatles von Richard Wagner, wovon sich die Zuhörerinnen und Zuhörer bei diesem Mitsing-Abend überzeugen konnten. Die Gäste ölten dabei ihre Stimmbänder mit süffigem Wein und anderen Getränken. Dazu gab es eine reichhaltige Schlachtplatte und selbst gemachten Kochkäs’.

Der SKK-Vorsitzende Markus Heiser übergab nach der Begrüßung das Mikrofon an Thomas Becker und Martin Krawietz. Beide sind aus der Mainzer Fastnacht bekannt und bei den „Schnorreswacklern“ vom Gonzenheimer Karnevalverein aktiv. Severin Geisler begleitete das Duo am Keyboard. Als Gast war Johannes Bersch mit von der Partie. Ihn kennen die Fernsehzuschauer in seiner Paraderolle als „Moguntia“, in der er unter anderem in „Mainz bleibt Mainz“ die politische Landschaft humoristisch aufmischt.

Parodie auf Lauterbach

So parodierte er Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach täuschend echt. Dazu passte der Karnevalssong „Loss en trinke“ mit dem Refrain „Sonst verderrt er der“. Auch sein Vergleich zwischen Boris Rhein und Nancy Faeser – schließlich habe man Vater Rhein in seinem Bett gesehen, aber keiner die Mutter von Faeser – fand Anklang.

Doch die Hauptakteure des Abends, die ein ganz besonderes Liedertextbuch für ihr Publikum mitgebracht hatten, waren Becker und Krawietz. Sie animierten nicht nur zum Mitsingen von karnevalistischen Evergreens, sondern schlugen auch im Mainzer Dialekt eine Brücke zwischen den Städten im Ried und am Main.

So dichteten sie Dschingis Khans „Moskau“ um in „Bäschdadd – fremd unn geheimnisvoll“ oder benutzten die Melodie von „All you need is love“ in „Ried, Ried, Ried, du bist mehr als nur ein Feuchtgebiet“. Neben einem „Meenzer English Blues“ intonierte Johannes Bersch als Kammersänger sogar weihnachtliche Lieder und gab ihnen einen kleinen frivolen Anstrich.

Gekonnte verbale Seitenhiebe, die Johannes Bersch in Richtung Bundesaußenministerin Baerbock verteilte, gehörten ebenso zum Programm wie die gesungene Liebesgeschichte zwischen „Blunze und Läwwerworschdsche“. Natürlich fehlte auch „Gell, Du hast mich gelle gern“ nicht. Zwischendurch rauschte zu „Olé, olé Fiesta“ eine Polonaise der Helfer durch den Saal.

Eigengewächse am Start

Doch weil der SKK auch ein Karnevalverein ist, Sangen Gabi und Gregor Winkler das Lied vom „Bäschdädder Wasser“, das Gregor Winklers Vater vor 60 Jahre geschrieben hatte. Der zweite Vorsitzende Hans Ludwig ließ zudem die Bäschdädder Sainawwelskett aufleben. „Thank you for the music“ bildete eigentlich den Abschluss des vergnüglichen Abends.

Ohne Zugaben wurden die karnevalistischen Schwergewichte aber nicht von der kleinen Bühne entlassen. Mit viel Spaß sangen Publikum und Akteure gemeinsam „Quellkartoffel mit Dupp, Dupp“. Fast andächtig dagegen waren alle bei dem Thomas-Neger-Song „Im Schatten des Doms“ beim großen Finale, bei dem sich alle den Narrenspiegel vors Gesicht hielten.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Südhessen Morgen