Wechsel in Bürstädter Arztpraxis steht bevor

Bürstadt. Dass die Patienten an manchen Tagen von gleich zwei Ärzten begrüßt und behandelt werden, kommt gerade gut an in der Praxis von Michael Moser in Bürstadts Nibelungenstraße. Der 64-Jährige hört bald auf, deshalb sind seine Nachfolger Carlita und Marc-André Holl übergangsweise mit dabei. „Die Patienten freuen sich, dass es weitergeht, und ich freue mich, die Menschen schon jetzt kennenzulernen“, erzählt Carlita Holl. Bevor sie und ihr Mann ab Oktober dann so richtig – und ohne den erfahrenen Kollegen – loslegen, wollen sie aber noch streichen und die Technik erneuern. Deswegen bleibt die Praxis ab 14. September für zwei Wochen geschlossen.

Gewirbelt haben Holls bereits in Mosers August-Urlaub in den Räumen. Sie haben eine Wand eingezogen, um aus dem großen Wohn- beziehungsweise Pausenraum in der Praxis zwei getrennte Zimmer zu machen. Neben dem Funktionsraum und dem Labor wollten sie noch ein zweites Behandlungszimmer schaffen. Jetzt werden noch Kabel meterweise verlegt, die für die neue Technik gebraucht werden. Künftig sollen Patienten online Termine vereinbaren und Rezepte bestellen können.

Akupunktur, Chirotherapie und Botox-Behandlung möglich

Neben dem gewohnten hausärztlichen Spektrum wollen Holls Akupunktur und Manual- sowie Chirotherapie anbieten. Zudem ist als Privatleistung eine Faltenbehandlung mit Botox möglich. Mosers großen Patientenstamm von 1400 Patienten im Quartal übernehmen die beiden gerne. Langfristig können sie sich zudem vorstellen, die Zahl noch zu steigern. Zunächst wollen sie aber nicht zu rasch beginnen, da sie eine kleine Tochter von einem Jahr haben.

Für Michael Moser beginnt nun bald eine ruhigere Zeit, in der er mehr Sport machen und verreisen kann. Dass mit Carlita und Marc-André Holl zwei junge Mediziner nach Bürstadt kommen, betrachtet er als „sehr, sehr gute Nachricht für die Stadt“. Denn der 64-Jährige hatte sich schon große Sorgen gemacht, wie die Lage aussieht, wenn er in Ruhestand geht. Immerhin hatte es vor zehn Jahren in Bürstadt noch sechs niedergelassene Hausärzte gegeben. Wolfgang Schmidt hörte 2015 auf, danach folgte krankheitsbedingt Eugen Schreiber, der sogar kurz darauf verstarb. Als sich Hans Kurnatowski vor fünf Jahren aus Altersgründen zurückzog, blieb dessen Praxis ebenfalls leer. Zu Mosers Erleichterung bot ihm Kurnatowski dann an, in seiner Praxis einige Stunden zu übernehmen und ihn zu entlasten. Kurnatowskis Frau half zudem bei der Organisation mit.

Wegen des Hausärzte-Mangels hatte Moser gar nicht erwartet, auf sein Inserat bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) hin Interessenten – und tatsächlich auch Nachfolger – zu finden. Der 64-Jährige war bereits darauf eingestellt, länger zu arbeiten, um die Patienten nicht im Stich zu lassen. Aber so ist ihm das viel lieber: Gleich zwei Ärzte, die mit Mitte 30 viel Energie mitbringen für die Versorgung der Menschen. Moser imponiert auch, was Holls privat so umtreibt: Das Paar hat ein Segelboot selbst restauriert und damit vor fünf Jahren eine Weltreise unternommen.

Aktuell finden Patienten noch an drei Stellen Hilfe: am Jahnplatz die Gemeinschaftspraxis mit drei Ärzten, die Praxis von Vinh Hoan Du und Thuy-Thuy Truong in der Mainstraße sowie jene von Moser beziehungsweise von Holls in der Nibelungenstraße 72 über der Apotheke. Seit 1990 praktiziert Moser, der in Viernheim lebt, in Bürstadt. Zuletzt hat ihn vor allem der stets zunehmende bürokratische Aufwand genervt. Eins macht er deutlich: Seine Aufgabe habe ihm immer Freude bereitet. Deswegen kann er sich auch vorstellen einzuspringen, sollten Holls in Urlaub fahren. Aber eins nach dem anderen.