Jubiläum

Was es so anstrengend macht

Das Gerüst am Eingang ist weg, die Bewohner sitzen wieder gerne vor der Tür im Schatten. Die Baustelle bleibt dem Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth in Bürstadt aber noch eineinhalb Jahre erhalten

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Corinna Busalt
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Wollen trotz 100. Geburtstag in Bewegung bleiben: Birgit Mascetta (v.l.), Ingrid Schich-Kiefer, Benedict Pretnar, Stefanie Rhein und Melanie Hagedorn vor St. Elisabeth. © Nix

Bürstadt. Das Gerüst am Eingang ist weg, die Bewohner sitzen wieder gerne vor der Tür im Schatten. Die Baustelle bleibt dem Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth in Bürstadt aber noch eineinhalb Jahre erhalten. „Ende kommenden Jahres sollen Umbau und Sanierung fertig und die Bewohner auch eingezogen sein“, sagt Benedict Pretnar, der das Haus leitet.

Von den alltäglichen Herausforderungen – vor allem auch durch die Pandemie – berichten die Mitarbeiter in St. Elisabeth. Dabei gibt’s aber auch Grund zu feiern: Der Caritasverband Darmstadt ist vor genau 100 Jahren gegründet worden. „1922 war geprägt von Armut und hoher Inflation“, sagt Direktorin Stefanie Rhein und erinnert an die aktuellen Sorgen durch Corona, den Ukraine-Krieg und hohe Energiepreise. Zwar seien die Strukturen heute viel besser – gerade in der Pflege, aber leicht sei es keineswegs. So sind aktuell sieben Bewohner und fünf Mitarbeiter mit dem Virus infiziert.

Positiv getestete Senioren bleiben laut Pflegedienstmitarbeiterin Melanie Hagedorn separat in ihrem Bereich, damit nicht das ganze Haus gesperrt werden müsse. „Bei uns kommen symptomfreie Mitarbeiter nicht zum Dienst, sondern sind daheim“, betont Heimleiter Pretnar. Diese Ausfälle müssen die Kollegen auffangen – obwohl es schon offene Stellen im Haus gibt. Vier Fachkräfte, fünf Pflege- und zwei Alltagshelfer sucht Pretnar gerade.

Als sehr anstrengend findet Sozialdienstleiterin Birgit Mascetta die wiederkehrenden Diskussionen mit Besuchern. Denn diese dürfen nur mit negativem Testergebnis ins Haus. Das aber wollen viele nicht einsehen, obwohl der Nasenabstrich sogar vor Ort während der Besuchszeit durch Pflegekräfte möglich ist. Laut Pretnar jedoch eine „Mammutaufgabe: Es wäre für uns eine große Erleichterung, wenn sich die Gäste zuvor woanders testen lassen würden. Dann hätten wir mehr Zeit für die Betreuung.“

Mit Humor an die Arbeit

Um trotz all der Anstrengungen mit positivem Schwung an die Arbeit zu gehen, hat die Caritas ihre Mitarbeiter zum Jubiläum zu Fachtagungen eingeladen. So hat sich Pretnar gerade beim Hirschhausen-Institut in Sachen „Humor hilft heilen“ weitergebildet. „Wir dürfen nicht die Zuversicht verlieren in der Versorgung, sondern wollen mit Lebensmut an die Arbeit gehen“, sagt der Heimleiter. Und Birgit Mascetta von der Pflege betont, wie stark die Teams trotz ständig neuer Anforderungen zusammenhielten.

Denn die Arbeit bleibe angesichts von Pandemie und Fachkräftemangel eine Herausforderung: Bei Beidem sei kein Ende absehbar. Hinzu kommt noch die Baustelle, die das Haus weitere eineinhalb Jahre im Griff hält. Der zweite Teil des Altbaus wird gerade umgestaltet – weg von Doppel- hin zu Einzelzimmern. Allerdings ist die Nachfrage nach Plätzen laut Direktorin Rhein so hoch, dass sie überlegen, doch wieder einige Zimmer doppelt zu belegen. Nicht nur im Fall von Ehepaaren, sondern auch bei Menschen, denen es guttue, wenn sie nachts nicht alleine seien. Im Moment leben 78 Menschen in St. Elisabeth, nach der Baumaßnahme sollen es zwischen 94 und 110 Personen sein.

Mit dem Umbau werden Hausgemeinschaften eingerichtet, die ihre Mahlzeiten selbstständig im eigenen Bereich vorbereiten. Zum Teil läuft das schon – im neuen Anbau nebenan sowie im bereits fertiggestellten Altbau, aber der Rest des Hauses wird noch über die Großküche wie in der herkömmlichen Pflege versorgt. „Wir fahren gerade zwei Konzepte parallel, das macht sehr viele Absprachen nötig“, erklärt Benedict Pretnar. Zudem ist die Baustelle abgeriegelt, das macht viele extra Wege nötig. Doch Arbeiter und Bewohner sollen sich möglichst nicht treffen – zum Schutz vor Corona.

Wenn es an Abrissarbeiten geht, wird es schon auch sehr laut im Haus, hat Stefanie Rhein erfahren. „Deshalb haben wir Ruhezeiten vereinbart.“ Wobei Mascetta die ständigen Diskussionen mit Besuchern über Regeln zum Schutz der Senioren fast anstrengender findet als die Baustelle. Doch sie freut sich mit Kollegin Ingrid Schich-Kiefer, dass die Pandemie wieder mehr möglich macht: Die Männer begegnen sich wieder in ihrer Runde, pflegende Angehörige treffen sich zum Gespräch. Das Senioren-Frühstück nehmen sie nun in kleinerem Kreis wieder auf, kommende Woche stoppt ein Modemobil mit Kleidung und Schuhen für Senioren, und einen Spiele-Nachmittag soll es auch bald geben. „Früher war unsere Cafeteria ein ganz toller Ort zur Begegnung und zum Austausch. Von außen sind viele Leute zum Mittagstisch gekommen, um gemeinsam zu essen.“ Mascetta hofft, dass auch das bald wieder geht.

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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